Die Erweiterung der Schermbecker Kläranlage hat begonnen

Ein riesiges Loch in der bisherigen Weide zwischen Kläranlage und ehemaliger Gietlingsmühle ist nur der Anfang einer Baumaßnahme, die im Jahre 2020 enden soll. Der in Essen ansässige Lippeverband erweitert die Schermbecker Kläranlage.

    Der „Zahn der Zeit“ hat an der im Februar 1971 eröffneten Kläranlage, die im Jahre 1992 zum letzten Male geändert wurde, mächtig genagt. Da seit dem Jahre 2012 auch die Anschlussgröße von 16 000 Einwohnergleichwerten immer wieder im politischen Raum hinterfragt wurde, hatte sich der Lippeverband zur Modernisierung und Erweiterung entschlossen.

Zwischen Kläranlage (r.) und ehemaliger Gietlingsmühle (außerhalb des linken Bildrandes) entsteht derzeit im ersten Abschnitt der Erweiterung der Kläranlage das Nachklärbecken. Foto: Helmut Scheffler
Zwischen Kläranlage (r.) und ehemaliger Gietlingsmühle (außerhalb des linken Bildrandes) entsteht derzeit im ersten Abschnitt der Erweiterung der Kläranlage das Nachklärbecken. Foto: Helmut Scheffler

    Der Entwurf der Umbaumaßnahme wurde im Dezember 2014 eingereicht und am 3. Juli 2015 von der Bezirksregierung Düsseldorf genehmigt. Im September 2015 wurde die Baumaßnahme im gemeindlichen Bau- und Liegenschaftsausschuss vom Projektleiter Andreas Dudzik und von der Betriebsleiterin Ulla Hülser vorgestellt. Am 15. Dezember hatten die Bürger Gelegenheit, sich im Rahmen einer öffentlichen Anhörung im Begegnungszentrum kritisch zur Erweiterung der Kläranlage zu äußern.

      Der vierjährige, relativ lange Umbau-Zeitraum erklärt sich dadurch, dass die Maßnahme nur schrittweise durchgeführt werden soll, weil die Kläranlage weiterhin ununterbrochen arbeiten wird. Die Baumaßnahme soll in fünf Bauabschnitten erfolgen und betrifft fast den gesamten Bereich der 5136 Quadratmeter großen genutzten Fläche.

     Im ersten Bauabschnitt werden das Nachklärbecken, das Rücklaufschlammpumpwerk und Rohrleitungen erneuert. Um das Nachklärbecken bauen zu können, wurden bereits im Februar auf der bisherigen Weide Rodungsarbeiten durchgeführt, die mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Wesel abgestimmt wurden. Die Rodungsarbeiten mussten nach den Naturschutz-Bestimmungen vor Beginn der Brutzeit bis Ende Februar abgeschlossen sein.

Damit die Bauarbeiten ohne Wassereinbruch durchgeführt werden können, wird seit einigen Wochen das Grundwasser aus dem Baubereich abgepumpt und in den nahen Mühlenbach geleitet. Foto: Helmut Scheffler
Damit die Bauarbeiten ohne Wassereinbruch durchgeführt werden können, wird seit einigen Wochen das Grundwasser aus dem Baubereich abgepumpt und in den nahen Mühlenbach geleitet. Foto: Helmut Scheffler

     Seit mehreren Wochen wird das Grundwasser bis zu vier Metern abgesenkt und das Wasser in den nahen Mühlenbach gepumpt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es dadurch zu Gebäudeschäden kommen kann. Deshalb wurde bereits vor Baubeginn von Fachleuten eine gutachterliche Beweissicherung vorgenommen.

    Inzwischen haben die Bagger mächtig gewühlt. Die Lage des Nachklärbeckens ist bereits deutlich zu erkennen. Das bei der Ausschachtung angefallene Material besteht fast ausschließlich aus Sand, der von der Lippe beim Mäandrieren abgelagert wurde und gleich beim Bau zum Mauern verwendet werden kann.

      Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts werden das Betriebsgebäude und das Rechengebäude umgebaut. Mit dem Umbau der Nachklärung und der so genannten Belebung wird sich der dritte Bauabschnitt befassen. In den letzten beiden Bauabschnitten wird unter anderem das „Essener Becken“ abgerissen. Die letzten Maßnahmen stehen im Bereich des Faulbehälters, des Sandfangs und der Vorklärung an.

    Im landschaftspflegerischen Begleitplan ist ein zehn Meter breiter Uferrandstreifen am Mühlenbach an der Westseite des Geländes ausgewiesen. Der Lippeverband ist in der Lage, alle Ausgleichsmaßnahmen für erforderliche Eingriffe in den Naturhaushalt auf dem eigenen Gelände vorzunehmen.

   Für den zweiten Bauabschnitt, den Umbau des Betriebsgebäudes, sowie für den Umbau und die Instandsetzung des Rechengebäudes, sind inzwischen Ausschreibungen erfolgt. Die Angebotsfrist endet am 8. Juni. Die Arbeiten sollen am 1. August beginnen und bis zum 16. Januar 2017 beendet werden. Für die Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Lüftungsarbeiten an dem Betriebsgebäude läuft die Angebotsfrist am 5. Juli ab. Für die elektrotechnischen Arbeiten endet die Angebotsfrist am 2. August. Die Ausführung der Arbeiten beginnt am 19. September und endet am 3. Februar 2020. In diesem Zeitraum soll die Erneuerung der Mittelspannungsschaltanlage einschließlich Transformator und der Niederspannungsschaltanlage ebenso erfolgen wie die Erstellung neuer Kabelwege und Verkabelungen zu den einzelnen bestehenden und neuen Verbrauchern. Folgende Arbeiten sind vorgesehen: eine 10kV-Schaltanlage bestehend aus 3 Feldern, ein Transformator, eine 400-Volt-Niederspannungsschaltanlage 30 Felder, eine USV-Anlage, Installationen sowie Arbeiten für die Automatisierungstechnik und Erneuerung der Prozessleittechnik.

   Nach der Fertigstellung der Arbeiten ist die Kläranlage für insgesamt 18 000 Einwohnergleichwerte ausgerüstet. Das reicht problemlos aus für die Aufnahme der Schmutzwässer aller derzeit im Ausbau befindlichen Wohngebiete und die regelmäßig in den Außenbereichen stattfindenden Ausbauten von Bauernhöfen zu Wohnzwecken. H.Sch.

 

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.