Wünschewagen – Menschen am Ende ihres Lebensweges

Mit dem Wünschewagen Wünsche wagen

Gesunde Menschen haben tausend Wünsche, Kranke haben nur wenige. Manchmal haben sie nur den einzigen Wunsch, gesund zu werden. „Diesen Wunsch können wir leider nicht erfüllen“, bedauert  Birgit Bäumer-Borgmann Projektleitung Wünschewagen Westfalen des Arbeiter-Samariter-Bundes mit Standort Münster.

„Aber unsere Ehrenamtlichen geben ihr Bestes, um alten oder todkranken Menschen am Ende ihres Lebensweges gut umsorgt noch einmal an ihren Lieblingsort zu bringen“, fährt sie fort. Hier von Münster aus werden auch Fahrten von Gästen aus Dorsten und Umgebung organisiert.

75 ehrenamtliche Begleiter erfüllen letzte Wünsche

„Einmal noch zum Grab meiner Eltern.“ „Einmal noch die Seele baumeln lassen.“ Dass die Wünsche betagter oder todkranker Menschen bescheiden sind, das weiß Mirjam Schlottbohm aus eigener Erfahrung. Die Palliativschwester ist seit zwei Jahren im Team des Münsteraner Wünschewagens. Bereut hat sie ihren Einsatz dort nie, „denn Menschen etwas Gutes zu tun, das ist eine Bereicherung auch für mein Leben“, erzählt sie.

„Einmal noch ans Meer.“ Dieser Wunsch erfüllte sich für diesen kranken Mann.
Foto: ASB Münster

Münster ist einer der drei Wünschewagen-Standorte des ASB in NRW. Seit Sommer 2018 versucht Birgit Bäumer-Borgmann alles, um die Fahrt perfekt zu organisieren, damit ihre Fahrgäste, wie die Ehrenamtler die Patienten nennen, einen unvergesslichen Tag erleben. „Aber auch für die Angehörigen ist es eine bleibende Erinnerung.“

Mit an Bord sind jeweils ein Rettungssanitäter, eine Pflegefachkraft sowie ein geschulter Begleiter. Diese stehen für den Fahrgast und seine Begleiter auch für Trauergespräche zur Verfügung, falls sie es wünschen. Wünscht die Gruppe etwas Privatsphäre, dann halten sich die Wunscherfüller dezent zurück. Sie sind aber jederzeit zur Stelle, wenn ihre Hilfe nötig ist.

Der Wünschewagen finanziert sich ausschließlich über Spenden

„Meistens bleibt an diesem Tag die Krankheit außen vor und unsere Gäste wollen den Tag einfach nur genießen. Dafür mobilisieren sie oft noch ihre letzten Kräfte“, berichtet Stefanie Könitz-Goes. Sie leitet das Fundraising, denn der Wünschewagen finanziert sich ausschließlich über Spenden. „Stellt der behandelnde Arzt dem Fahrgast eine Transportunbedenklichkeitsbescheinigung aus, besprechen wir die Fahrt mit den Palliativärzten, dem Hospiz, dem Pflegeheim oder mit den Angehörigen“, fährt die Projektleiterin fort.

(v. l.) Birgit Bäumer-Borgmann und Stefanie Könitz-Goes erfüllen Herzenswünsche.
Foto: ASB Münster

„Alle Begleiter arbeiten ehrenamtlich und verbringen ihre Freizeit am Wochenende im Dienste der Menschlichkeit“, sind sowohl Birgit Bäumer-Borgmann als auch Stefanie Könitz-Goes stolz auf ihre engagierten Samariterinnen und Samariter.

Neue Wege: die digitale Wunscherfüllung

Über 300 Anfragen in zwei Jahren nahm das ASB-Team in Münster auf. „Durch das Virus sind die Fahrten etwas aufwendiger geworden. Aber wir gehen nun dadurch auch neue Wege“, freut sich Birgit Bäumer-Borgmann. „So konnten wir in Zusammenarbeit mit den Betreuern im Hospiz eine Liveschaltung aus dem Berliner Zoo ermöglichen. Eine junge Frau wollte gerne noch einmal die Pandabären sehen. Ihre beiden Kinder streamten so bereits vor Öffnungsbeginn aus dem Zoo direkt ins Zimmer ihrer kranken Mutter“, fährt sie fort. „Diese erste digitale Wunscherfüllung wird uns natürlich im Gedächtnis bleiben“, ist sich Stefanie Könitz-Goes sicher.

AC/DC bleibt in Erinnerung

In Erinnerung bleibt auch der ehrenamtlichen Begleiterin Mirjam Schlottbohm ihre erste Fahrt. „Ein Heavy-Metal-Fan wollte gerne noch einmal über die Köhlbrandbrücke in Hamburg fahren. Wir rollten damals langsam mit AC/DCs Thunderstruck über die Brücke, den Lautstärkeregler dabei bis an den Anschlag gedreht. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke“, wird die 45-Jährige etwas emotional.

Einen Wunsch anmelden kann, nach Absprache mit dem betreffenden Fahrgast, jeder. Der ASB-Wünschewagen setzt da an, wo Angehörige überfordert sind, wenn ein Fahrgast nur liegend transportiert werden kann, pflegerische medizinische Betreuung benötigt wird oder die Familie sich den Ausflug allein nicht zutraut. Warten Sie aber nicht zulange, denn der alte oder kranke Mensch soll die Fahrt noch so gut es ihm möglich ist „genießen“ können. Melden Sie sich gerne unter der Rufnummer: 0251 2897270 oder per E-Mail an [email protected]
www.asb-muensterland.de/angebote/wuenschewagen

Das Team des Wünschewagens freut sich jederzeit über neue ehrenamtliche Begleiter, die das Projekt unterstützen. Wenn Sie dafür spenden möchten, dann bitte auf folgendes Konto:
ASB Münsterland
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE28 3702 0500 0007 2723 00
Stichwort: Wünschewagen Westfalen

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Martina Jansen
Hallo, ich bin Martina Jansen. Meine Heimat ist das Monatsmagazin „Lokallust“, aber da wir mit den „Heimatmedien“ eng zusammenarbeiten, richte ich mich seit einiger Zeit nun auch hier als freie Mitarbeiterin häuslich ein. Als nicht gelernte Redakteurin schreibe ich aus dem Bauch heraus und lasse dabei unbewusst, gerne aber auch ganz bewusst, redaktionelle Regeln aus. Soll heißen: Ich schreibe so, dass ich auch verstanden werde. Gerne treffe ich mich mit Menschen aus Dorsten, Dorsten, Schermbeck oder Raesfeld, die ein verrücktes Hobby haben, ehrenamtlich tätig sind oder einfach „gut drauf“ sind, also mit Menschen wie du und ich und bin jedes Mal darauf gespannt, welche Geschichte am Ende dabei herauskommt.