Biker Christian Arndt – Der rollende Müllsammler aus Gahlen

Christian Arndt aus Gahlen ist mit seinem Rubbish-Bike regelmäßig unterwegs und sammelt das, was andere wegwerfen: Müll. Und davon nicht zu knapp.

Dorsten. Wenn Christian Arndt (47J.) mit seinem Rubbish-Bike unterwegs ist, kommt er stets mit einer gefüllten Tonne zurück. Immer mehr Menschen erkennen den Müllsammler aus Gahlen, der mehrmals monatlich das aufzusammelt, was andere Spaziergänger wegwerfen. Wie er auf diese Idee kam, das erzählt er unserer Kollegin Martina Jansen.

Als aktiver Radfahrer des Radsportclubs RSC Dorsten kennt Christian Arndt zahlreiche Fahrstrecken in und rund um Dorsten. Je öfter er sie fährt, umso mehr fällt ihm die Vermüllung der Natur auf. „Warum können die Menschen ihren Müll nicht wieder mit nach Hause nehmen, sondern lassen ihn einfach an Ort und Stelle fallen?“, fragt sich der gebürtige Dorstener.

Müll rund um die Bank

Bereits vor 15 Jahren sammelte Christian Arndt während seiner Kanufahrten auf der Lippe den herumschwimmenden Müll ein. „Ich muss jetzt auch wieder etwas tun“, ließ er diese Idee erneut aufleben und setzte seinen Vorsatz kurz darauf im August letzten Jahres gleich in die Tat um. Während einer kleinen Verschnaufpause nach der Radtour sammelte er in einer mitgebrachten Tüte alles auf, was dort rund um die Bank nicht hingehörte. Schnell war die Tüte voller Unrat und Christian beschloss, dass es keine einmalige Aktion gewesen sein sollte.

Mit dem für ein halbes Jahr gesponserten E-Bike der Firma Punta Velo ist der
Umweltschützer mehrmals im Monat unterwegs  
Foto: Christian Sklenak

Bei der nächsten Müllsammelfahrt fuhr der engagierte Umweltschützer mit seinem Rad, nun inklusive Anhänger und großer Abfalltonne, los und sammelte erneut all das ein, was Umweltsünder achtlos wegwarfen.

Von der Idee zum erfolgreichen Projekt

„Unfassbar, was ich so alles in den Gräben und auf den Wegen finde“, so der Gahlener. „Ich frage mich wirklich, ob die Leute kein Umweltbewusstsein haben, denn an allen Bänken und Raststellen liegen hauptsächlich zahlreiche Zigarettenschachteln und -kippen und nun natürlich auch Einwegmasken. Dass eine einzige Kippe 40 Liter Trinkwasser verunreinigt, ist vielen Rauchern sicher gar nicht bewusst.“

Aus Hygienegründen, nicht nur jetzt zu Coronazeiten, fasst Christian Arndt natürlich nichts mit den Händen an. Er kaufte sich einen Greifer und monierte eine Halterung ans Rad.

Von der Schleuse bis zur Zeche in Dorsten

„Als die Tonne bei der zweiten Fahrt nach ein paar Tagen wieder voll war, spätestens da war für mich klar, dass ich nun ein paar Touren im Monat fahren wollte“, blickt der „Rubbishbiker“ zurück auf den Moment, als aus seiner Idee das Projekt wurde, seine Fahrten regelmäßig durchzuführen. Die Strecke, die Christian dabei fährt, beginnt in Dorsten am Kanal. Danach geht´s von der Schleuse aus zum Storchennest und den Wasserbüffeln in Hervest hin zur ehemaligen Zeche Fürst Leopold. Zwei bis drei Stunden ist er auf jeder Fahrt unterwegs, hin und wieder begleitet von seiner Frau Sandra, die von seiner Idee begeistert ist. Die gemeinsamen Touren finden in Gahlen und Dorsten statt, führen aber auch schon mal nach Haltern.

