Menschen im Fokus – Rainer Gardemann

Text: Marie-Therese Gewert. Fotos: André Elschenbroich.

Manche Menschen möchten einen Ort voranbringen – ohne dafür gleich eine berufliche Karriere im Rathaus anzustreben.

So wie Rainer Gardemann, gebürtig aus Schermbeck. 59 Jahre alt. Verheiratet mit Annette. Unterwegs mit seinem besten Kumpel: Hund Carlos.

Rainer Gardemann hat sich nur einmal in seinem Leben bei der Polizei beworben und wurde genommen. Hauptberuflich ist er Kriminalhauptkommissar in Gelsenkirchen. Anfangs hoch zu Ross bei der Reiterstaffel. Seit 20 Jahren bei der Kripo. Ehrenamtlich seit über 30 Jahren als Mitglied im Rat und Kreisrat tätig.

Rainer Gardemann

Bester Freund ist Hund Hund Carlos

Er braucht keine Krimis, weil er die schon live im Alltag erlebt. Manche Fälle beschäftigen ihn länger –hier hilft sein bester Freund Carlos ihm immer weiter, um durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen. Ebenso wie sein ehrenamtlicher Einsatz in Schermbeck. „Es freut mich, wenn ich den Ort unterstützen und den Menschen helfen kann. Hier sieht man die Ergebnisse“, erklärt Gardemann.

Nach all den Jahren ist er nach wie vor gerne in seinem abwechslungsreichen Amt tätig. „Alles, was ich verbrochen habe, bekomme ich mit“, lächelt er. „Manches ist gut, anderes weniger“, reflektiert der Schermbecker sich selbst.

Rainer Gardemann

Präsident der Kilian-Schützen

Das wichtigste dritte Amt, welches Gardemann innehat: Er ist Präsident der Kilian-Schützen. 2015 schoss er den Vogel ab. Als er drei Jahre alt war, wurde sein eigener Vater König – und seither fragte er sich stets: Wann kann ich endlich mitmachen? So wuchs er in den Verein mit hinein. Er weiß aus Erfahrung: „Beim Schützenfest gehen die Schermbecker mit“. Ein Zeichen dafür, wie lebendig der Ort mit seinen Traditionen ist.

Rainer Gardemann

Geschichte ist sein großes Hobby

Wenn er nicht mit den Schützen feiert, mit Hund Carlos unterwegs ist, sich ehrenamtlich im Rat betätigt oder bei der Kripo arbeitet, beschäftigt er sich mit seinem großen Hobby: Geschichte im Allgemeinen und speziell mit der Heimatkunde Schermbecks. Manchmal bietet er Führungen und Rundgänge durch Burg, Heimatmuseum und St. Georgskirche an. Mithilfe anderer schafft er alles – und fast wirkt es, als leben alte Zeiten auf, während er sich mit Worten voller Begeisterung auf einen Streifzug durch die Geschichte von Schermbeck begibt.

Rainer Gardemann

Zeitreise

Wenn er durch die Zeit reisen könnte, würde er ins Jahr 1399 reisen wollen. Um zu sehen, wie die Burg gebaut wurde – und wann genau. So interessiert ihn Schermbeck im Mittelalter besonders. Aber auch der Bau der Pyramiden mit all den Spekulationen. „Wie war das mit der Wissenschaft? Wie wird es sein?“, fragt er laut.

In die Zukunft blickt er auch. Aber die will er aktiv gestalten. Vielleicht einmal mit Carlos im Jahr 2150 durch die Mittelstraße spazieren gehen. Carlos würde das bestimmt weniger interessieren. Immerhin trifft der braune Labrador, an jedem Baum seinen Kumpel. Selbst ohne Reisen durch die Zeit hat er schon viel von der Welt gesehen. Sei es Rostock bis hin zum Roten Meer, Jordanien und Israel, weiter über Florenz bis nach Rom und Barcelona. Stets mit einem Ziel: Zurück in die Heimat von Schermbeck.

Rainer Gardemann

Heimatgefühl

Wenn Rainer Gardemann durch Schermbeck streift, hat er das Gefühl, jede Ecke zu kennen. Ein Heimatgefühl legt sich über sein Herz. Und er empfindet tiefe Dankbarkeit. Und Liebe für seine Frau Annette: „Sie macht alles mit, steht hinter mir und hält mir den Rücken frei“, erklärt er. „Annette ist eine sehr aktive Kritikerin und kennt mich am besten“.

Seit 45 Jahren sind sie ein Paar. Sie heirateten im Mai 1986 standesamtlich. Im Oktober 1987 kirchlich. Nicht immer waren die Zeiten leicht und doch ist sich Gardemann sicher: „Ich hatte viel Glück“.

Wie er alles unter einen Hut bringt? „Es ist das organisierte Chaos. Ein bisschen Old School. Aber sortiert“.  

Rainer Gardemann

Sein nächstes Ziel

Sein nächstes Ziel kennt er schon: „Ich möchte im Frühjahr wieder in den Rat und Kreisrat gewählt werden“. Ein letztes Mal möchte er für die Menschen, die hier leben, alles geben. „Und dann werde ich in zweieinhalb Jahren offiziell in den Ruhestand gehen und meine Zeit anders nutzen“, kündigt er an. Wie genau, das bleibt sein Geheimnis. Nur so viel sei verraten: „Ich bin nicht der typische Rentner“.

Gesichter Rainer Gardemann