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Donnerstag, April 25, 2024
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Verkehrskonzept für die Auslagerung des Ortsverkehrs wurde vorgestellt

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Hans-Rainer Runge vom Planungsbüro „Runge IVP“ stellte das neue Konzept vor. Foto: Petra Bosse

Gemeinde Schermbeck möchte den Verkehr in der Ortsmitte verringern und den Rad- und Fußverkehr erhöhen.

Mit dem Thema Verkehrskonzept wurden zwei Planungsbüros beauftragt, um ein neues Verkehrskonzept zu erarbeiten. Die Vorgabe der Verwaltung an das Planungsbüro sei, dass 50 Prozent des Autoverkehrs im Ortskern reduziert werden soll, betonte Bürgermeister Mike Rexforth.

Diskussion-Verkehrskonzept-Schermbeck-2022
Abschließende Diskussionsrunde

Zwei Jahre nach dem Start stand an diesem Abend fest, dass keine neuen Straßen gebaut werden sollen, sondern es soll aus dem Vorhandenen das Beste herausgeholt werden. Dadurch soll der aktuelle Verkehr in Schermbeck reduziert und den Bürgern der „Weg zu Fuß“ in die Ortsmitte sicherer und attraktiver gestaltetet werden. Das Gleiche gilt auch für den Radverkehr.

Verkehr in Schermbeck ist selbst gemacht

Für Bürgermeister Mike Rexforth stehe fest, dass der Verkehrsfluss in der Ortsmitte geändert werden müsse. Dazu gehöre als Erstes auch, dass die Hauptwasserversorgung und die Bewässerungslage auf der Mittelstraße dringenden saniert werden müssen. Mit Blick auf den Klimawandel sei es auch hier an der Zeit, den Verkehr aus dem Ort zu leiten.

Fakt sei jedoch, so betonte Rexforth schon zu beginn, dass der Verkehr in der Ortsmitte selbst gemacht sei und sich die Schermbecker zu sehr auf Fahrten, auch kurze, mit dem Auto fokussieren würden. Dazu gehören auch Eltern, die täglich ihre Kinder zu den Schulen fahren.

Vorstellung-Verkehrskonzept-Schermbeck
Foto: Bosse

150 interessierte Bürger

Wie das aussehen könnte, stellte am Montag Hans-Rainer Runge vom Planungsbüro „Runge IVP“ vor. Das Interesse war groß. Rund 150 interessierte Bürger kamen in den Saal von Ramirez und konnten am Ende Fragen zu dem vorgestellten Konzept stellen.

Ergebnisse des ISEK

Die drei Varianten, die im ISEK detailliert verfolgt werden, bilden die Grundlage und wurden im Mobilitätskonzept wieder aufgenommen.

  • Einbahnstraße

Einbahnstraßenregelung für den KFZ-Verkehr Richtung Süden
Gegenrichtung für den Radverkehr Freitag Linienbusverkehr bleibt möglich
Fußgänger bewegen sich im Seitenraum und müssen bei Querung dem KFZ-Verkehr Vorrang achten.

  • Fahrradzone

Ausdehnung der Fahrradstraße im Zentrum
Anlieger- und Anwohner können zugelassen werden
Rechts vor Links-Regelung
Radfahrer dürfen nebeneinander fahren.

  • Verkehrsberuhigter Bereich

Vorwiegend Aufenthaltsfunktion
Schrittgeschwindigkeit im Fahrverkehr
KFZ-Verkehr darf Fußgänger weder behindern noch gefährden und muss – wenn nötig – warten.

Verkehrsanalyse

Mit Blick auf die Verkehrsanalyse habe sich herausgestellt, dass der Verkehr zur Einwohnerzahl im Vergleich zu anderen Orten mit gleicher Einwohnerzahl zu hoch sei. Das heißt: Die Einwohnerzahl von rund 13.500 ist seit 2010 konstant geblieben.

Allerdings ist Anzahl der Gemeinde von 8.230 auf 9.649 angestiegen. Im Endergebnis gab es 2021 pro Einwohner 713 PKW. 2010 waren es noch 599 (Kreis Wesel 624, Köln 444, NRW sind es 563, in der Bundesrepublik 569). „Fußgänger und auch Radfahrer fühlen sich im Straßenverkehr in Schermbeck unsicher“, betonte Runge. Grund dafür seien unter anderem zu schmalen Gehwegen.

