Nehmt euch ein Herz – Bürgermeister Mike Rexforth stellte sich den Fragen der Jugendlichen

Traut euch! Nehmt euch ein Herz und die Flüchtlinge an die Hand! Zeigt ihnen eure Gemeinde! Geht mit ihnen in den Supermarkt und erklärt ihnen, wo es was gibt. Viele können nicht lesen oder wissen nicht, was in den Verpackungen ist. Zeigt ihnen wo der Arzt, die Bushaltestelle ist, oder wo sie Billard spielen können und wo und wann sie sich mit Gleichaltrigen treffen können!

So lautete in groben Züge die Bitte von Bürgermeister Mike Rexforth an die Jugendlichen im YOU.
Zu einer Frage- und Antwortstunde stellte sich Mike Rexforth heute Abend den Jugendlichen im „YOU“.
Bevor es aber los ging, stellte Rexforth die Frage in den Raum, wer nicht schon mal das Gefühl hatte, von zuhause einfach abzuhauen? Klar, dass einige Jugendliche in bestimmten Situationen „Hans im Glück“ spielen“ wollten, Tasche packen und einfach nur weg, wenn sie mal etwas ausgefressen hatten. Allen voran Mike Rexforth als kleiner Junge, wie er selber bestätigte.

Mike Rexforth stellte sich den Fragen der Jugendlichen im YOU
Mike Rexforth (Foto. li.) stellte sich den Fragen der Jugendlichen im YOU

„Die meisten unserer jungen Flüchtlinge aber kommen nicht freiwillig. Sie werden von den Eltern auf die weite Reise geschickt, in der Hoffnung, dass der Sohn ein besser Leben findet und die Familie in den Kriegsgebieten oder in den armen Ländern unterstützt. Und nun stellt euch nur mal bildlich vor, ihr steht plötzlich in Afghanistan, Syrien oder im Irak. Ihr kennt nicht die Sprache, ihr kennt niemanden, habt kein Dach über dem Kopf, kein Geld und ihr sollt euch nun plötzlich alleine zurechtfinde, nur mit einem Koffer in der Hand. Wenn ihr euch mit diesen Gedanken die nächste halbe Stunde befasst, dann sind wir hier heute schon ein Stückchen weiter“, so Rexforth.

Aufmerksame und aufgeschlossene Jugendliche stellten im YOU Fragen an Bürgermeister Mike Rexforth
Aufmerksame und aufgeschlossene Jugendliche stellten im YOU Fragen an Bürgermeister Mike Rexforth

Welche Auswirkungen aber haben die vielen Flüchtlinge für Schermbeck? Was kosten sie der Gemeinde? Wieviele Flüchtlinge leben derzeit in Schermbeck? Wer kommt woher und warum?

„Flüchtlinge gab es immer, auch in Schermbeck. Besonders 1990 während des Krieges in Jugoslawien hatten wir 400 Flüchtlinge hier bei uns“, so Rexforth. 30 bis 40 Flüchtlinge leben immer noch in Schermbeck, die einer ethnischen Minderheit angehören. „Jetzt kommen aber Menschen zu uns, die verfolgt, getötet, gefoltert und vergewaltigt werden von der IS oder den Taliban aus Syrien, dem Irak, Eritrea, Afrika und Afghanistan. Es kommen aber auch Menschen zu uns, denen die Todesstrafe droht, nur weil sie homosexuell sind. Ich kann verstehen, dass sich diese Menschen auf den Weg machen und nur weg wollen um ihr Leben zu retten“, setzte Rexforth hinzu. Er verschwieg auch nicht, dass Deutschland momentan den größten Batzen abbekommt. Zum einem wollen viele Länder die Menschen nicht aufnehmen, aber auch weil die Deutschen mit Blick auf unsere Vergangenheit ein anderes Denken haben.
„Aktuell haben wir in Schermbeck 280 Flüchtlinge. Das ist natürlich eine Hausnummer für uns. Vor allem die Frage – wo können wir all die Menschen unterbringen? Wir als Gemeinde müssen Sorge dafür tragen, dass sie ein würdevolles Dach über dem Kopf haben und in ihnen in Würde begegnen“, so Rexforth.

Was aber kosten der Gemeinde die Flüchtlinge? Wer zahlt das alles?
„Wir als Gemeinde bekommen pro Jahr und pro Flüchtlinge 10.000 Euro vom Bund. Das macht bei 280 Flüchtlingen im Moment rund 2,8 Mill. Euro, ohne das die Gemeinde auch nur einen Cent dazu tun muss“., erklärte Rexforth.

Warum kann nicht jeder Flüchtling an einen Deutschkurs teilnehmen? Was gibt es für Möglichkeiten, um mit den Jugendlichen Kontakt aufzunehmen, oder wie können wir auf die Flüchtlinge zugehen? Viele Fragen,  die Schermbecker Jugendliche beschäftig und worauf Mike Rexforth an diesem einging. Petra Bosse