Vogelbauer in 3. Generation – 70 Jahre Schreinerei Grewing

Tradition verpflichtet – In 3. Generation wird der Schützenvogel der Kilian Schützengilde Schermbeck in der Schreinerei Grewing gebaut 

Schützen- und Kaiservogel in doppelter Ausführung für das anstehende Kaiser- und Königsschießen der Kilian Schützengilde Schermbeck.
Die Schreinerei Grewing hat in diesem Jahr gleich eine Doppelrolle beim Bau des hölzernen Vogels für das anstehende Schützenfest am Wochenende zu erledigen.

Offizier Markus Redeker (2.v.r.) und Schießwart Tasso Stiebel (2. v. l.) sind sehr zufrieden mit dem fast fertigen Schützenvogel für die Kilian Schützengilde Schermbeck v. 1602 e. V. aus der Werkstatt von Norbert Grewing

 

1946 baute Josef Grewing (†)  den ersten Vogel

Bereits seit 70 Jahren in dritter Generation wird der Schützenvogel traditionell in der Schermbecker Schreinerei Grewing angefertigt.

Stellmacher und Wagenmeister Josef Grewing baute bereits im Jahr 1946 den ersten Holzvogel für die Kiliangilde Schermbeck. Sohn und Tischlermeister Rainer Grewing hat dann später das Amt des Vogelbauers von seinem Vater übernommen.

Generationsübergreifend –  Sohn Volker Grewing (r.), Vater Rainer und Enkel Raphael

Später schaute ihm wiederum Sohn  Norbert über die Schulter. Während aber Norbert Grewing heute zeitlich als Schreinermeister zu sehr in der Firma eingespannt ist, schaut mittlerweile Enkelsohn Raphael seinem Opa interessiert zu. Der 15-Jährige hat viel Spaß an dieser Arbeit und hilft seit vielen Jahren seinem Opa kräftig mit.

Ein gutes Gespann – Enkel Raphael und Opa Rainer Grewing

Die Sorgfältigkeit und die Liebe zum Detail ist bis heute geblieben und sind Rainer Grewing noch immer wichtig. Schließlich soll der Vogel nicht nur schön aussehen, sondern darüber hinaus einiges an Schüssen verpacken können, um am Ende in handgerechte Teile von der Stange zu fallen.
Hergestellt wird das hölzerne Federvieh immer nach der gleichen Vorlage. Das Modell steht fest, ebenso wie die einzelnen Arbeitsschritte. „Es ist alles Handarbeit, angefangen vom Schleifen, dass Ausschneiden der Flügel, die einzelnen Insignien sowie Farbe und Form“, erklärt Tischlermeister Rainer Grewing. Dennoch ist jeder Vogel immer wieder ein Unikat.


Geschnitzt wird der Vogelkorpus aus dem tropischen Meranti-Holz. „Früher nahmen wir heimische Hölzer wie Fichte, aber dieses zersplittert sehr schnell. Eichenholz ist viel zu hart und deshalb nicht geeignet. Hier kann es passieren, dass die Kugeln vom Vogel abprallen und zurückfliegen. Und das soll ja nicht sein“, lacht Rainer Grewing.

Mehr als 40 Stunden verbringt Grewing mit der Herstellung des Vogels

Während früher noch mit scharfer Munition auf den Vogel geschossen wurde, wird heute beim Königsschuss zweieinhalb Millimeter Schrott, und am Ende „fette“ Munition verwendet. Über die Geschichte der einzelnen Schützenvögel könnte Grewing viel erzählen.

Angefangen vom rot angemalten Paradies-Vogel für Dörnemann, bis hin zu einem jähen Ende nach dem ersten Schuss.

Geschehen bei Martin Hülsmann, als der Vogel beim Ehrenschuss direkt in zwei Teile von der Stange fiel. „Dieser wurde dann natürlich wieder zusammengebaut und erneut an der Stange befestigt“, so Grewing.

In zwei Hälften

Markus Redeker, Offizier der Kilian Schützengilde, weiß aus Erzählungen seines Vaters Bernhards zu berichten, dass der Vogel nach seinem Ehrenschuss als Präsident gespalten war, aber nicht von der Stange fiel. „Mein Vater kam kreidebleich aus dem Schießstand“, erinnert sich Sohn Markus Redeker.
Auch der Vogel konnte wieder repariert werden und das Vogelschießen nahm dann damals normal seinen Lauf. Petra Bosse