Obwohl der Wahlkampf für die anstehende Bundestagswahl auf Hochtouren läuft, stand bei einem Besuch des CDU-Bundestagskandidaten Kreis Wesel Sascha van Beek auf dem Horstkamps Hof in Schermbeck am Donnerstagvormittag die Praxis im Vordergrund: Landwirtschaft und Wolfsschutz bewegten die Gespräche mit der Familie Sümpelmann mehr als Wahlplakate und Slogans.
Bedeutung der Schafhaltung am Niederrhein
Bei dem Besuch auf dem Horstkamps Hof in Schermbeck rückte auch das Thema Wolf in den Fokus. Van Beek sprach mit Malin Sümpelmann sei auch über die Bedrohung durch Wölfe. Auf die Frage, warum die Familie Schafe halte, erklärte Malin Sümpelmann: „Wir haben hier einige Obstwiesen und betreiben eigentlich Rinderhaltung. Die Rinder würden jedoch die Obstbäume anbeißen. Deshalb haben wir uns vor ein paar Jahren entschieden, Schafe zu halten, die zwischen den Bäumen grasen.“

Die Schafe werden auf dem Hof durch geförderte Schutzzäune geschützt. Dennoch bleibe die Angst: „Letztes Jahr war der Wolf dreimal hier. Von fünf Lämmern hatte ich am Ende nur noch eins. Jetzt stehe ich vor der neuen Lamm-Saison. In diesem Jahr bekomme ich zehn Lämmer – ich bin gespannt. Hoffentlich überleben diesmal alle Lämmer“, hofft Malin.
Zukunft der Wahl und politische Programmatik
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl hofft Sasch van Beek, dass die CDU dabei eine entscheidende Rolle spielen werde, insbesondere im Umweltministerium. Dort wolle er das Thema Wolfsschutz nach der Wahl prioritär platzieren. Bereits jetzt habe er sich in der Partei erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Problematik in zwei Programmen verankert sei. Künftig wolle er im Koalitionsvertrag darauf drängen, das Thema deutlich hervorzuheben. „Nach der Wahl wird eine der ersten E-Mails an die neue Umweltministerin oder den neuen Umweltminister sein, jetzt zu handeln. Insbesondere die Ausnahmen, die jetzt schon möglich sind, zu nutzen“, betont van Beek.

Bedeutung der Schafhaltung am Niederrhein
„Die Schafhaltung ist ja nicht nur fürs Auge, sondern ist auch erstmal ein Wirtschaftsfaktor, aber vor allen Dingen auch relevant. Zum einen, wie hier, für unsere Kulturlandschaft. Wir wollen ja auch eben Obstbäume/Streuobstwiesen haben, die mit zum Niederrhein gehören“. Diese seien wertvoll für die Artenvielfalt. „Gleichzeitig spielt auch der Hochwasserschutz eine entscheidende Rolle: Schafe auf dem Deich sind durch keine Maschine der Welt zu ersetzen – weder in ihrer Funktion bei der Verdichtung des Deiches noch beim Kurzhalten der Grasnarbe. Deshalb brauchen wir die Schafe am Niederrhein. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Kulturlandschaft und leisten einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Genau hier stellt der Wolf ein Problem dar.“
Umgang mit dem Wolf am Niederrhein
Mit Blick auf die Wolfssituation der letzten Jahre und die damalige Begrüßung des ersten Wolfes durch Landrat Ansgar Müller („Hurra, wir haben einen Wolf, den nennen wir jetzt mal Gloria von Wesel“), unterstrich van Beek, dass er persönlich kein Problem mit dem Wolf habe und der Wolf durchaus seine Berechtigung in Deutschland habe – da, wo Platz ist. „Ich denke, dass wir durchaus mit einem Wolf am Niederrhein leben können, aber eben nicht in der Masse. Und da muss man ja einfach mal feststellen: Allein die Tatsache, dass wir viele totgefahrene Wölfe haben, dass die Wölfe keine Scheu vor Menschen hier haben – das zeigt doch, dass da eine Nähe ist“. Der Wolf sei halt ein Wildtier, der „keinen Bock auf den Menschen hat. Wenn er Platz hat, bleibt er fern. Aber er hat natürlich auch Konkurrenz und kommt deshalb näher an die Menschen. Das funktioniert nicht. Deshalb: Wolf ja, aber gerne da, wo Platz ist für ein Wildtier in der Größe.“

Kritik an Fördergeldern und Bürokratie
Auf die Frage, ob sich bei den Fördergeldern und den Förderrichtlinien hinsichtlich der Höhe der Schutzzäune etwas ändern müsste, erklärte van Beek: „Wir können ja nicht den ganzen Niederrhein mit Zäunen zuballern. Es gibt auch andere Wildtiere, die wechseln wollen, die territorialen Ansprüche haben und ausweichen müssen. Auch von daher geht das nicht“. Und wo es gehe, müsse die Bürokratie funktionieren. „Ich denke, das klappt mittlerweile einigermaßen“. Viel schlimmer sei seiner Meinung nach, dass Weidetierhalter nach einem Riss einen enormen Aufwand betreiben müssen, um überhaupt die Entschädigung zu bekommen. „Das kann nicht sein. Ich denke, da müsste eine Umkehr stattfinden.“
Landwirtschaft als zentraler Bestandteil der Region
Neben dem Thema Wolf sei für Sascha van Beek auch die Landwirtschaft insgesamt von besonderem Interesse, da die traditionelle Landwirtschaft im Kreis Wesel von großer Bedeutung sei. Van Beek zeigte sich auch persönlich mit der Landwirtschaft verbunden. „Es ist bei uns zu Hause ein Thema am Küchentisch. Ich habe einen Landwirtstochter geheiratet. Mein Schwiegervater, mein Schwager und mein Neffe sind alle drei auf dem Hof unterwegs und führen den Milchviehbetrieb in Alpen-Veen weiter.“

Für die Region Niederrhein und dem Kreis Wesel, insbesondere für die Milchwirtschaft, sei die Landwirtschaft von großer Bedeutung, so van Beek. „Ohne eine starke Landwirtschaft ist die Ernährungssicherheit nicht zu gewährleisten“, betonte er.
Herausforderungen für die Landwirtschaft
Ohne eine starke Landwirtschaft sei die Ernährungssicherheit nicht zu gewährleisten. Das beginne bei den Energiepreisen und ende bei der Bürokratie. „Dazwischen gibt es zahlreiche weitere Themen wie Pflanzenschutz, Düngeverordnung und vieles mehr, wo wir eine praxisnahe Landwirtschaftspolitik brauchen, die vor allem auf die Praktiker hört.“