Wie sauber ist Sickerwasser einer Abfalldeponie?

Sickerwasser wird gereinigt und sauber abgeleitet. Wie sauber ist aber eigentlich das Sickerwasser einer Abfalldeponie?

Ein Gastbeitrag von Martin van Unen, Geschäftsführer WABE Wasseraufbereitung GmbH & Co. KG zu der Hünxer Tongrube „Eichenallee“.

Bei dem Betrieb einer Abfalldeponie fällt durch den Regen, der durch die Deponie sickert, Sickerwasser an. Dieses Sickerwasser ist in der Regel verunreinigt, da beim Versickern des Regenwassers Stoffe aus dem Deponiekörper mit ins Sickerwasser fließen. Ähnliche Vorgänge sind den meisten bekannt, die einen Brunnen betreiben und Eisen im geförderten Wasser finden.

Damit dieses Sickerwasser nicht in das Grundwasser eindringt besitzt eine moderne Deponie eine Abdichtung, so dass das Sickerwasser nicht unkontrolliert abfließen kann. Das anfallende Sickerwasser wird zudem ständig abgepumpt.

Sickerwasseer aus Hünxer Tongrube Eichenallee 

Bei der „Deponie Eichenallee“ in Hünxe ist die Abdichtung des Deponiekörpers durch die natürlichen Tonvorkommen absolut sichergestellt und schon auf natürlicher Basis vorhanden. Diese Abdichtung in einer Mächtigkeit von ca. 35 m hat gegenüber allen anderen Abdichtungen den Vorteil, dass sie nicht reißen kann.

Das Sickerwasser der „Deponie Eichenallee“ wird an deren Basis über Drän-Rohrleitungen gesammelt und aus 20 m tiefen Schächten mit Pumpen derzeit noch in Sammelbehälter gefördert und von dort aus per Tanklastwagen zu einer Kläranlage gefahren wo es mit anderen Abwässern gemeinsam aufbereitet wird.

Demnächst wird das Sickerwasser zu der noch im Bau befindlichen neuen Sickerwasseraufbereitungsanlage der „Deponie Eichenallee“ gefördert und dort gereinigt.
Eine Aufbereitung und Ableitung des Sickerwassers direkt vor Ort ist ökologisch wesentlich sinnvoller als die Tanklastwagenabfuhr, denn dies vermeidet Umweltbelastungen durch den Transport.

Sickerwasseraufbereitungsanlage

Die Gesellschafter und Geschäftsführung der Hermann Nottenkämper GmbH & Co KG, Hünxe haben schon im Zusammenhang mit der Planung der „Deponie Eichenallee“ entschieden, für die anfallenden Sickerwässer eine moderne, großzügig dimensionierte und nach dem aktuellen Stand der Technik ausgeführte Sickerwasseraufbereitungsanlage zu bauen und dafür eine Investitionssumme von ca. 3 Millionen Euro bereitgestellt. Die Genehmigung für die Errichtung der Sickerwasseraufbereitungsanlage ist bereits 2012 bei der zuständigen Genehmigungsbehörde beantragt worden.

Die Planung der Anlage erfolgte durch das Unternehmen WABE Wasseraufbereitung GmbH & Co KG mit Sitz am Venneweg 28 in 48712 Gescher.

Die Bezirksregierung Düsseldorf mit den entsprechenden Fachreferaten wurde während der Planungszeit immer über die geplanten Verfahren der Anlage und den Planungsstand informiert. Hinweise der Bezirksregierung sind in die Planung eingeflossen. Mit Abschluss der Planung hat die Bezirksregierung eine Genehmigung zum Bau und Betrieb der Anlage erteilt.

Zurzeit wird die Sickerwasseraufbereitungsanlage montiert und eine Inbetriebsetzung der Anlage ist noch in diesem Jahr vorgesehen.
Die Abbildung zeigt einen Schnitt durch die Sickerwasserbehandlungsanlage

Die Sickerwasseraufbereitung ist mit den nachfolgend aufgeführten Verfahrensstufen aufgebaut, die in Reihe der Auflistung durchflossen werden.

Speicherbecken für das anfallende Sickerwasser
Chemisch, physikalische Aufbereitung
Sedimentation (Absetzen) der anfallenden Feststoffe
Filtration mit Sandfiltern
Filtration mittels Ultrafiltration (Membrananlage)
Rückhaltung von gelösten Wasserinhaltsstoffen mittels Umkehrosmose (zweite Membrananlage)

Zur Erhöhung der Betriebssicherheit sind Sedimentation, Sandfilter, Ultrafiltration und Umkehrosmose jeweils 2-fach ausgeführt.

Bei der chemisch, physikalischen Aufbereitung werden die im Sickerwasser gelösten Inhaltsstoffe in Feststoffe umgewandelt. Das wird mit den Fachbegriffen „Fällung“ und „Flockung“ bezeichnet.
Die in Feststoffe umgewandelten Inhaltsstoffe werden mit der Sedimentation und der Filtration mit Sandfiltern aus dem Wasser entfernt.

Sehr viele Wasser- und Abwasseraufbereitungsanlagen enden mit dieser Behandlung.

Nicht so bei der Sickerwasseraufbereitungsanlage der „Deponie Eichenallee“. Hier fließt das Wasser anschließend noch durch 2 weitere Verfahrensstufen (Ultrafiltration und Umkehrosmose), so dass auch die im Sickerwasser gelösten Stoffe sicher zurückgehalten werden.

Die Ultrafiltration dient dazu, das Wasser so aufzubereiten, dass es der Umkehrosmose über eine Hochdruckpumpe zugeführt werden kann. In einer Ultrafiltration muss das Wasser eine Membrane durchströmen, mit der auch und unter anderem Bakterien sicher zurückgehalten werden.

Anschließend wird das Wasser über eine Umkehrosmoseanlage gefördert, mit der gelöste Stoffe zurückgehalten werden. Umkehrosmoseanlagen werden auch bei der Meerwasserentsalzung eingesetzt, um aus dem Meerwasser Trinkwasser zu erzeugen. Sie werden mit einem hohen Druck betrieben, ohne den eine Trennung der gelösten Stoffe vom Wasser an der Trennmembrane nicht möglich wäre.

Die Technik ist bewährt und die Funktion ist für alle bei der Deponie erwarteten Wasserinhaltsstoffe nachgewiesen. Eine Fehlfunktion der Umkehrosmose würde vor der Trennmembrane zwar zu einem weiteren Druckanstieg führen, jedoch nicht zu einem Durchbruch von weniger gut aufbereitetem Wasser. Im Fall eines Druckanstiegs wird die zweite Umkehrosmoseanlage angefahren.

Die gesamte Anlage wird über eine programmierbare Steuerungsanlage automatisiert gefahren und hat ein modernes Bedien- und Beobachtungsystem. Mit diesem System werden auch alle Messwerte automatisiert erfasst und mitgeschrieben. Im Zeitalter des Internets können befugte Personen auch von außen auf dieses Bedien- und Beobachtungssystem schauen, wenn die Programme für die Sicherheitsbarrieren auf dem Rechner der befugten Personen installiert sind.

Fazit

Mit der derzeit im Bau befindlichen Sickerwasserreinigungsanlage lassen sich sämtliche Verunreinigungen aus dem anfallenden Sickerwasser beseitigen. Es hat dann die Qualität natürlichen Quellwassers.

Foto: www.wirtschaftsgemeinschaft-huenxe.de

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