Die meisten Politiker haben noch einen Beratungsbedarf

Schermbecker Parteien/Fraktionen äußern sich zur Gestaltung des Grundschulverbundes

Am Mittwoch (18.) wird die Machbarkeitsstudie zum künftigen Standort des Grundschulverbundes im Schulausschuss beraten (wir berichteten). Im darauffolgenden Tagesordnungspunkt stellt Schulleiterin Jessica Steigerwald ein mögliches pädagogisches Konzept vor.

Der Hauptstandort des Grundschulverbundes grenzt (unten) unmittelbar an jenes Gelände an, das in der Machbarkeitsstudie als favorisierter Standort für einen Schulneubau bewertet wird. Ob einer oder beide bestehenden Standorte des Grundschulverbundes bestehen bleiben soll oder einer von zwei weiteren Standorten einen Schulneubau erhalten wird, soll bis zur Ratssitzung am 9. Oktober feststehen. Luftbild: Helmut Scheffler

Ausführliche Stellungnahme der SPD

Die SPD hat als erste Partei kurz nach der Vorlage der Machbarkeitsstudie eine ausführliche Stellungnahme abgegeben.

„Die SPD hat in den letzten Jahren immer wieder über die Frage einer neuen Schullandschaft für Schermbeck diskutiert“, teilt die SPD-Vorsitzende und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Petra Felisiak mit und fügt hinzu, „in den letzten Wochen wurde uns zusätzliches Informationsmaterial zur Verfügung gestellt und wir konnten uns sogar eine kürzlich renovierte und erweiterte Schule anschauen. Aus unserer Sicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, Farbe zu bekennen. Jeder sollte nun in der Lage sein, sich für eine Variante zu entscheiden. Jede weitere Information bekräftigt nur die jeweilige Meinung zur Schullandschaft. Die SPD positioniert sich klar und deutlich! Die SPD ist für eine Zusammenlegung beider Schulen und darüber hinaus für einen Neubau auf dem noch zu erwerbenden Grundstück an der Weseler Straße. Nur ein Neubau kann die heute bekannten pädagogischen Erfordernisse berücksichtigen, während eine Renovierung und Umbau der bestehenden Gebäude immer nur eine Kompromisslösung für die pädagogische Arbeit bedeuten kann; und das dann für Jahrzehnte!“

Einer der vier Standorte für die Errichtung der künftigen Grundschule ist die mit A gekennzeichnete langgestreckte, helle Fläche zwischen den Dachziegelwerken Nelskamp (l.), dem jetzigen Hauptstandort des Grundschulverbundes (am oberen Rand der hellen Fläche) und dem Friedhof der Georgsgemeinde (r.). Luftbild: Helmut Scheffler

Für die eindeutige Position der SPD gibt Felisiak einige Begründungen an: „Wir alle wissen, dass in einem optimal gestalteten und eingerichteten Schulraum nicht nur die Motivation, sondern auch die Leistung der Schüler zunimmt. In einer schönen Umgebung lebt und lernt es sich besser. Weiterhin wurden aus unserer Sicht in den letzten Wochen die Bedürfnisse des Lehrerkollegiums zu wenig berücksichtigt. Wenn die Pädagogen immer nur Kompromisse eingehen müssen, weil die Räumlichkeiten unzureichend sind, sie sich mehr auf die Organisation konzentrieren als auf die Schulung unserer Kinder, kommt im Laufe der Zeit Frust auf. Der Neubau würde den Standort Schermbeck für Lehrer*Innen attraktiver machen. Darüber hinaus könnte sich Schermbeck als Vorbild für die Attraktivität des Lehrerberufes entwickeln, die der Beruf so dringend nötig hat.“

Petra Felisiak
Petra Felisiak SPD

Auch zu den Kosten äußert sich Felisiak: „Bei der Frage der entstehenden Kosten sei daran erinnert, dass die alten Grundstücke veräußert werden können, Zuschüsse von Land und Bund zur Verfügung stehen und Darlehen so günstig wie nie zu haben sind. Wir investieren in die Zukunft unserer Kinder!“

Die Stellungnahme der SPD endet mit dem Satz: „Vor diesen noch nicht einmal vollzählig aufgelisteten Argumenten sagt die SPD Schermbeck ja zu einem Grundschul-Neubau.“

CDU hat noch keine Mehrheitsmeinung

Für eine solch eindeutige Position konnte sich keine der weiteren Parteien/Fraktionen entscheiden. Die CDU hat noch keine Mehrheitsmeinung für eine der vier Varianten ermittelt. „Es gibt in unserer Fraktion durchaus unterschiedliche Meinungen“, teilte der Fraktionsvorsitzende Klaus Schetter mit.

