Regionale 2016 – Frische Ideen

Regionale 2016 – Frische Ideen für die regionale Baukultur

Havixbeck, Billerbeck und Hamminkeln-Dingden bilden Arbeitsgemeinschaft

Aus Theorie wird Praxis, aus vielen guten Ideen eine Arbeitsgemeinschaft über kommunale Grenzen hinweg. Vertreter aus Havixbeck, Billerbeck und Hamminkeln-Dingden haben kürzlich den Startschuss für das „Netzwerk Baukultur im westlichen Münsterland“ gegeben. Das Projekt soll im Rahmen der Regionale 2016 weiterentwickelt und die interkommunale Zusammenarbeit gefestigt werden.

Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich ein einfacher Plan: für die Region typische Architektur und Bauweisen sollen erlebbar gemacht und neue Impulse auch für das zeitgenössische Bauen gegeben werden. Für jeden Standort gibt es bereits konkrete Ideen: In Hamminkeln-Dingden soll in einem denkmalgeschützten Gebäude die „BauKulturStelle“ entstehen — ein Kompetenzzentrum für Baukultur und Dorferneuerung. Ein „Informationszentrums BauKultur Westmünsterland“ in Billerbeck soll als Denkwerkstatt und Akademie neue Perspektiven für das heutige Bauen eröffnen. Zudem ist in Havixbeck geplant, das Baumberger-Sandstein-Museum zu einer „Akademie für Sandstein“ zu erweitern, in der Interessierte eine fachkundige Beratung zum Umgang mit dem typischen Baumaterial der Region finden können.

Im Regionale-Prozess hat das Projekt bislang den C-Status erreicht. Für die Weiterentwicklung hat sich die interkommunale Arbeitsgruppe etabliert, die kürzlich in Velen erstmals tagte. Bei der Projektentwicklung helfen soll das Büro „startklar.projekt.kommunikation“, welches unter anderem mit Unterstützung des Leader-Förderprogramms beauftragt wurde. Bestandteil der Förderung sind auch bauliche Machbarkeitsstudien, die an den Standorten Dingden, Havixbeck und Billerbeck durch Architekten erstellt werden. Zudem wird angestrebt, das interkommunale Trio zu einem Quartett zu erweitern: In Lüdinghausen könnte im ältesten Bauernhaus Westfalens ein „Zentrum für historische Baukultur im Münsterland“ entstehen.

Nach dem Auftakt in Velen sind drei weitere interkommunale Arbeitsrunden noch in diesem Jahr geplant.

Vertreter aus Havixbeck, Billerbeck und Hamminkeln-Dingden haben kürzlich den Startschuss für das „Netzwerk Baukultur im westlichen Münsterland“ gegeben. Foto: Regionale 2016 Agentur
Vertreter aus Havixbeck, Billerbeck und Hamminkeln-Dingden haben kürzlich den Startschuss für das „Netzwerk Baukultur im westlichen Münsterland“ gegeben. Foto: Regionale 2016 Agentur

 Kurzinterview

Das Büro „startklar.projekt.kommunikation“ aus Dortmund unterstützt die Kommunen bei der Entwicklung des Baukultur-Netzwerkes. Geschäftsführer Joachim Boll erklärt, worauf es dabei besonders ankommen wird.

Frage: Luxus oder Mehrwert? Warum sollten sich Kommunen oder Regionen mit dem Thema „regionale Baukultur“ auseinandersetzen?

Boll: Baukultur wird von Menschen gemacht. Sie hat viel mit dem „Wohlfühlen“ an einem Ort und mit der Identität der Menschen zu tun. Einerseits bietet die Baukultur einer Region einen interessanten architektonisch-historischen Blick in die Vergangenheit: Wo kommen wir her? Andererseits ist sie Abbild der Gesellschaft: Welche gesellschaftliche Entwicklung führte zum Hier und Jetzt und was lernen wir daraus für die Zukunft? In einer sich weiter entwickelnden Gesellschaft, die gegenwärtig mobiler ist und weniger ortsgebunden agiert, in einem „Wettbewerb der Regionen“, können sich Kommunen in und mit ihrer Region über die Besonderheiten regionaler Baukultur profilieren.

 Frage: Wo sehen Sie die größte Herausforderung, vor denen die beteiligten Kommunen und Akteure stehen?

Boll: Sie sind bereits gut aufgestellt und bereit, sich auf den Prozess einzulassen. Baukultur als breiten Prozess zu sehen, der nicht nur von Fachleuten diskutiert und definiert wird, ist eine spannende Herangehensweise. Diese Voraussetzung bringen die Beteiligten mit. Dabei müssen sie sich aber immer wieder einlassen auf das eigenverantwortliche Gestalten und „selber machen“. Dieses Engagement und Durchhaltevermögen ist enorm wichtig.

 Frage: Die einzelnen Projektbausteine könnten auch für sich stehend in den jeweiligen Kommunen entwickelt werden. Macht es Sinn, diese in einer Netzwerk-Struktur anzugehen oder kommt dadurch nur mehr Abstimmungsarbeit auf alle Beteiligten zu?

Boll: Alle Projekte haben eigene Projektprofile mit eigenen Schwerpunkten. Das macht den Prozess gerade spannend! Gemeinsam ist nicht nur das Thema, sondern auch der Raum westliches Münsterland/Niederrhein. Es geht darum, innerhalb des Netzwerks ein gemeinsames Verständnis derjenigen Prozesse zu entwickeln, die die vielen Facetten von Baukultur ausmachen. Das Netzwerk bietet dabei die Möglichkeit, sich strukturiert mit Institutionen auszutauschen, z.B. mit dem „LWL – Bündnis für regionale Baukultur“. Der Netzwerkgedanke im westlichen Münsterland, der entstehende Diskussionsprozess, die Kooperation über kommunale Grenzen hinaus in und für die Region kann einen Anstoß für andere Regionen geben. Diese Chancen sind die Abstimmungsarbeit sicher wert.

 Hintergrund

Unter dem Motto „ZukunftsLAND“ sucht das westliche Münsterland im Rahmen der Regionale 2016, einem Strukturförderprogramm des Landes NRW, gemeinsam neue Wege in die Zukunft. An der Regionale 2016 beteiligen sich die Kreise Borken und Coesfeld zusammen mit ihren kreisangehörigen Städten und Gemeinden sowie die Kommunen Dorsten und Haltern am See (Kreis Recklinghausen), Hamminkeln, Hünxe, Schermbeck (Kreis Wesel), Selm und Werne (Kreis Unna). Ziel ist es, strukturwirksame Projekte und modellhafte Lösungen für die Zukunftsfragen des ländlichen geprägten Raumes zu entwickeln und umzusetzen.

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