Mehr Fahrradfreundlichkeit

So fahren allein rund 1.400 Radfahrer täglich durch die Mittelstraße. Deshalb müsse auch hier der Stellenwert für bessere Radwege- und Radverbindungen, weg vom Hauptverkehr geschaffen werden. So könnten, um die gefühlte Sicherheit zu erhöhen, die Gehwege ausgebaut und die Barrierefreiheit erhöht werden. Aufenthaltsorte wie neue Bänke könnte die Verweildauer und Qualität in der Ortsmitte erhöhen.

Fahrradwegnetz weiter ausbauen

„Eine wichtige der Maßnahmen ist, dass wir das Fahrradwegnetz weiter ausbauen“, so Runge. Als Beispiel nannte er die Maassenstraße, wo das Fahren mit dem Rad sehr unsicher sei. Auch höre bei Netto der Fahrradweg, aus Erle kommend auf. Hier sollten neue Fahrradwege, besonders auch, um eine bessere Erreichbarkeit nach Gahlen, gebaut werden. Eine Alternative wäre, die Strecke durch das Naturschutzgebiet zwischen Lippe und Kanal zu führen, wozu allerdings eine neue Brücke gebaut werden müsse.

Übersicht Verkehr Mittelstraße Schermbeck
Screenshot: Petra Bosse

Durchgangsverkehr Mittelstraße zur Einbahnstraße

Mit Blick auf den Durchgangsverkehr Mittelstraße, aktuell 4500 Autos täglich, wäre Szenario 1, dass die Mittelstraße zu einer Einbahnstraße gemacht wird. Das würde bedeuten, dass diese nur noch von Nord nach Süd, Kirche bis zum Rathaus befahrbar wäre. Der Linienbusverkehr bleibt weiterhin möglich. Eine Einbahnstraße könnte somit den Durchgangsverkehr täglich reduzieren. Für den Radverkehr bliebe diese in beiden Richtungen offen.

Verkehrskonzept Schermbeck 1

Straßen für den Verkehr öffnen

Szenario 2 wäre, die Marellenkämpe, Ahornstraße, Pastoratsweg und Eschenstraße für den Verkehr als Nord-Süd Netztrennung zu öffnen. Zum einen würde der Verkehr in Schermbeck in zwei Teile getrennt und der über die Mittelstraße und den Kapellen würde der Nordbereich erschlossen werden.

Die Erschließung des Südbereichs werden dann größtenteils über die Marellenkämpe, Maassenstraße und Kapellenweg erreicht.

So könnte eine Öffnung eine gerechtere Verteilung des Verkehrs sorgen. „Durch eine Öffnung der Marellenkämpe könnte beispielsweise der Aldi erreicht werden, ohne für die Anfahrt die Mittelstraße oder den Kapellenweg zu nutzen“, betonte Runge.

Kurze Straßenabschnitte sperren

Gesperrt werden sollen dann für den Verkehr Bereiche Mittelstraße, Kapellen und Landwehr. Das könnte dann zur Folge haben, dass der Verkehr auf der B 58 sich erhöht, das Zentrum jedoch würde dadurch entlastet werden.

Screenshot: Petra Bosse
Verkehr Schermbeck
Screenshot: Petra Bosse

Bauliche Maßnahmen wie Poller, Einengung oder Hochsteinborde sollen für weitere Entschleunigung sorgen. Auch sollte der Prozessionsweg als eine qualitätsvolle Fuß- und Radachse zur Ortsmitte hervorgehoben werden.

Maßnahme für den Fußgängerverkehr

Maßnahme für den Fußgängerverkehr könnte beispielsweise der Ausbau der Gehwege entlang der Schienebergstege sein. Auf der Maassenstraße Ortseinfahrt könnte auch eine Erhöhung der Erschließungsqualität für Fuß- und Radverkehr entstehen.