Klaus Schetter CDU Schermbeck
Klaus Schetter CDU Schermbeck

In einem ersten Schritt werde man in der Fraktionssitzung am kommenden Montag darüber beraten, ob der Grundschulverbund auf dem Gelände einer der beiden bisherigen Grundschulen platziert werden soll oder ob man einen Neubau auf einer der beiden bislang unbebauten Standorte bevorzugen möchte. In der darauffolgenden Woche wolle man dann einen konkreten Standort festlegen. Von der Behandlung der Machbarkeitsstudie in der Sitzung des Schulausschusses am kommenden Mittwoch verspricht sich die CDU noch etwas mehr Klarheit. „In der Studie gibt es Ansätze- besonders im Zahlenwerk, die nicht ganz folgerichtig sind“, bemängelt Schetter.

Erhebliche Zweifel

Ulrike Trick Bündnis90-Die Grünen Schermbeck
Ulrike Trick Bündnis 90/Die Grünen

Für Ulrike Trick, die Vorsitzende der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, müssen noch Aussagen in der Machbarkeitsstudie überprüft und beraten werden. Dazu zählt“, so Trick, „ zum Beispiel die Differenz zwischen den angegebenen Kosten für Renovierung und Umbau der Schulen in Schermbeck und den tatsächlichen Kosten der besichtigten Bruchschule in Dinslaken. Wir haben erhebliche Zweifel, dass die SPD-Fraktion bereits am Montagabend die zur Verfügung stehenden Unterlagen geprüft hatte und auf dieser Basis zu ihrer Entscheidung gekommen ist.Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass es sich hier wieder einmal, ähnlich wie bei dem Antrag auf Ausrufung des Klimanotstands, um eine Verzweiflungstat handelt, in dem Bestreben, auf irgendeinem Feld der Schermbecker Politik mal ´Erster` zu sein. Den Wunsch des Lehrerkollegiums nach einem Standort können wir nachvollziehen und werden auch entsprechend votieren. Die Frage, ob es einen Neubau geben muss oder kann, ist letztendlich eine Abwägung zwischen den pädagogischen Ansprüchen und Erfordernissen und der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinde. Ein Neubau ist sicherlich eine Investition in die Bildung der nachfolgenden Generationen, bedeutet aber auch eine Erhöhung der Schuldenlast für dieselben. Von daher behalten wir uns vor, erst nach gründlicher Prüfung aller Fakten eine abschließende Entscheidung zu treffen.“

Genaue Investitionskosten

Klaus Roth von Bürger für Bürger Schermbeck
Klaus Roth Bürger für Bürger

Ähnlich zurückhaltend fällt die Stellungnahme des BfB-Fraktionsvorsitzenden Klaus Roth aus: „Es gibt sicherlich eine Tendenz. Ohne eine Besichtigung der beiden bestehenden Grundschulen – siehe unser Antrag vom 01.09.19 -, ohne genaue Investitionskosten zu kennen – bisher liegen nur widersprüchliche Angaben vor -, ohne intensiv die endgültige Machbarkeitsstudie intern beraten zu haben, ohne die mittelfristige Haushaltssituation der Gemeinde Schermbeck zu kennen, werden wir derzeit keine öffentliche Stellungnahme abgeben. Sich nur auf die Wünsche von Frau Steigerwald und Herrn Rexforth zu verlassen, wie es die SPD-Fraktion macht, wäre oberflächlich und fahrlässig.“

Zur Frage, ob man die Anbindung eines kommunalen Bildungszentrums anstreben sollte, hatte sich Roth bereits in einer früheren Ausschusssitzung ablehnend geäußert. Er verwies auf das Dorfgemeinschaftshaus, auf Räumlichkeiten in den kirchlichen Einrichtungen, in der Gesamtschule und im Abrahamhaus. H. Scheffler

Am Mittwochabend fand – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – für die politischen Vertreter der Gemeinde eine Besichtigung beider Grundschulen statt. Schulleiterin Jessica Steigerwald führte die Teilnehmer durch die Räume. Seit dem Eindruck von den baulichen Zuständen steht für den CDU-Gemeindeverbandsvorsitzenden Ulrich Stiemer persönlich fest, dass er für einen Neubau votieren wird.

Vorheriger ArtikelGartenmonat Oktober – was im Garten im Oktober zu tun ist
Nächster ArtikelDie schnellste Taube flog zu Jüttermann nach Lembeck
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.