Schermbecker Jecken außer Rand und Band

Der MGV „Eintracht“ lud zur 64. Karnevalsfeier im Begegnungszentrum ein

Hunderte farbiger Luftballons passten im Begegnungszentrum des Rathauses zur Fröhlichkeit der kleinstädtischen Narrenschar, die sich mit dem Männergesangverein „Eintracht“ am Samstag in närrische Gefilde begab.

Für ihre 64. öffentliche Karnevalsfete hatte die von Wolfgang Herkel geleitete Sängerschar das Motto „Schermbeck singt und lacht – eingehakt und mitgemacht“ ausgewählt.

Siebenerrat

Inmitten eines farbenprächtig gestalteten Bühnenbildes saß der Siebenerrat, zu dem Michael Mattern und Josef Sobotta ebenso gehörten wie Dr. Dirk Teborg, Bärbel Dieker, Ines Arnsmann, Nicole Schröer und Martina Neumann.

Das dreieinhalbstündige Programm eröffnete die Sängerschar mit ihrem Dirigenten Jörg Remmers, die mit Liedern aus dem Kölner Karneval gleich zu Beginn den närrischen Funken zum Publikum überspringen ließ.

Zugereister Jeck

Erich Zydeck stieg als erster Redner in die Bütt. Als „zugereister Jeck“ plauderte der 82-Jährige auf der Basis seiner eigenen diamantenen Hochzeit über ulkige Situationen eines Ehelebens, bevor er zur Gitarre griff und „der Ahl e paar Blömscher“ schenkte und musikalisch versicherte „Es gibt ein Leben nach dem Tod“.

Das dreieinhalbstündige Programm eröffnete die Sängerschar des MGV „Eintracht“ mit Liedern aus dem Kölner Karneval. Foto: Helmut Scheffler

Zu den Klängen des Liedes „De Mama kritt schon wieder e Kind“ wurden „Kleinkind“ Michael Göbel und seine „Mutter“ Martin Linneweber zur Bühne geleitet, wo die beiden eindrucksvoll demonstrierten, was passiert, wenn man einem Kind beim Spielen mit der Eisenbahn ein Wort aus der Fäkaliensprache partout verbietet.

Feuerwehr-Jargon

Als Feuerwehr-Praktikant berichtete Roland Schriefers in der Bütt von langen Schläuchen, krepierenden Rohren und jede Menge Spritzern. Solche aus dem Feuerwehr-Jargon stammende Wörter wurden recht zweideutig verwendet, wenn der Praktikant von „in Not geratenen“ Frauen zum Einsatz gerufen wurde.

Es geht nichts über einen guten Ratgeber in der Bekanntschaft. Diese Erfahrung machte Frau Hawitschek (Michael Göbel). Von Frau Pospischil (Wolfgang Paul) erfuhr sie, dass es für viele körperliche Leiden ganz spezielle Ärzte gibt. Bei Problemen mit dem Ohr hilft der Urologe, bei Schmerzen im Genick der Gynäkologe, bei Störungen im Gedärm der Dermatologe, bei Pissi-Nöten der Psychologe und schmerzenden Hämorrhoiden hilft eine Fahrt nach Ägypten, weil dort die erfahrensten Archäologen unterwegs sind.

Mülltonnen-Format

In farbige Kartons vom Mülltonnen-Format stiegen Dr. Dirk Teborg, Josef Sobotta und Erich Zydeck. Als sie nach dem Stakkato-Rhythmen des Liedes „Manamana“ zum wiederholten Male die Klappdeckel ihrer Gefäße nach oben stießen und kurzzeitig mit den Köpfen aus dem Karton lugten, quittierten das die Zuschauer mit schallendem Gelächter, das noch lauter wurde, als einer der Tonnenbewohner bei zu viel Schwung umkippte und im Karton festhing.

„Neubürger“ Wolfgang Herkel trat zum 13. Male in dieser Funktion vor das närrische Publikum. Mit einer bunten Mischung aus Ehe- und Rentner-Witzen traf er den Nerv der Jecken. Die Witze von Rentnern, bei denen in jeder Woche ein anderer Körperteil zu einem Arzt gehen möchte, gipfelten in der gereimten Feststellung „oben klar und unten dicht, mehr will man als Rentner nicht“. Seine Witzeparade beendete Herkel traditionsgemäß mit dem „Schermbeck-Lied“, in das die Gäste freudig mit einstimmten.

Die Klever Showtanzgruppe „Eclipse“ beeindruckte zu später Stunde mit einer tänzerischen Glanzleistung voller akrobatischer Einlagen. Foto: Helmut Scheffler

Musikalischer Bummel

Als „Räuber von Schermbeck“ lud Michael Mattern zu einem musikalischen Bummel mit Kölschen Liedern wie dem „Leef Marie“ der Paveiers und „Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“ der Höhner ein, bevor er die Wahl des am originellsten kostümierten Zuschauers leitete. Kira Lensing hatte sich als Clownin besonders fein herausgeputzt und gewann den ersten Preis. Fünf Frauen des Kniffelclubs „Die Glücksbänder“ wurden als beleuchtete Tannenbäume zum zweiten Preisträger.

Höhepunkte

Der Auftritt auswärtiger Tanzgruppen gehört alljährlich zu den Höhepunkten des MGV-Karnevals. Auch in diesem Jahr wurden solche tänzerischen Highlights in beiden Programmhälften präsentiert.

Die „Kolibris“ bewiesen als Tanzgarde der Karnevalsgesellschaft „Klever Schildbürger“ den Schermbeckern auf der Bühne, dass sie zum dritten Mal in Folge zu Recht den Kreismeistertitel im Gardetanz errungen hatten. Demselben Verein gehört die Showtanzgruppe „Eclipse“ an.

Die 24 jungen Frauen, die den ersten Platz im Wettbewerb „Show, Musical & Step“ belegten, beeindruckten zu später Stunde mit einer tänzerischen Glanzleistung voller akrobatischer Einlagen die Zuschauer. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.