Letzte Rotor-Montage am SL Windpark Lühlerheim musste heute verschoben werden
Schermbeck Eine kleine Bohrung in der Nabe der vierten Windenergieanlage (WEA) im SL Windpark Lühlerheim sorgte heute Morgen dafür, dass alle geladenen Gäste die Montage der drei Rotoren nicht miterleben konnten. Trotzdem nutzten Vertreter der Gladbecker Betreiberfirma „SL Windenergie GmbH“ und der Banken die Gelegenheit, zufrieden auf die Umsetzung der zu Ende gehenden Baumaßnahme am Dammer Wachtenbrink zurückzublicken.
Technisches Problem
Das kleine technische Problem bringt die Zeitplanung nicht durcheinander, zumal die Inbetriebnahme ursprünglich erst im Mai stattfinden sollte. „Alles hat gut geklappt an dieser Turbobaustelle“, berichtete Bauleiter Arif Doruk im Rückblick auf die Arbeiten an der Baustelle auf Ländereien, die zum allergrößten Teil der Stiftung Lühlerheim gehören.
Die Gemeinde hatte die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Windpark auf dem Gelände der Stiftung Lühlerheim geschaffen. Um zu verhindern, dass überall im Gemeindegebiet Windkraftanlagen hätten entstehen können, wurde die Ausweisung von Konzentrationszonen beschlossen: Rüste und Lühlerheim blieben übrig. Den Nutzungsplan „Windenergie“ verabschiedete der Gemeinderat am 1. Dezember 2015. Für den Standort Lühlerheim wurden Bauanträge für vier Windkraftanlagen gestellt.
Nach einer fünfjährigen Planungsphase erteilte der Kreis Wesel die Baugenehmigung am 16. August.
Am 19. September fand der erste Spatenstich statt. Der Bau der 3,45 Meter hohen Fundamente mit einem Durchmesser von 23,90 Metern und einem Gewicht von 2300 Tonnen begann Anfang Oktober und konnte im Dezember abgeschlossen werden. „Mit dem Turmbau haben wir Ende November begonnen“, berichtete Arif Doruk. Anfang Februar wurde der letzte der vier Türme mit einer Nabenhöhe von 149,08 Metern fertig. Als im Februar mit der Montage der Rotoren eine Gesamthöhe von 206,94 Metern erreicht wurde, waren die vier WEA bis Hünxe und Schermbeck sichtbar und zu den beherrschenden Bauwerken des Schermbecker Ortsteils Damm geworden.
Nervender Lärm
Die Anwohner werden den Winter 2016/17 nicht so schnell vergessen. Hatten ihre Vorfahren genau 100 Jahre vorher im so genannten „Steckrübenwinter“ fürchterlich gehungert, so war es diesmal nervender Lärm in den Nachtstunden, der für Schlafstörungen sorgte, wenn bis zu 20 Schwertransporte die Nachtruhe störten. Schon bald kehrt wieder Ruhe im Schermbecker Westend ein. Drei der vier WEA (Nummern 1,2 und 4) werden bis zum 24. März an die Netzanschlussstation am Lühlerheimer Weg angeschlossen und können nach dem Start der Rotoren dann Strom in das 30-kV-Kabel der Westnetz GmbH einspeisen. Die vierte WEA (Nummer 3) soll spätestens in der ersten Aprilhälfte Strom an die Netzanschlussstation an der Marienthaler Straße liefern.
Energieertrag in Höhe von 30 Millionen kWh Stunden
Bei einem störungsfreien Betrieb liefert jede der vier WEA künftig 3000 kW, sodass sich ein jährlicher Energieertrag in Höhe von 30 Millionen kWh Stunden ergibt. Diese Energiemenge reicht für die Versorgung von 8500 Dreipersonenhaushalten mit grünem Strom. Das Klima profitiert auch von den Anlagen; immerhin werden 22 000 Tonnen CO2 jährlich eingespart.
Bei dem Projekt spielten Bürgerbeteiligung und lokale Wertschöpfung eine entscheidende Rolle. Das Gesamtinvestitionsvolumen betrug 26 Millionen Euro. Um dieses Kreditgeschäft meistern zu können, wurden Gelder der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe (Nispa) und der Volksbank Schermbeck ebenso in Anspruch genommen wie Gelder der Volksbank Rhede, der „Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis“ und der „Sparkasse am Niederrhein“ (Moers).
Profitieren wird die Region von der „SL NaturEnergie Stiftung
Beide Schermbecker Banken boten ihren Kunden eine finanzielle Beteiligung an, sei es über einen Sparkassenbrief zu besonderen Konditionen (Nispa) oder über mehrere Anteile an der Schermbecker Energiegenossenschaft (Volksbank). Profitieren wird die Region auch von der „SL NaturEnergie Stiftung“, da Teile der Ertragsvergütung für gemeinnützige Projekte in der Region verwendet werden. Wie hoch der Gewinn der Stiftung Lühlerheim durch die Verpachtung der Ländereien ausfällt, wurde nicht mitgeteilt. H.Scheffler