Können Hunde Krankheiten erschnüffeln und vor Anfällen warnen?

Der Hund Pablo legte einen Tag vor dem Schlaganfall von André Elschenbroich ein auffälliges Verhalten an den Tag (wir berichteten). Heute weiß sein Herrchen warum!

Hunde erschnüffeln Sprengstoff, spüren Drogen auf und finden Menschen sogar unter Schneemassen wieder. Auch den Corona Virus sollen sie wittern können.

Doch können Hunde Gefahren auch vorausahnen? Haben Hunde ein solch sensibles Gespür für ihre Menschen, dass sie nahende Anfälle bemerken, bevor wir auch nur den leisesten Verdacht schöpfen?

Können Hunde uns sogar vor Anfällen warnen? Angela Hassinger vom deutschen Assistenzhundezentrum sagt: „Ja, das können sie!“

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Angela Hassinger vom Assistenzhundezentrum Foto: privat

An diesem Sonntag wollte Pablo, der Hund von André Elschenbroich vor seinem Schlaganfall, nicht so recht laufen. Nur zögerlich setzt er sich in Bewegung, bleibt stehen und zieht seinen Halter regelrecht an der Leine zurück. Sehr ungewöhnlich. So ein Verhalten kennt unser Kollege André Elschenbroich von seinem Hund gar nicht. Es macht ihn stutzig, aber er hält sich nicht lange daran auf. Pablo hat heute einfach keine Lust auf Gassi-Gehen. Macht nichts. Ihm geht es heute auch nicht so gut. Ihn plagen Kopfschmerzen. Einen Tag später erleidet unser Kollege im Büro einen Schlaganfall. Heute befindet er sich auf dem Weg der Besserung ( Zeit ist Hirn). Rückblickend ist sich André sicher, Pablo wird etwas bemerkt haben. Schon Tage zuvor wich er nicht mehr von seiner Seite.

Können Hunde Krankheiten spüren und davor warnen?

Hunde gelten seit jeher als die besten Freunde des Menschen. Sie sind treue Weggefährten, Seelentröster und gnadenlos loyal. Meistens besteht eine enge Bindung zwischen Hund und Halter. So eng, dass die sensiblen Tiere erkennen, wenn es ihren Menschen nicht gut geht. Tröstend legen sie ihre Schnauze auf den Schoß des Menschen. Doch können Hunde noch mehr spüren? Ist es möglich, dass sie Krankheiten erkennen und frühzeitig davor warnen können?

Angela Hassinger vom Deutschen Assistenzhundezentrum bestätigt: ,,Ja, es gibt Hunde, die vor bestimmten Krankheiten warnen können. Das Problem ist nur, ob der Halter in der Lage ist, seinen Hund auch richtig zu lesen, bzw. ob er das Warnen des Hundes richtig deutet und dementsprechend handelt.“

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Foto: Pixabay

Wie machen die Hunde das?

Hunde verfügen von Geburt an über eine sehr feine Wahrnehmung. Sie sind redlich bekannt für ihre guten Nasen und ihr ausgeprägtes Gehör. Bei manchen Hunden ist die Sensibilität so hoch, dass sie bereits minimale Veränderungen bei ihren Menschen wahrnehmen können. ,,Man hat herausgefunden, dass bei bestimmten Krankheiten vor einem Anfall die Sauerstoffsättigung im Blut von normalerweise 98-99 % auf bis zu 91% sinkt. Dadurch ändert sich die Atemgeschwindigkeit und diese Veränderung hört der Hund und macht den Menschen dann darauf aufmerksam. Bei einigen Schlaganfallarten oder einer TIA (=Transistorische Ischämische Attacke, Anm. d. Red) kommt dies beispielsweise vor“, erklärt Angela Hassinger. Ähnliches geschieht vor Blutzuckerschwankungen, Asthmaanfällen, epileptischen Anfällen und Migräneattacken. Für den Menschen ist diese Veränderung der Atemfrequenz nicht hörbar.

Wie machen Hunde auf einen Anfall aufmerksam?

,,Es gibt die „klassischen“ Warnzeichen, wie anstupsen, Pfote auflegen, Hand oder Gesicht lecken, anstarren oder Kopf auflegen“, beschreibt Angela Hassinger und mahnt: ,,Das Warnverhalten ist bei jedem Warnhund angeboren und kann/sollte keinesfalls umtrainiert werden.“

Im deutschen Assistenzhundezentrum werden Schlaganfallwarnhunde ausgebildet. Sie begleiten vor allem Menschen, die besonders gefährdet oder bereits einen Schlaganfall erlitten haben. In der Ausbildung wird das natürliche Warnverhalten des Hundes verstärkt und der Halter lernt gleichsam auf die Warnzeichen des Hundes zu achten. Das Training hilft Fehler zu vermeiden, so dass der Halter sich auf das Warnen des Hundes verlassen kann.

Zudem können die Hunde lernen, den Notruf zu alarmieren, ein Telefon zu bringen oder Türen für bspw. den Rettungsdienst zu öffnen. Doch nicht jeder Hund ist zu einem Warnhund geboren. Die hohe Sensibilität, um lebensbedrohliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen, ist nicht bei allen Hunden gleich vorhanden. Darüber hinaus müssen Warnhunde sehr selbstbewusst sein und souverän andere Kommandos ignorieren, sollten sie eine Gefahrensituation erkannt haben.

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André Elschenbroich und sein Hund Pablo sind ein unzertrennliches Team. Foto: privat

Bedarf es einer besonderen Bindung zwischen Hund und Halter?

Egal ob ausgebildet oder nicht, das Warnen der Hunde erfolgt nicht über einen Befehl oder ein Kommando. Der Hund muss letztendlich auch Warnen wollen. Angela Hassinger:,, Wenn der Hund zuverlässig warnen soll, muss er immer auf seinen Menschen achten, in jeder Minute des Tages, weil man nie weiß, wann ein Anfall kommt. Der Hund muss bereit sein auch nachts, wenn er schläft, seinen Schlaf zu unterbrechen und aufzustehen, um seinem Menschen zu warnen. Hierfür braucht der Hund eine enge Bindung zu seinem Menschen, um dies auch wirklich für ihn tun zu wollen. Denn zwingen kann man einen Warnhund dazu nicht, er muss von sich aus auf seinen Menschen aufpassen wollen.“

Pablo passt auf André auf. Da sind wir uns in der Redaktion sicher. Vielen Dank, Frau Hassinger, dass sie uns das Thema Schlaganfallwarnhunde näher gebracht haben.

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