VSR-Gewässerschutz warnt vor Nitratanstieg im Grundwasser

Novellierung der Düngeverordnung muss die Gülle- und Gärresteausbringung zügig kontrollierbar begrenzen

Der in Schermbeck gegründete Verein zum Schutz des Rheins und seiner Nebenflüsse warnt.:

„Auch der jetzige Entwurf der Düngeverordnung zeigt, dass der Anstieg der Nitratbelastung im Grundwasser noch immer verharmlost wird. Geplant ist eine Kontrolle der Düngung nur in Form einer schriftlichen Dokumentation – der Hoftorbilanz. Der VSR-Gewässerschutz weist darauf hin, dass Hoftorbilanzen nur als Teil einer betrieblichen Umweltverträglichkeitsprüfung gesehen werden können und sich nur zur internen Selbstkontrolle eignen, da Einblicke von außen in die Betriebe oft nur unvollständig erfolgen. Deshalb fordert der VSR-Gewässerschutz zusätzliche Kontrollen, um abschätzen zu können, wie viel Nitrat von den Feldern ins Grundwasser ausgewaschen wird.

Wenn nun wieder eine Düngeverordnung erlassen wird, die nicht richtig kontrolliert werden kann, droht ein weiterer Anstieg der Nitratkonzentrationen im Grundwasser. Es reicht nicht sich die aktuelle Nitratbelastung anzuschauen. „Wenn der bisher noch stattfindende Nitratabbau im Grundwasser erschöpft ist, kommt es zu einer enormen Erhöhung der Nitratkonzentration. Das findet dann sehr plötzlich und nicht vorhersehbar statt.“ so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Die Gülle und die Gärreste von Massentierhaltungen und Biogasanlagen werden in vielen Regionen in Grundwasservorkommen ausgewaschen, in denen derzeit noch ein effektiver Nitratabbau stattfindet. Trotz hohem Stickstoffeintrag liegt in diesen Bereichen eine geringe Nitratkonzentration im Grundwasser vor. In diesen Regionen haben die Wasserversorger und die Nutzer von Gartenbrunnen bisher kein Problem mit dem Nitrat. Ein hoher Nitrateintrag ins Grundwasser führt jedoch zu einem irreversiblen Verbrauch der reduzierenden Stoffe. Die Beanspruchung eines Grundwasserleiters zur Denitrifikation ist somit endlich und unumkehrbar. Es besteht die Gefahr, dass der Nitratabbau, wenn die Kapazitäten erschöpft sind, nicht mehr funktioniert. In diesem Fall wird sich dann die Nitratkonzentration im Grundwasser sehr schnell erhöhen. Doch gerade dies birgt ein großes Risiko für die Wasserqualität in der Zukunft. Keiner kann vorhersagen, wann das Nitrat nicht mehr abgebaut werden kann.

Schermbeck, Gülle

Bürger mit Gartenbrunnen bekommen die Auswirkungen des Nitratabbaus im Untergrund heute schon zu spüren. Ihr Brunnenwasser wird immer eisenhaltiger. Sobald das Wasser an die Luft kommt wird es zum Teil schon ganz braun. Dies liegt daran, dass in vielen Gegenden im Boden Pyrit, eine Eisen-Schwefel-Verbindung vorkommt. Spezielle Bakterien nutzen diese Verbindung um Nitrat abzubauen. Je mehr Nitrat jedoch ins Grundwasser ausgewaschen wird umso mehr wird denitrifiziert und Eisen freigesetzt. Der VSR-Gewässerschutz stellt bei seinen Grundwasseruntersuchungen in den letzten Jahren in vielen Regionen einen enormem Anstieg der Eisenkonzentration fest. Ein Hinweis, dass aktuell ein hoher Nitratabbau stattfindet.

Gerade da, wo man die Auswirkungen des hohen Nitrateintrags ins Grundwassers wegen dem Nitratabbau noch nicht messen kann, besteht das große Risiko, dass die Landwirte nicht die Notwendigkeit sehen ihre Gülle- und Gärresteausbringung zu reduzieren. Hier liefern die Ergebnisse der Grundwasserproben keinen Hinweis auf Belastungen. Daher ist es wichtig Ergebnisse von Bodenproben in die Ermittlung von Gewässerbelastungen mit einzubeziehen. Der VSR-Gewässerschutz warnt davor, Maßnahmen in der Novellierung der Düngeverordnung zu verankern, die nicht kontrollierbar sind. Die bisherige Düngeverordnung hat gezeigt, dass eine Überdüngung der Felder nicht allein durch die Bilanzierung auf dem Papier auszuschließen ist. Der Verein fordert deshalb nicht nur bei der Nährstoffbilanzierung auf dem Papier nachzubessern, sondern auch Bodenproben als Kontrolle der errechneten Zahlen vorzuschreiben. Gerade im Winter kommt es zu einer hohen Nitratauswaschung, weshalb es besonders wichtig ist, dass der Boden nach der Ernte einen möglichst geringen Stickstoffgehalt aufweist. Es muss Pflicht werden im Herbst mittels einer Bodenanalyse abzugleichen, ob auf dem Acker wirklich nur noch die errechnete Stickstoffmenge vorhanden ist. Der VSR-Gewässerschutz schlägt vor, dass die Ergebnisse der zuständigen Kontrollstelle übermittelt werden. Diese müssen dann auch bei Bedarf eine Überprüfung der Messwerte veranlassen können.

„Umweltauswirkungen allein über Zahlen auf dem Papier abzuschätzen ist nicht möglich. Bei der Einleitung von Abwasser wäre so eine Methode undenkbar“, so Susanne Bareiß-Gülzow. Sogar das Abwasser von Kleinkläranlagen muss ein- bis zweimal im Jahr beprobt und die Ergebnisse an die Ämter weitergeleitet werden. Hier können dann auch bei Bedarf von den Ämtern selbst Proben genommen werden. Dies führt dazu, dass die Analysen der Eigenkontrolle sehr ernst genommen werden und bei zu hohen Belastungen sofort Maßnahmen zur Verringerung ergriffen werden. Ähnliche Vorgaben benötigen wir auch in der landwirtschaftlichen Nutzung der Böden.“ H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.