Eine Bewohnerin des Campingplatzes „Hohes Ufer“ in Schermbeck erzählt, wie sie über ihre Obdachlosigkeit informiert wurde
Am 13. Januar hatte der Kreis Wesel eine sofortige Nutzungsuntersagung für den Campingplatz „Hohes Ufer“ in Schermbeck ausgesprochen.
Betroffen von der Schließung sind rund 80 Personen. Viele verlieren dadurch nun in Kürze ihren festen, angemeldeten Wohnsitz, und viele BewohnerInnen müssen sich nun eine neue Bleibe suchen.
Eine der Betroffenen, die namentlich nicht genannt werden möchte, hat uns nun geschrieben, wie sie erfuhr, dass sie obdachlos geworden ist. Die Nachricht habe sie via WhatsApp während ihrer Arbeit von einem Kollegen, mit einem Verweis auf einen Onlineartikel, erhalten.
Betretungsverbot
Das war auch der Tag, als das Schreiben vom Kreis Wesel in der Poststelle des Platzes ankam. Allerdings war sie tagsüber gar nicht auf dem Platz gewesen, denn wie immer sei sie nach dem Frühstück noch völlig ahnungslos einkaufen und dann zur Arbeit (Mittagsschicht) gefahren. Erst als sie gegen Abend auf den Platz kam, fand sie im Briefkasten das Schreiben mit dem Verweis vor, dass das Betretungsverbot ab Zustellung Gültigkeit habe.
Daraufhin sei sie am Donnerstag zum Ordnungsamt der Gemeinde Schermbeck gegangen. Hier bat sie als Obdachlose die Verwaltung um Hilfe, eine neue Unterkunft zu finden. Freundlicherweise sei ihr daraufhin nicht ein Zwei-, sondern ein Mehrbettzimmer angeboten worden.
Bleiben bis die Polizei kommt
Das Angebot habe sie jedoch abgelehnt und übergangsweise hat sich erst einmal bei ihrer Familie einquartiert. Besonders interessant fand die Anwohnerin den Vorschlag, dass sie sich in Zeiten von Corona und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen mit Wildfremden nun in ein Zimmer aufhalten soll.
Jahrelang geduldet
Das ganze Vorgehen sei für sie nicht nachvollziehbar, da der Platz jahrzehntelang von der Gemeinde geduldet worden sei. Jetzt werden Maßnahmen verfügt, die gar nicht so kurzfristig von der Platzbetreiberin umsetzbar seien, sagt sie. Was die Zukunft des Platzes anbelange, werde es wohl ihrer Meinung nach so kommen, dass es auch weitere Betretungsverbote „hageln“ werde, selbst wenn die Auflagen durch die Betreiberin alle erledigt werden, denn es müsse auf einigen Parzellen noch einiges an Arbeiten umgesetzt werden.
Für sie sei die Zukunft völlig ungewiss, da sie nicht weiß, wie es weitergeht und was sie noch machen kann, muss. Allerdings eins wisse sie genau: Die Probleme sind noch nicht beseitigt.
Die Frau wohnt seit dem 1. Mai 2020 auf dem Platz. Im Jahr 2019 habe sie das Gebäude auf der Parzelle vom Vorbesitzer gegen eine Abschlagsumme übernommen. Mit einer kompletten Kernsanierung habe sie ihre Wohnung im Laufe der Monate auf Vordermann gebracht, die sie nun verlassen muss.