Gemeinsame Touren mit Gleichgesinnten

„Warum nicht auch andere Radfahrer dazu animieren mitzufahren?“, überlegte sich Christian und machte seine Aktion öffentlich. „Der Radsport boomt und es gibt so tolle Radstrecken in Dorsten. Da kann man doch durchaus das Schöne mit dem Nützlichen verbinden.“ Über die sozialen Medien suchte sich der 47-Jährige Mitfahrer und bot auch geführte Touren auf seiner Webseite an. Sein erster Mitfahrer war sein Vater Winfried, bei dem er stets eine kleine Pause auf seiner Müllsammelfahrt durch Dorsten einlegt.

Im Wertstoffhof liefert Christian Arndt den gesammelten Müll ab.
Foto: privat

Aber vor den geplanten Touren musste zunächst eine wichtige Frage geklärt werden: wohin mit dem Müll? „Ihn bei mir zu Hause zwischenzulagern war keine Option, schließlich kommen auf jeder Tour 60 bis 80 Liter Müll zusammen“, so der sympathische Radfahrer. Aber unser Bürgermeister Tobias Stockhoff wusste Rat und vermittelte ihm einen Kontakt zum Wertstoffhof. „Dort kennen mich die städtischen Mitarbeiter mittlerweile und ich kann dort den gesammelten Abfall hinbringen“, freut sich Christian über die schnelle Lösung.

Christian Arndt sucht unterwegs das Gespräch

Unterwegs hält er bewusst in der Nähe von Spaziergängern an. Dort sammelt den Müll ein und kommt dabei mit ihnen ins Gespräch. „Die Reaktionen waren und sind durchweg positiv und gehen hin zu Anfragen, ob man mitfahren könnte. Während einer Pause am Dorstener Tierheim traf Christian Arndt sogar ein älteres Paar. Dieses wollte gerne den WDR auf diese Sammel-Aktion aufmerksam machen.

Auf den engagierten Umweltschützer aufmerksam wurde auch die Dorstener Firma Punta Velo. Sie stellte ihm für ein halbes Jahr ein Lastenrad zur Verfügung. „Die Mitarbeiter dort haben mir das E-Bike ein wenig umgebaut und es mir am 22. Dezember letzten Jahres übergeben“, freut sich Christian.

Gerd Lemken von Punta Velo
Foto: Christian Sklenak

Gut ausgerüstet und sichtbar mit wetterfester Kleidung in Neonfarben war Christian Arndt bis Anfang Januar bereits 200 Kilometer mit diesem Rad unterwegs und zieht ein positives Fazit: „Je öfter ich dieselbe Strecke fahre, umso weniger Müll finde ich vor. Ich schließe daraus, dass die Hemmschwelle, seinen Abfall wegzuwerfen, größer ist, wenn das Umfeld sauber ist.“

Das nächste Projekt, das sich der Biker vorgenommen hat, ist die Montage von batteriebetriebenen Blinklampen. Damit wird er gesehen, wenn er anhält. Und das ist sicherlich nicht seine letzte Idee, davon bin ich überzeugt.

Sie möchten den Rubbish-Biker Christian Arndt unterstützen?

Auf seiner Webseite „therubbisbike.de“ bietet der Umweltschützer geführte Touren an und freut sich auf Mitfahrer. Wer Christian Arndt hingegen materiell mit neuen Greifern oder Mülltüten unterstützen oder finanziell dazu beitragen möchte, dass er Mitte des Jahres das 5.000 Euro teure E-Bike erstehen kann, ist natürlich auch dazu herzlich eingeladen.

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Martina Jansen
Hallo, ich bin Martina Jansen. Meine Heimat ist das Monatsmagazin „Lokallust“, aber da wir mit den „Heimatmedien“ eng zusammenarbeiten, richte ich mich seit einiger Zeit nun auch hier als freie Mitarbeiterin häuslich ein. Als nicht gelernte Redakteurin schreibe ich aus dem Bauch heraus und lasse dabei unbewusst, gerne aber auch ganz bewusst, redaktionelle Regeln aus. Soll heißen: Ich schreibe so, dass ich auch verstanden werde. Gerne treffe ich mich mit Menschen aus Dorsten, Dorsten, Schermbeck oder Raesfeld, die ein verrücktes Hobby haben, ehrenamtlich tätig sind oder einfach „gut drauf“ sind, also mit Menschen wie du und ich und bin jedes Mal darauf gespannt, welche Geschichte am Ende dabei herauskommt.