Die Wölfe rücken näher: Raesfeld im Visier – Fast täglich grüßt der Wolf am Randes Dämmerwalds in der Förderkulisse Westmünsterland
In der beschaulichen Gemeinde Raesfeld häufen sich die Berichte von Wolfsrissen. Allein in diesem Jahr wurden bis heute zehn Angriffe mit insgesamt rund 30 Toten Schafen gemeldet. Anfangs war es ein männlicher Wolf aus dem benachbarten Territorium Schermbeck, doch inzwischen geht der Großteil der Risse auf das Konto der Wölfin Glorias mit dem Kennzeichen GW954f. Es scheint, als hätte sie ihr Jagdrevier nach Raesfeld verlegt. Die Gemeinde Raesfeld gehört mit zur Förderkulisse Westmünsterland.
Unheimliche Nähe zur Bevölkerung
Die Tatsache, dass die Wölfe mittlerweile immer mehr nordöstlich durch die umliegenden Wälder, Wiesen und Felder streifen, bleibt den Bewohnern nicht verborgen. Auch Wolfgang Bone, der mit seiner Frau Claudia am Rande des Dämmerwaldes in der Nähe von Raesfeld lebt, hat die Raubtiere längst bemerkt. „Vor drei Tagen habe ich den Wolf direkt neben meinem Gartenhaus auf meiner Wildkamera festgehalten“, berichtet Bone. Die Nähe des Tieres beunruhigt ihn, insbesondere in den frühen Morgen- und Abendstunden, wenn er das Haus verlässt. „Früher haben wir von den Wölfen gehört, aber jetzt ist er wirklich da“, fügt er hinzu.
Die Nachbarn von Bone teilen ähnliche Erfahrungen: „Fast täglich bekommen wir Fotos und Videos von anderen Anwohnern, die zeigen, dass der Wolf immer näher ans Haus kommt.“ Bei uns war er bis auf zehn Meter an der Gartenhütte.“
Der Wolf folgt der Beute
Ein weiteres Phänomen, das Bone beobachtet hat, ist die Bewegung des Wildes. Die Rehe und Hirsche, die einst durch den Dämmerwald streiften, haben sich offenbar in Richtung Schloss Raesfeld verlagert. „Früher gingen die Tiere über die Marienthaler Straße und kehrten zurück in den Wald. Jetzt bleiben sie hier“, erklärt Bone. Er vermutet, dass die Tiere den Wolf wahrnehmen und ihm ausweichen. Diese Verlagerung führt jedoch dazu, dass der Wolf seiner Beute folgt – und das bringt ihn immer näher an die Weidetiere und damit auch an die Schafherden in Raesfeld.
Schutzmaßnahmen auf eigene Kosten
Wolfgang Bone hat seine Tiere gut geschützt: „Mein Freigehege, welches nicht im Naturschutz- sondern im Außenbereich liegt, ist mit einem Zaun von 1,75 Meter Höhe und drei stromführenden Litzen gesichert – genau so, wie es der NABU und das LANUV vorschreiben“, erklärt er. Der Zaun ist mit bis zu 16.000 Volt belastet, was am oberen Ende des erlaubten Spannungsbereichs liegt. Doch die Kosten für den Zaun musste er aus eigener Tasche tragen, denn staatliche Fördermittel wurden ihm verwehrt. Der Grund: Alpakas, wie die von Bone gehaltenen, gehören nicht zum natürlichen Beuteschema des Wolfes. „Aber wie soll der Wolf das wissen? Es steht ja kein Schild da, dass er hier nur Schafe reißen darf“, bemerkte Bone sarkastisch.
Touristenattraktion in Gefahr?
Neben der Sorge um seine Tiere hat Bone auch eine touristische Attraktion auf seinem kleinen Anwesen geschaffen. Besucher kommen, um seine Alpakas zu sehen und ein Stück der Berliner Mauer zu besichtigen, das am Eingang seines Hauses steht. Doch die zunehmende Wolfspräsenz wirft Schatten auf das beschauliche Leben am Rande des Dämmerwaldes. „Wenn die Regierung nicht bald handelt, werden die letzten freilaufenden Schafe aus der Landschaft verschwinden und immer mehr Weidetierhalter werden aufgeben“, warnt Bone.
Fazit: Die Wölfe kommen – Handeln ist gefragt
Die zunehmende Wolfspräsenz in der Gemeinde Raesfeld bringt die Region an einen Wendepunkt. Was einst als seltenes Naturphänomen galt, entwickelte sich nun zu einer echten Herausforderung für Weidetierhalter und für die örtliche Bevölkerung. Mit jedem weiteren Wolfsriss wächst die Unsicherheit und die Forderungen nach Maßnahmen werden lauter. Besonders Hobbylandwirte wie Wolfgang Bone sehen sich im Stich gelassen, da staatliche Förderungen oft an bürokratischen Hürden scheitern.
Die Regierung muss nun einen Weg finden, um sowohl den Naturschutz als auch die berechtigten Interessen der Weidetierhalter unter einen Hut zu bringen. Ohne schnelle und effektive Maßnahmen droht eine weitere Eskalation – und die letzten freilaufenden Schafe könnten tatsächlich bald aus der malerischen Landschaft des westlichen Münsterlandes verschwunden sein.
Wolfsrisse in Raesfeld: Die Fakten
Die Liste der Wolfsrisse in Raesfeld wird länger. Seit Anfang des Jahres 2024 wurden mehrere Vorfälle dem Landesamt für Umwelt und Naturschutz (LANUV) gemeldet:
- 26. Januar: 6 tote Schafe, Wolf GW3616m und und HW02, Individualisierung nicht möglich
- 12. Februar: 3 tote Schafe, 1 Schaf verschwunden. HW01 und HW02, Individualisierung nicht möglich
- 5. März: 3 tote Schafe, GW3616m
- 22. März: 1 totes Schaf, GW3616m
- 14. August: 3 Tote Schafe, GW954f
- 15. August: 4 tote Schafe, 1 verletztes Schaf, GW954f
- 15.August: 1 verletztes Schaf, GW954f
- 18. September: 2 Tote Schafe, GW954f
- 2. Oktober: 4 tote Schafe, in Bearbeitung
- 15. Oktober: mindestens 2 tote Schafe, in Bearbeitung
Die Situation in Raesfeld ist ernst. Für die Weidetierhalter steht viel auf dem Spiel, und die Frage bleibt: Wie wird die Regierung auf die wachsende Bedrohung durch die Wölfe reagieren?