Oma Wally und mehr als 200 Gäste lachten um die Wette

Schermbecker Kulturstiftung lud die Kabarettistin Simone Fleck ein
Schermbeck Wenn Lachen gesund macht, dann müssen schon bald serienweise Schermbecker Arztpraxen geschlossen werden Die Kabarettistin Simone Fleck sorgte am Mittwochabend im Begegnungszentrum für Lachsalven am laufenden Band und ihr eigenes kaum nachzuahmendes und ansteckendes Brüll-Lachen wird wohl noch bei vielen der mehr als 200 Zuhörer bis lange in der Nacht nachgeklungen haben.
Schon der Gang zur Bühne holte manchen Besucher aus der reinen Zuschauerrolle heraus. Simone Fleck ging keck auf eine Dorstenerin zu, um sich bei ihr nach versteckten Falten unter einem Halstuch zu erkundigen, und auf eine mit Schmuck behangene Frau, die sich fragen lassen musste: „Hat Ihr Mann den Keller aufgeräumt?“

Als rothaarige Susi im Minirock, mit Lockenhaar und kreisendem Handtäschchen plauderte Simone Fleck über Frauenerlebnisse. Foto: Helmut Scheffler
Als rothaarige Susi im Minirock, mit Lockenhaar und kreisendem Handtäschchen plauderte Simone Fleck über Frauenerlebnisse. Foto: Helmut Scheffler

Auf der Bühne angekommen, schlüpfte Simone Fleck in die Rolle der Oma Wally aus dem Altenheim „Turne bis zur Urne“. Ihre Erzählungen von den Mitbewohnern trieb den Zuschauern Freudentränen in die Augen. Die Frauen-Künstlergruppe „Trockenpflaumen“ wirkte ebenso skurril wie jene Mitbewohnerin, die auf dem Friedhof mit einer nach oben gerichteten Gießkannentülle den Männern signalisiert: „Ich bin an Männern auch oberhalb der Grasnabe interessiert.“ Frisöre haben im Heim Hochkonjunktur, denn im Alter müssen bei Frauen die Haare schicker und üppiger sein, um vom Gesicht anzulenken. Polnisch sprechende Pflegerinnen werden nicht eingestellt, weil man Angst hat, auf den Pott gebracht zu werden, obwohl man nur einen Tee haben wollte.Simone Fleck
Ein kurzer Gang hinter einen Sichtschutz und schon wurde Simone Fleck mit Pfiffen der Bewunderung vom Publikum als rothaarige Susi im Minirock, mit Lockenhaar und kreisendem Handtäschchen begrüßt, die von ihren Freundinnen erzählte und bedauernd feststellte: „Die attraktivsten Männer haben alle schon einen Freund.“ Schallendes Gelächter erntete die Erklärung der O-Beine bei Männern: „Unwichtiges muss in Klammern gesetzt werden.“ „Ich fahr nur noch nach Kiel, zum Bodensee und nach Mallorca, aber nicht mehr ins Ausland“, beschloss Susi und den Jakobsweg hatte sie sich auch etwas männlicher vorgestellt und sich deshalb mächtig aufgestylt.21.10.2015-053
Nach Susi wieder Oma, diesmal als Poetin mit Versen wie „Pflegestufe ein bis drei, geht mir doch am Arsch vorbei“ in ihrem Gedicht „Hagebuttentee“ und ähnlichen poetischen Ergüssen. Im Lied von den Träumen einer Heimbewohnern löste sich in den Zeilen „Dann ruft Om-ma Hinz, mach mir doch den Prinz“ der gleichlautende Titel von Simone Flecks Show auf. Wenig später schlüpfte sie in die Rolle eines rappenden Mitbewohners: „Ich bin Op-pa aus dem Heim“.
Wenn das Publikum miteinbezogen wurde, wuchs das Gelächter umso mehr. So war`s auch beim Auftritt der Psychotherapeutin Kierkegard, die ihre vielen Partnerschaftstipps im Publikum umsetzte und mit ihrem Versuch, dem Udo aus der Eschenstraße zu einem Verhältnis mit Heidi aus der Heinestraße zu verhelfen, kein Auge trocken ließ. Ex-Polizist Rolf Grewe wird noch lange an Oma Wally zurückdenken, weil sie ihn und seine beiden männlichen Nachbarn den ganzen Abend immer spöttelnd in ihr Programm einbezog. „Golfst du schon oder hast du noch Sex?“, fragte sie einen der drei Männer. „Wollen Sie als Frau von allen Seiten bedrängt werden und den heißen Atem von Männern hautnah fühlen, dann fahren sie mit dem Bus“, riet sie den Zuschauerinnen.21.10.2015-082
Die Kette gnadenloser verbaler Seitenhiebe auf die Männer, aber auch auf weibliche Sonderlinge nahm kein Ende. Simone Fleck verstand es grandios, die wechselseitige Schadenfreude beider Geschlechter sehr schnell durch gegenteilige Formulierungen aufzufangen. 21.10.2015-121

Zum Schluss gab sie den Frauen einen Tipp fürs Abschminken im heimischen Badezimmer: „Wenn Sie sich im Spiegel bei Ihrem Anblick erschrecken, lächeln Sie und sagen Sie dann: „Das gönne ich ihm!`“ Schade, dass Simone Fleck nach fast zweieinhalb Stunden die Bühne verließ. Man hätte ihr noch stundenlang zuhören können. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.