Kolping – Offenes Haus für viele Gruppen

Die Kolping-Begegnungsstätte ist ein offenes Haus für alle

Die Kolpingsfamilie feierte am Sonntag ein Fest zur Erinnerung an die Grundsteinlegung.
Adolph Kolping sagt: „Wer Menschen gewinnen will, muss das Herz zum Pfand einsetzen.“

Schermbeck. 25 Jahre nach der Grundsteinlegung für die Kolping-Begegnungsstätte in der Widau konnten Martin Thiemann als Vorsitzender des Vereins Kolping-Begegnungsstätte und Christa Hülsdünker als Vorsitzende der Kolpingsfamilie gestern bei strahlendem Sonnenschein zahlreiche Gäste zu einer Gedenkfeier begrüßen.

Als Vorsitzende des Vereins „Kolping-Begegnungsstätte
Als Vorsitzende des Vereins „Kolping-Begegnungsstätte“ kümmerten sich Heinz Schulze, Martin Schürmann, Herbert Loges und Martin Thiemann (v.l.) um den Verein „Kolping-Begegnungsstätte“ und Hans Dieter Heier, Rudi Grewing, Christa Hülsdünker (v.r.) und – nicht abgebildet – Ludwig Stenkamp um die Kolpingsfamilie und ihre Begegnungsstätte (im Hintergrund) in der Widau. Foto: Helmut Scheffler

Der Festtag begann am Morgen mit einem Gottesdienst in der Ludgeruskirche, an dem auch eine Bannerabordnung der Kolpingsfamilie im Chorraum teilnahm. In seiner Predigt über die Deutung des Evangeliums von der Auferstehung verband Pastor Klaus Honermann das Wirken des Erlösers mit der Tätigkeit der Kolpingsfamilie. Im Mittelpunkt des Tuns der Kolpingsfamilie stünden Begegnungen. (Predigt: siehe Ende des Artikels)

Außengelände der Begegnungsstätte in der Widau
Dokumente an den Stellwänden und Fotos aus der Bauzeit in ausgelegten Alben boten willkommene Sprechanlässe über die Bauzeit in der Widau. Foto: Helmut Scheffler
Geselliger Tag

Die wärmende Sonne machte es möglich, den geselligen Teil der Jubiläumsfeier aufs Außengelände der Begegnungsstätte in der Widau zu verlegen. Dort begann der Frühschoppen mit einem umfangreichen Rückblick auf die Planungs- und Baugeschichte der Begegnungsstätte, den Franz-Gerd Stenneken als ehemaliger Pastor der Ludgerusgemeinde übernahm, weil das Projekt einen Großteil seiner 21-jährigen Amtszeit (1986-2017) in Schermbeck begleitete. Die Schenkung des Gebäude durch Mathilde Spickermann, eine starke Kolpingsfamilie mit einer gesunden Struktur, eine vitale Handwerker-Kernmannschaft mit vielen Rentnern und ein positive Einstellung von leitenden Mitgliedern im Verein, in der kirchlichen und politischen Gemeinde: Das alles habe für „eine einmalig günstige Konstellation“ gesorgt, um den Traum von einem Treffpunkt für die Schermbecker Kolpingschar zu verwirklichen.

Pilsn Buam Schermbeck

Stenneken listete etwa vier Dutzend Daten zwischen der Schenkung des ehemaligen Bauernhofes im Jahre 1990 und der endgültigen Bauabnahme am 22. Dezember 2001 auf. Dazu gehörten die Baugenehmigung am 1. Februar 1993, die Grundsteinlegung am 28. August 1993, das Richtfest am 17. Februar 1995, das Rohbaufest am 13. Mai 1995 und die Haussegnung durch Bischof Reinhard Lettmann am 20. Dezember 1998. „Heute bietet die Kolping-Begegnungsstätte bei vielen Anlässen den Menschen ein Dach über dem Kopf“, beschrieb Stenneken die Bedeutung des Hauses und erinnerte an Veranstaltungen der Kolpingsfamilie und vieler Vereine ebenso wie an den Empfang der Gäste aus San Cristobal, an Drachenfeste, ans Grillen und Zelten sowie an den Aufenthalt von auswärtigen Gästen im Rahmen von Kurzurlauben.

Jubiläum Kolping Begegnungsstätte Schermbeck

Weißt du noch

Stenneken beendete seine Ausführungen mit einem Aufruf zum gemeinsamen Gedenken jener verstorbenen Gemeindeglieder, die sich in besonderer Weise um die Begegnungsstätte verdient gemacht haben: Pater Bernd Willing, Bernhard Schäfer, Otto Bartelt, Hermann Cluse, Hermann Bleker, Hermann Berger, Norbert Hutmacher, Heinz Cremerius, Hubert Kempken, Rudi Bietenbeck, Antonius Niermann, Ludger Bietenbeck, Ludger Underberg, Clemens Stenert und Mathilde Spickermann und verwies auf die Ausstellung im Festsaal, wo noch viele weitere Helfer in Texten erwähnt wurden. Die ausgelegten Fotos wurden im Verlauf des Nachmittags zu richtigen Magneten und boten Anlass für angeregte Gespräche nach dem Motto „Weißt du noch…?“

Kolpingsfamilie Schermbeck

Für die musikalische Untermalung des Festes sorgten die „Pils`n Buam“ mit urtypischer süddeutscher und alpenländischer Volksmusik. Walzer wie „Auf geht`s Buam“ und das „Kufsteiner Lied“ standen ebenso auf dem Programm wie der „Bozener Bergsteigermarsch“, der „Pfatterer Marsch“, die „Fuchsgraben-Polka“ und das Lied „Dem Land Tirol der Treue“.

