Strom für 8500 Dreipersonenhaushalte – neuer Windpark

Erster Spatenstich für den SL Windpark Lühlerheim fand gestern statt

Schermbeck. Nach fast fünfjähriger Planungszeit erfolgte gestern der erste Spatenstich für die Errichtung von vier Windkraftanlagen im geplanten „SL Windpark Lühlerheim“.

Nur wenige Anwohner kamen zum Lühlerheimer Weg östlich des Wachtenbrinker Weges, um Zeitzeugen einer neuen Phase der Energieversorgung in der Gemeinde Schermbeck zu werden.

Vorraussetzungen für Windpark geschaffen

Die Gemeinde hatte die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Windpark auf dem Gelände der Stiftung Lühlerheim geschaffen. Um zu verhindern, dass überall im Gemeindegebiet Windkraftanlagen hätten entstehen können, wurde die Ausweisung von Konzentrationszonen beschlossen: Rüste und Lühlerheim blieben übrig. Den Nutzungsplan „Windenergioe“ verabschiedete der Gemeinderat am 1. Dezember 2015. Für den Standort Lühlerheim wurden Bauanträge für vier Windkraftanlagen gestellt. Die Genehmigung erfolgte am 16. August.

Am ersten Spatenstich beteiligten sich gestern (v.l.): Norbert Scholtholt (Volksbank), Friedrich-Wilhelm Häfemeier (Nispa), Petra Menting (Energiegenossenschaft), Bürgermeister Mike Rexforth, Theo Lemken (Lühlerheim) und Klaus Schulze Langenhorst (SL Windenergie GmbH). RP-Foto Scheffler
Am ersten Spatenstich beteiligten sich gestern (v.l.): Norbert Scholtholt (Volksbank), Friedrich-Wilhelm Häfemeier (Nispa), Petra Menting (Energiegenossenschaft), Bürgermeister Mike Rexforth, Theo Lemken (Lühlerheim) und Klaus Schulze Langenhorst (SL Windenergie GmbH). RP-Foto Scheffler

Im Windpark sollen vier Anlagen vom Typ Enercon E-115 errichtet werden

Als Geschäftsführer der Gladbecker Firma „SL Windenergie GmbH“ erläuterte Klaus Schulze Langenhorst Details der Baumaßnahme. Im Windpark sollen vier Anlagen vom Typ Enercon E-115 errichtet werden. Die lange Planungsphase war erforderlich, weil unterschiedliche Gutachten zur Umweltverträglichkeit und zum Artenschutz erstellt werden mussten. Es wird mit einem Jahresertrag von gut 30 Millionen kWh gerechnet. Das reicht für die Versorgung von 8500 Dreipersonenhaushalten mit grünem Strom. „Bei dem Projekt spielen Bürgerbeteiligung und lokale Wertschöpfung eine entscheidende Rolle“, verwies Schulze Langenhorst auf die Möglichkeit, dass Schermbecker Bürger an der Finanzierung beteiligt werden können. Das gesamte Investitionsvolumen beträgt 26 Millionen Euro.

Schermbecker Banken bieten ihren Kunden eine finanzielle Beteiligung an

Beide Schermbecker Banken bieten ihren Kunden eine finanzielle Beteiligung an. „Wir möchten alle Bürgerinnen und Bürger aus der Region – vorrangig Weselerwald, Schermbeck, Marienthal, Drevenack – an dem Projekt und dessen Erträgen teilhaben lassen“, lud Friedrich-Wilhelm Häfemeier als Vorstandsmitglied der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe (Nispa) im Beisein der beiden Mitarbeiter Andreas Jonda und Jens Ostermann-Schelleckes die Bürger ein, am 4. Oktober um 19 Uhr an einem Informationsabend in der Dammer Gaststätte Pannebäcker teilzunehmen. Dort soll die Beteiligung über Sparkassenbriefe zu einem Zinssatz von 1,2 Prozent im Gesamtwert von 1,5 Millionen Euro vorgestellt werden.

Kein Tschernobyl erleben

Die Volksbank Schermbeck sieht über ihre seit dem Jahre 2010 bestehende „Schermbecker Energie-Genossenschaft“ eine Bürgerbeteiligung im Gesamtwert von 750 000 Euro vor.

Volksbank-Vorstandsmitglied Norbert Scholtholt und Petra Menting als Vorsitzende der Energiegenossenschaft luden zur Generalversammlung der Energiegenossenschaft ein, die am 29. September um 18 Uhr im Saal der Gaststätte Ramirez beginnt.

„Keiner möchte Tschernobyl bei uns erleben. Deshalb war es konsequent zu überlegen, woher neue Energien kommen“, freute sich gestern Bürgermeister Mike Rexforth über die Möglichkeit, viel Strom über Windkraftanlagen zu erzeugen. „Wir hatten keine Wahl, ob wir Windkraftanlagen im Gemeindegebiet zulassen, sondern nur die Wahl, wie wir es machen“, erläuterte Rexforth den langwierigen Planungsprozess. Am Wachtenbrink träfen die Anlagen zwar auch einige Menschen, aber bei fehlenden Konzentrationszonen hätten viel mehr Bürger Anlagen in einer geringeren Nähe bekommen.

Gemeinde ist mit einigen Grundstücken auch an dem Projekt beteiligt

Die Gemeinde ist mit einigen Grundstücken auch an dem Projekt beteiligt, insbesondere durch Wege, über die der erzeugte Strom an die Firma Westnetz weitergeleitet wird. Der Übergabepunkt wird unmittelbar südlich des Lühlerheimer Weges östlich des Wachtenbrinker Weges nahe der Windkraftanlage 2 errichtet.

Mit der Baumaßnahme wurde bereits vor dem symbolischen ersten Spatenstich begonnen. Derzeit werden unter Leitung von Arif Doruk die erforderlichen Wege gebaut. Das Grundwasser muss abgesenkt werden, um die 3,45 Meter tiefen Fundamente erstellen zu können, die einen Durchmesser von 23,90 Meter erhalten.

Turmbau ist für den Zeitraum bis Anfang Februar 2017 geplant

Bis Ende Dezember sollen die Arbeiten an den Fundamenten beendet sein. Der Turmbau ist für den Zeitraum bis Anfang Februar 2017 geplant. Die vier Windkraftanlagen sollen voraussichtlich in den Monaten April oder Mai 2017 in Betrieb gehen. Die Nabenhöhe beträgt 149,08 Meter, der Rotordurchmesser 115,71 Meter, sodass sich eine Gesamthöhe von 206,94 Meter ergibt.

Teile der Ertragsvergütung durch die „SL NaturEnergie Stiftung“ zur Verfügung gestellt

Die Stiftung Lühlerheim freut sich besonders über den nun begonnenen Bau, weil sie als Grundstückseigentümer im nächsten Vierteljahrhundert Zahlungen erwarten kann. „Es gibt genügend Projekte für die Verwendung des Geldes“, teilte Elke Landers als Vorstandsvorsitzende der Stiftung Lühlerheim. Im Beisein des Geschäftsführers Theo Lemken verwies sie unter anderem auf den geplanten „Arche-Hof“.

Teile der Ertragsvergütung werden durch die „SL NaturEnergie Stiftung“ gemeinsamen Projekten in der Region zur Verfügung gestellt. Helmut Scheffler

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.