Mobilitätsmanagement für Schulen

Auch haben sich die Planer mit dem schulischen Mobilitätsmanagement beschäftig, um hier eine Entschleunigung zu erreichen. Hier könnten besser organisierte und optimierte Schulwege und Schulwegpläne dazu beitragen. Um die Aufmerksamkeit der Kinder im Straßenverkehr zu erhöhen, sollte es Kampagnen geben wie „Walk to School Day“ oder „Schulweg Safari“ sowie Verkehrsschulungen, vor allem für Radfahrer. Fehlen sollten dabei auch nicht witterungs- und diebstahlgeschützte Fahrradabstellanlagen. Und für Eltern sollten sichere Hol- und Bringzonen, in angemessener Entfernung von rund 200 Meter zum Schulgebäude, eingerichtet werden.

Auswirkung bei Umsetzung

Die Grundlagen, um das Bestmöglichste für Umwelt zu bekommen, müssen die vorgestellten Maßnahmen, die den KFZ-Verkehr reduziert, umgesetzt werden. Dazu gehöre auch eine Verhaltensveränderung aller Bewohner in Schermbeck.

Erreicht werden könnte laut Runge dadurch eine Reduzierung des Binnenverkehrs von insgesamt 50%. Vor allem durch Verkehrsvermeidung und Verlagerung des KFZ-Verkehrs auf Fuß- und Radverkehr. Auch eine Reduzierung des Quell- Zielverkehrs durch Verlagerung auf den Radverkehr sowie ÖPNV könnte dabei 15 % weniger Verkehr ausmachen.

Dadurch werde der ortsfremde Durchgangsverkehr durch das Mobilitätskonzept der Gemeinde Schermbeck laut Runge kaum oder gar nicht beeinflusst, sondern die Gesamtverkehrsmenge im Ortskern werde dadurch im Schermbecker Ortskern reduziert.

Entschleunigung des Verkehrs

Zu einer Entschleunigung könnten auch Anhöhen, farblich abgrenzt, auf Straßen sorgen. Das sei bereits auf dem Prozessionsweg so, wo die Verengungen der Straße den Verkehr zum langsamen Fahren animiert. Blau/weiße Punkte weisen darauf hin, dass es sich um einen Schulweg handelt, so Runge.

Auswirkung der Netztrennung auf die Straßen des Ortskerns

Die Mobilität zu Fuß und mit dem Rad zwischen Nord- und Süd wird deutlich attraktiver, da alle Straßen „verkehrsarm“ sind und nur noch vom Anlieger befahren wird.

Moderat und verträglich wäre das Mobilitätsaufkommen auf den West-Ost-Straßen Schienebergstege, Marellenkämpe, Pastoratsweg, Ahornstraße und Eschenstraße, da eine Gleichverteilung der Verkehrsmenge und eine höhere Gerechtigkeit für alle Anwohner erreicht werde.

Negative Auswirkung

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Negative Auswirkungen zeigen sich im Hauptverkehrsstraßennetz auf der B58 und der L607, somit auch auf der Dorstener Straße und der Freudenbergstraße. Hier wären dann infolge Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit und der Leistungsfähigkeit erforderlich.

Wie geht es weiter

Das vorgestellte Konzept wird Thema im Januar 2023 Ausschuss sein. Der Rat soll dann im März darüber entscheiden und Abstimmen.

Über die vorgestellten Konzepte können die Schermbecker ab dem 16. November bis zum 13. Dezember bei einer Online-Umfrage mitbestimmen und mitentscheiden.

Fakten

  • Pendlerströme täglich: 3.900 Einpendler und 5.040 Auspendler (Stand 2019)
  • Im Kreis Wesel werden 72 % aller Wege mit dem KFZ-Verkehr (als Fahrer oder Mitfahrer) zurückgelegt.
  • Besonders schwach ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel mit nur 2 %
  • Das Mobilitätskonzept für den Kreis Wesel sieht für 2025 einen KFZ Anteil von 64 % zu reduzieren.

Zusammensetzung des Kfz-Verkehrs in Schermbeck pro 24 Stunden am typischen Wochentag

  • Einwohnerfahrten ca. 28.000
  • Einpendlerfahrten ca. 8.500
  • Gewerbe– und Freizeitverkehr ca. 7.000
  • Gesamtverkehr Kfz ca. 43.500
  • Durchgangsverkehr 8.340 (21 %)
  • Binnenverkehr 10.680 (26 %)
  • Quell/Zielverkehr 21.650 (53 %)

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