 

Beim Rundgang durch die Begegnungsstätte konnte die vielfältige Nutzung besichtigt werden. In sechs Räumen werden 14 Betten angeboten. Für Gruppen bis zu 20 Personen steht auch ein Matratzenlager zur Verfügung. „Wir sind auch gerne bereit, bei der Anlieferung von Speisen durch die örtliche Gastronomie zu vermitteln“, bietet der Vorsitzende Martin Thieman an. Das Haus bietet sich auch an für Tagungen, Vortragsveranstaltungen oder Schulungen und besonders in den Sommermonaten für Jugendliche und Kindergruppen, da eine etwa 2000 Quadratmeter große Spielwiese Erholung und Entspannung ermöglicht. H.Scheffler

Pils`n Buam

 

Predigt des Pastors Klaus Honermann:

BEGEGNUNG MIT DEM AUFERSTANDENEN – Patronat 2018 / Jubiläum Widau

An diesem Sonntag feiern wir zusammen mit unserem Patronatsfest das Jubiläum der Kolping-Begegnungsstätte. Ein tiefer Grund zu danken: all denen, welche die „Widau“ aufgebaut und in all den Jahren gepflegt und mit Leben erfüllt haben.

Als Christen und im Sinne von Adolph Kolping tun wir dies mit Blick auf Jesus Christus und sein Wort, das wir eben gehört haben.

Zunächst einmal, was mir auffällt: sowohl beim Auferstandene als auch in der „Widau“ geht es um „Begegnung“. Begegnung untereinander und mit dem lebenden Christus.

Wenn es um die Auferstehung Jesu geht, dann denken die meisten wohl: Was hatten die Jünger damals für ein Glück! Denen ist der auferstandene Jesus erschienen und alles war klar. Sie haben ihn wirklich gesehen. Aber wir ….?

Aber so klar und eindeutig war das wohl damals auch nicht. Jesus muss sich regelrecht Mühe geben, damit sie erkennen, dass Er selbst es ist.

Zunächst einmal wünscht er ihnen SHALOM, seinen Frieden.

Als sie meinen, ein Gespenst zu sehen, spricht er sie auf ihre Zweifel an und sagt: Ich bin es doch; ich selbst. Warum gebt ihr im Herzen dem Zweifel solchen Raum?

Dann zeigt er ihnen Hände und Füße und fordert sie auch noch auf, ihn zu berühren (übrigens wie Thomas).

Sodann – als sie zwar staunen, es aber immer noch nicht glauben – lässt er sich ein Stück Fisch geben. Es heißt ausdrücklich „gebratenen“ – und isst ihn.

Dann deutet er das gesamte Geschehen um sein Sterben und Auferstehen mit den Worten der Heiligen Schrift (wie er das auch bei den Emmaus-Jüngern getan hat, die gerade dabei waren, den anderen zu berichten, als er zu ihnen kam.)

Es war also ein langsamer Prozess des Verstehens und nicht mit einem Mal alles klar.

Wenn wir diese Schritte – bei allem, was damals auch besonders und wohl auch einmalig gewesen ist – auf uns und unsere Situation übertragen, was können wir dann daraus ableiten?

Zunächst: Jesus kommt zu ihnen, als sie über die Erfahrungen ihres Glaubensweges sprechen. Es heißt: „Während sie darüber redeten, trat er in ihre Mitte.“ Wenn wir darüber sprechen, welche Beziehung wir zu Christus haben und was das in unserem Leben macht, dann kann er in unsere Mitte treten, dann begegnen wir in diesem Gespräch „ihm persönlich“.

Der nächste Mosaikstein in diesem österlichen Bild ist wohl der Friede. Wenn wir den Frieden in unser Herz und in unsere Gemeinschaften einlassen, den Frieden, der von Gott kommt, dann ist das mehr als ein frommer Wunsch oder ein netter liturgischer Händedruck. Dann kommt ER selbst zu uns in der Gestalt des Friedens.

ER zeigt uns Hände und Füße. Was will das heißen? Es sind die Hände, die angenagelt wurden, und die Füße, welche von den Nägeln durchbohrt sind.

Der Auferstandene ist der Gleiche, der gekreuzigt wurde. Er ist keine idealistische Lichtgestalt nur der reinen, erleuchteten Ideen. Er ist der, der durch das Leiden gegangen ist. Ohne diese Leiderfahrung ist Jesus und der Glaube an ihn nicht zu haben. Der Glaube, der im Leid geprüft ist, trägt das Identitätsmerkmal Jesu.

