Circus Rondel bekehrt Zirkusmuffel

Circus Rondel bekehrt Zirkusmuffel und begeisterte große und kleine Zuschauer

von Yvonne Bauhaus

Zugegeben, die Aussicht darauf, den Abend des 12.10.2018 nicht auf dem heimischen Sofa, sondern auf einer unbequemen Holzbank in einem Zirkuszelt zu verbringen, löste in mir keine sonderlich große Begeisterung aus.

Schließlich finde ich Zirkus ja grundsätzlich doof. Ich lass mir ungern demonstrieren, wie wenig mein eigener Körper so kann und auf Kalauer von Clowns stehe ich auch nicht. Von den vollkommen übertriebenen Preisen sehe ich mal ab. 

Luftballons jonglieren?

Dass der Circus Rondel anders ist, war mir bewusst. Mir war bekannt, dass die Kinder der Hermann-Landwehr-Grundschule eine Woche lang trainiert haben, um Ihre Angehörigen und Freunde zu einer finalen Zirkusvorstellung einzuladen und dort zu präsentieren, was sie beigebracht bekommen haben. Aber was sollte das schon großartig sein? Luftballons jonglieren?

Circus Rondel bekehrt Zirkusmuffel

Eine Freundin aus dem Siegerland berichtete vor längerer Zeit schon einmal begeistert über den Circus Rondel, aber die war befangen, schließlich trat damals ihr eigener Sohn dort auf und da findet man als Mutter ja gern mal alles schön, was einem geboten wird. 

Aufregung lag in der Luft

Aber nun waren wir eingeladen und ich machte mich mit meinem Sohn (7 Jahre) und meiner Tochter (3,5 Jahre) auf den Weg zum alten Sportplatz nach Brünen.

Dort lag Aufregung in der Luft. Eltern, Großeltern und Freunde der Schüler warteten auf Einlass, es duftete nach Popkorn und Waffeln und im Zelt wurde ich überrascht, dass die typischen Holzbänke im Lauf der letzten Jahrzehnte recht bequemen Stuhlreihen mit Lehnen gewichen waren.

Circus Rondel

Es ging recht bald los mit einer Clownsnummer, über die ich glatt schmunzeln musste. Es war tatsächlich witzig. Der Chefclown war nicht da, also musste ein neuer erwählt werden und dieser musste natürlich mit viel Witz und Charme geschminkt und verkleidet werden. Dann ging die tatsächliche Vorstellung los.

Es folgte eine super niedliche Jongleurstruppe, die uns eindrucksvoll zeigte, wie man mit diversen Tellern, Bällen und Tüchern innerhalb von einer Woche das Jonglieren erlernen kann. Ein Mädchen wurde zwischenzeitlich am Seil durch die Luft gezogen. Dann folgte das persönliche Highlight meines Sohnes: der Auftritt der Basketballtruppe, die Trampolinkunststücke vollführte.

Am besten gefielen meinem Junior jedoch die beiden kleinen, eingeschobenen Fortnitetänzchen, die die gesamte Truppe vollführte. Bei ihm war das Eis längst gebrochen. Ebenso bei meiner Tochter, die mittlerweile schon auf der Rückenlehne ihres Stuhles saß, um besser sehen zu können.

Sie strahlte über das ganze Gesicht und klatschte mehr oder weniger taktvoll zur allzeit passenden und wirklich guten Musik. Ganz klar, meine Kinder hatten Spaß! Die Führung durchs Programm war gekonnt und ich war erstaunt, was die Kinder tatsächlich so drauf hatten. Es war herrlich zu sehen, wie stolz und voller Selbstbewusstsein die kleinen Laienartisten die Manege betraten und wie unglaublich professionell sie auftraten.

Die „alten Artisten“ boten eine tolle Show der Artistik mit unfassbar viel Witz, sodass ich mehrfach so gelacht habe, dass mir die Tränen liefen. Ich erinnere nochmal, Zirkus finde ich doof. Es traten mutige Fakire in Begleitung von grandiosen Bauchtänzerinnen auf und lieferten eine beeindruckende Show mit Feuer und Glasscherben. Ziegenbändiger führten vor, was sie mit den Tieren eingeübt hatten.

Die bärtigen Tiere balancierten über schmale Stege und sprangen über Podeste. Es gab eine zauberhafte Nummer mit Tauben. Und längst musste ich mir eingestehen, dass dieser Zirkus mich gepackt hatte. So erwischte ich mich doch nicht nur dabei, verhaltenen Applaus zu spenden, nein, ich stand tatsächlich auf und johlte laut zum Applaus. Die Trapezkünste der Kinder haben mich dann vollends aus den Socken gehauen. Es war fantastisch.

Im Publikum konnte man sehr genau spüren, wie viel Vertrauen die Kinder in ihre großen Artistenfreunde hatten, die sicherlich mit Ihnen diese Nummern eingeübt hatten. 

Das Leuchten in den Augen der Kinder, die ihren Auftritt gerade erfolgreich vorgeführt hatten, überstrahlte sogar das grelle Licht der Scheinwerfer in der Manege. Ich war unglaublich beeindruckt.

Es ist kaum zu glauben, was in dieser kurzen Vorbereitungszeit mit den Kindern eingeübt wurde, wie viel Selbstbewusstsein diesen Kindern gegeben worden sein musste.

Ich empfehle jeder Schule, sich diesen Zirkus heran zu holen und würde mir sehr für meine eignen Kinder wünschen, dass auch ihnen die Teilnahme an diesem Projekt ermöglicht wird. Dieses Ereignis wird ganz gewiss jedem kleinen Artisten ein Leben lang in Erinnerung bleiben, ebenso wie ihren Eltern und Großeltern. Und auch ich werde es nicht vergessen. 

Ich danke der Truppe vom Circus Rondel für ihren tollen Einsatz mit den Kindern, den Lehrern, die dies ermöglicht haben und ganz besonders bedanke ich mich bei jedem einzelnen der kleinen Artisten: Ihr alle habt mir einen wunderschönen und unvergesslichen Abend bereitet.


PS: Im Vorfeld konnte ich einem sozialen Netzwerk entnehmen, dass es einzelne Anwohner gab, die von dieser ganzen Aktion nicht sonderlich begeistert waren. Um ehrlich zu sein, kann ich nicht verstehen, wie man sich einem solch großartigen Projekt gegenüber missmutig äußern kann. Der Zirkus war nur eine Woche vor Ort und auch, wenn es evtl. mit Unannehmlichkeiten verbunden war, so glaube ich, dass man eine Woche bestimmt überstehen kann. Bei mir dürfte diese Truppe sogar den Garten nutzen. 

Cirkus Rondel: Ihr habt Großes geleistet! Und solltet Ihr wieder mal in der Gegend sein: ich bin dabei!

 

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Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.