Erste Untersuchungsergebnisse zum Meisensterben in NRV liegen vor
Das Bakterium Suttonella ornithocola verursacht laut Landesamt für Umwelt und Naturschutz (LANUV) das Meisensterben
Seit etwa Mitte März 2020 wird von einem vermehrten Versterben von Meisen berichtet. Bei Meisen handelt es sich um eine Familie der Singvögel, zu denen die bekannten Arten Blau- und Kohlmeise zählen. Nun gibt es in Niedersachsen und NRW erste Hinweise auf die mögliche Ursache des beobachteten Meisensterbens: Ein Bakterium mit dem Namen Suttonella ornithocola. Erste Untersuchungsergebnisse liegen laut LANUV den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern in Nordrhein-Westfalen (CVUÄ NRW) auch für NRW vor.
Dazu schreibt LANUV: Bereits 2018 wurde S. ornithocola durch die Kollegen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes in Arnsberg in verstorbenen Meisen aus NRW nachgewiesen. Nach den letzten Nachweisen in anderen Bundesländern wie Niedersachsen, ist eine weite Verbreitung in Teilen Deutschlands sehr wahrscheinlich.
Medizinische Einschätzung
Die Rolle von S. ornithocola beim aktuellen Meisensterben muss jedoch vorsichtig interpretiert werden. So hatten bereits die britischen Forscher angenommen, dass dieses Bakterium eventuell auch in gesunden Meisen gefunden werden kann und andere Faktoren wie Stress während der Fortpflanzungszeit oder andere Krankheitserreger (z.B. Chlamydien, Salmonellen, Trichomonaden oder Usutuviren) eine Erkrankung durch Suttonellen begünstigen und somit zu dem vermehrten Meisensterben beitragen.
Diese Annahme wird dadurch bestätigt, dass bei einigen untersuchten Tieren aus NRW parallel zu S. ornithocola auch andere für Meisen krankheitsauslösende und teils tödliche Krankheitserreger nachgewiesen wurden (z.B. Chlamydien).
Generell sollten die momentan erhobenen Zahlen an verstorbenen Meisen kritisch hinterfragt werden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jährlich ein Großteil der aufgefundenen Singvögel an Todesursachen wie Traumata (z.B. Scheibenanflug), Prädation (z. B. Katzenbiss) oder anderen Krankheitserregern versterben.
Vogelfütterung einstellen
Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass es an Orten mit einer erhöhten Vogeldichte (z. B. Vogelfütterungen) zu einer erhöhten Übertragung kommt, wird bei einem Auftreten von erkrankten Tieren um die Futterstelle dazu geraten, die Wildvogelfütterung umgehend für mindestens drei Wochen einzustellen.
Wie handle ich beim Auffinden kranker oder verstorbener Tiere?
Beim Auffinden und Einsammeln eines kranken oder verstorbenen Tieres muss nach wie vordringend auf Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen sowie anschließendes Händewaschen und -desinfizieren geachtet werden.
Verstorbene Tiere können zur Klärung der Todesursache weiterhin bei den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern abgegeben bzw. eingesandt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass es sich um frisch verstorbene Tiere handelt und diese unbedingt gekühlt und mittels Expressversand versendet werden, um eine Untersuchung der Tiere zu ermöglichen.