Hände und Füße sagen uns aber auch noch etwas anderes:

Es sind ja auch die Hände Jesu, die beim Arbeiten mit angepackt haben.

So wie viele, sehr viele Hände mit angepackt haben, als vor einem Viertel-Jahrhundert im Laufe von 7 Jahren an unzähligen Wochenenden die Kolping-Begegnungsstätte aufgebaut wurde.

Wir können nicht alle Namen aufzählen. Nur Mathilde Spickermann und Bernhard Schäfer sollen stellvertretend für alle anderen erwähnt werden, auch weil sie jetzt schon in der Ewigkeit Gottes angekommen sind.

Unsere Hände, die anpacken, und die von Jesus Christus, sind Zeichen von Menschsein.

Es sind dann auch die Hände Jesu, welche Kranke und Kinder berührt haben voller Liebe, die den Jüngern die Füße gewaschen und das Brot geteilt haben. Und es sind die Füße, welche die Straßen und Wege von Galiläa und Jerusalem beschritten haben; die Füße, welche von der Sünderin mit kostbarem Öl gesalbt wurden. Hände und Füße sagen uns: Jesus ist wirklich Mensch.

Die Jünger geben Jesus von ihrem „täglichen Brot“. Für Fischer ist das tägliche Brot eben Fisch. Dass er sich etwas geben lässt, etwas annimmt, ist vielleicht ein nicht unerhebliches Zeichen für die Gemeinschaft mit ihm. Es gibt ein Geben und Empfangen. Dass der Auferstandene etwas isst, Nahrung zu sich nimmt, das macht deutlich: er hat einen Leib, er ist alles andere als ein Gespenst. Wenngleich dann immer noch offen bleibt, wie der verklärte Leib denn nun beschaffen ist.

Wie viele Würstchen sind wohl in den 25 Jahren in der Widau bei den unterschiedlichsten Festen und Veranstaltungen gegrillt worden. Die Gemeinschaft, welche dabei entstanden ist, lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken.

Im Lukasevangelium ist mehrfach davon die Rede, dass Jesus den Sinn der Heiligen Schrift erschließt; dass er sich und seine Person von daher „beleuchtet“.

In der Hl. Schrift wird sichtbar, wer Jesus für uns und die Welt ist. Eben: „Licht der Welt“, „Brot des Lebens“, „Weg und Wahrheit“, „der gute Hirt“, „lebendiges Wasser“.

Wir dürfen es sicher auch so sagen: der Sinn unseres Lebens und die Mitte unseres Glaubens ergibt sich im Licht des Gotteswortes. Wenn wir „in seinem Namen versammelt“ sind und uns für das Wort Christi öffnen, dann macht seine lebendige Gegenwart unter „alles klar“.

Wir dürfen ruhig davon ausgehen, dass es bei uns – wie bei den Jüngern in Jerusalem – um einen Prozess des immer tieferen Erkennens geht. Dass durch die liebevolle Suche nach seiner Gegenwart uns die Augen der Seele geöffnet werden, um Ihn wahrzunehmen.

Dass wir den Auferstandenen „begreifen“, ist dann nicht so sehr ein Zugriff auf theologische Inhalte, sondern das Sich-einlassen auf den, der von uns persönlich eingelassen werden will in unser Leben.

Ohne bewusste Entscheidung, aber dennoch ist Christus die Tür der Begegnungsstätte geöffnet worden in den Menschen, die wir freundlich aufgenommen haben. Jetzt können wir das noch einmal bewusst tun. Denn es ist menschlich, wenn wir uns den guten Bekannten und Freunden bei Veranstaltungen zuwenden. Nicht immer haben wir den Blick für die, welche am Rande des Geschehens stehen und sitzen und sich auf unser Zugehen freuen würden. Das ist kein böser Wille, sondern nicht selten Betriebsblindheit oder Unsicherheit auf unserer Seite.

Adolph Kolping sagt:

„Wer Menschen gewinnen will, muss das Herz zum Pfand einsetzen.“

Wenn unser Herz sich immer neu von Christus berühren lässt, dann reißt uns das aus unbewussten Gewohnheiten. Auch ER hat sein Herz berühren lassen von Thomas, der mit seinen Fragen da stand, auch er gewissermaßen am Rande.

Wenn Jesus sagt: Ich bin das LEBEN, dann sagt er uns damit auch, dass es ihm darauf ankommt, mit uns zu leben und unser Leben zu prägen, und nicht, dass wir etwas für mehr oder weniger wahrscheinlich halten, was ihn betrifft.

Das heutige Evangelium ist also eine Einladung an uns, das Leben mit ihm zu ergreifen:

In der Kolping-Begegnungsstätte, in der Kirche, im Pfarrheim, auf der Straße, beim Einkaufen, bei der Arbeit – überall dort, wo wir uns begegnen.

In all unseren Begegnungen will uns der Auferstandene begegnen.

Klaus Honermann

Film von diesem Jubiläumstag gibt es hier ...25 Jahre Kolpingbegegnunsstätte

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.