Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck, Gesamtschule Schermbeck und die Kulturstiftung veranstalteten am 20. November 2016 in der Aula der Gesamtschule eine würdige Gedenkfeier zum 100. Todestag des Dichters Gustav Sack (wir berichteten). Im Mittelpunkt der Gedenkfeier standen Vorträge zum Leben und Werk des Dichters sowie Briefe des Dichters und seiner Frau Paula.
Die Musiklehrer Christina Spellerberg und Dr. Kay-Uwe Kirchert sorgten für eine musikalische Untermalung, die von zahlreichen Zuhörern als äußerst passend gewürdigt wurde. Wir baten Herrn Dr. Kirchert, das musikalische Programm näher zu erläutern. Hier seine Darstellung:
Die Auswahl der Musikstücke (Programm Gedenkkonzert Gustav Sack, 20.11.2016)
School Spirit
Juniororchester (Leitung: Christina Spellerberg)
(Komp.: W.T. Purdy, Bearb.: John Higgins)
Air du Poète
Mara Waschilewski (Gesang), Kay-Uwe Kirchert (Klavier)
(Erik Satie)
First Concerto – for Flute and Percussion
Elisa Henzel (Flöte), Kay-Uwe Kirchert (Percussion)
(Lou Harrison)
The Wonderful Widow of Eighteen Springs
Elisa Henzel (Klavier), Marisa Sievering (Gesang)
(John Cage)
Rejoice in the Sun – (Titelmelodie aus dem Sience-Fiction-Kultfilm Silent running)
Mara Waschilewski (Gesang), Kay-Uwe Kirchert (Klavier)
(Peter Schickele)
Der Marsch School-Spirit ist durch den militärischen Werdegang Gustav Sacks gesetzt und soll darum am Anfang der Gedenkfeier stehen. Mit Air du Poète erfolgt dann eine Hinwendung zur poetischen Seite des Dichters als kurzes Aufblitzen, ein Hauch von Poesie, kein Luftzug und schon gar nicht als Wind. Das Stück stammt aus der Feder Erik Saties, eines musikalischen Grenzgängers des Impressionismus. Satie setzte neue musikalische Maßstäbe, die sich in Einfachheit, Klarheit, aber auch zeitlicher Ausdehnung oder Verkürzung ausdrücken. Er hinterließ dabei Spuren, unter anderem durch seine Vexacions, auch bei Komponisten wie John Cage, der sich für die Präsentation seines Werkes stark machte. Auch Cage sollte in seinem musikalischen Schaffen später als Grenzgänger zeitlicher Dimensionen hervorgehen, man denke nur an sein Orgel-Kunst-Projekt in Halberstadt. Cage wie auch Lou Harrison waren wiederum Schüler Arnold Schönbergs, der im Expressionismus neue Maßstäbe durch die Befreiung der Tonalität hin zur Dodekaphonie setzte. Harrison war zudem beeinflusst durch fernöstliche Musikalität und Spiritualität, die wir im Programm dem strengen Marsch als „friedlich-ernste Prozession“ entgegensetzen, wie dies auch in der gedachten Beziehung dem Notendruck des First Concerto mit einer Abbildung zu entnehmen ist. Cages The Wonderful Widow of Eighteen Springs ist dann wieder mehr auf die poetische Seite bezogen, worin er eine Textstelle aus James Joyces Finnegans Wake durchkomponiert. Die im Finnegans Wake angewandte sehr eigene Sprache, eine Kunstsprache aus Latein, Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Gälisch wird zu einem Klanggeflecht, dessen Sinn sich vielmehr auf musikalischer denn auf semantischer Ebene erschließen lässt.
Das Abschlussstück, Rejoice in the Sun, lässt sich dann über die bis dahin erfolgte Konzentration expressionistischen Schaffens im amerikanischen Raum herleiten: ein Stück „Friedensbewegung“ aus der Flower-Power-Generation mit Sendungsbewusstsein, einer Filmmusik aus dem Science-Fiction Kult-Klassiker Silent running, ursprünglich gesungen von Joan Baez.