Weseler Unternehmen Cremare plant ein modernes Tierkrematorium für Klein- und Großtiere am Hufenweg.
Schermbeck/Wesel. Immer mehr Menschen lassen ihre geliebten Vierbeiner einäschern. „Ein Krematorium ist ein wichtiger Ort, um von seinem Haustier in Ruhe und Gedenken Abschied zu nehmen“, erklärt Tierärztin und Mitarbeiterin bei Cremare Anja Pallinger.
Als einzige Alternative dazu – wenn die Beerdigung im eigenen Garten nicht möglich ist – gibt es die Abdeckerei. Dies komme aber für viele Tierbesitzer nicht infrage. Wie für Sigrid Hartmann aus Hagen. Vor sechs Tagen wurde ihr elfjähriger Hovawart Ayk eingeschläfert (wir berichteten). Jetzt steht die Einäscherung in Wesel an. Wie sie, nehmen viele Hundebesitzer eine längere Anreise für die Einäscherung ihres Haustiers in Kauf.
Respektovoller Umgang
Regional bietet das Weseler Unternehmen Cremare seit 2005 mit dem Krematorium und dem Service der Tierbestattung all das, was sich Tierhalter unter einem respektvollen Umgang mit einem verstorbenen Tier wünschen.
Mittlerweile platzt Cremare fast aus allen Nähten. Ein weiteres Krematorium für Heimtiere und für Pferde ist deshalb in Schermbeck geplant. Geschaffen dadurch werden rund zehn neue Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Arbeits- und Ausbildungsplätze
15 Mitarbeiter ziehen von Wesel nach Schermbeck mit um. Mit dem Bau in Schermbeck soll mehr Platz für die Verwaltung, der Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb geschaffen werden.
Neben dem Firmensitz in Wesel ist Cremare an vier weiteren Standorten in Deutschland vertreten – Hanstedt bei Hamburg, Triefenstein bei Würzburg und in Ploch bei Koblenz.
Lärm, Gerüche und Störfälle
Eine Bürgerinitiative in Schermbeck sieht das sehr kritisch. Sie befürchten am gewählten Standort Nachteile für Anwohner und benachbarte Gewerbebetriebe. Befürchtet werden Belastungen durch Lärm, Gerüche und Schadstoffe sowie auch Störfälle bei einem Regelbetrieb. „Störfälle gibt es nicht, sondern es sind nur technische Betriebsstörungen, wie zum Beispiel, dass der Ofen nicht anspringt beispielsweise bei einem Stromausfall“, so Pallinger.
Auch die Vision, dass „schwarzer Rauch“ oder „Aschenstaub“ aus dem Schornstein komme, schließt die studierte Tierärztin aufgrund der modernen Technik aus. „Die Ofenanlage ist mit modernster Technik und Filteranlage ausgestattet. Sie ist nicht mit der Anlage in Wesel vergleichbar. Und auch hier ist es noch nie zu außergewöhnlichen Vorkommnissen gekommen“.
Hohe Auflagen und Emissionsrichtlinien
Regelmäßige Wartungen an den Filteranlagen sei gesetzlich vorgeschrieben. „Die Emissionsrichtlinien werden stetig anspruchsvoller. Grund dafür, dass in der Vergangenheit kleine familiengeführte Betriebe die Auflagen nicht mehr erfüllen konnten und schließen mussten“.
In drei Schichten, je nach Bedarf, läuft der Betrieb in Wesel. Die Tiere werden tagsüber gekühlt angeliefert und in der Halle gelagert. Nächtlichen Anlieferungsverkehr gibt es nicht.
Einäscherung von Pferden
Neben Kleintiere ist auch die Einäscherung von Pferden, was seit 2017 erlaubt ist, in Schermbeck geplant. Optimistisch gesehen geht Pallinger von einem Tier täglich aus. „Auch Pferbesitzer hängen an ihren Tieren und möchte Abschied nehmen“, so Pallinger. In der derzeitigen Einrichtung in Wesel sei das nicht möglich, da die zwei Öfen für Pferde zu klein seien.
Die toten Pferde kommen zukünftig in einen eigens dafür gebauten Horsia-Gespann mit Kühlung auf dem Betriebsgelände in Schermbeck an. „Das Abladen der Pferde ist für Außenstehende NICHT sichtbar, wie auch alle anderen Arbeitsschritte, die mit den toten Tieren zu tun haben“.
Besonders was die Verbrennung von Großtieren anbelangt, sehen einige Schermbecker Bürger allerdings dies als bedenklich an. Dabei aber sei das genau der gleiche Prozess, als wenn während dieser Zeit von fünf bis sieben Stunden Kleintiere eingeäschert werden. Was oben aus dem Schornstein rauskomme sei, so Pallinger, im Grunde nur heiße, geruchsfreie Luft.
Schadstofffreier Knochenkalk
Am Ende bleibe von einem Pferd, außer schadstofffreier und mineralstoffhaltiger Knochenkalk nicht viel übrig. Dioxine und Furane werden über die technische Anlage herausgefiltert. Bedenken hinsichtlich von Verwesungsgeruch seien ebenfalls unbegründet. Dass Anwohner sich beunruhigt fühlen, kann die studierte Tiermedizinerin nachvollziehen. „Ich kann die Anwohner verstehen weil, so denke ich, der persönliche Kontakt zu so einer Einrichtung noch nie stattgefunden hat“.
Tag der offenen Tür
Deshalb wünscht sich das Cremare Team, dass die Schermbecker Gegner zum „Tag der offenen Tür“ am Samstag 31. 8. in der Zeit 10 bis 13 Uhr nach Wesel kommen, um sich ein persönliches Bild von der Anlage zu verschaffen.
Petra Bosse