Klaus Wasmuth: Der Liberalismus als Gesellschaftsform

Nach der Bunderstagswahl sieht es so aus, als würde die FDP an der künftigen Regierung beteiligt sein. Damit würde ein liberales Element ins Parlament getragen. Als langjähriges Mitglied der FDP und als ehemaliges Schermbecker Ratsmitglied hat sich Klaus Wasmuth (Foto) Gedanken gemacht zum Thema „Der Liberalismus als Gesellschaftsform“.

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„Wo der Kommunismus und der Sozialismus hinführen, hat die Vergangenheit gezeigt. Der Kapitalismus ist auch nicht die beste Gesellschaftsform. Der Sozialismus hat durchaus gute Denkansätze. Der Liberalismus ist die einzige Lebensform, unter der sich der Mensch verwirklichen kann. Selbstverständlich muss jeder Mensch eine ausreichende Lebenssicherung haben. Es ist richtig, wenn die „Obersten“ für die „Untersten“ zu einem Solidarbeitrag herangezogen werden sollen. Den Obersten tut das nicht weh. Eine Lebensphilosophie „Geld und Reich“ gab es schon immer. -„Silberlinge“-     Als Demokrat wünsche ich mir eine Gesellschaftsform, in der alle Menschen sich verwirklichen können. Nur ein Problem habe ich: Wie kann ich das erreichen? Eine Wahl, wie letztlich die Bundestagswahl, bewegt nicht genug. Die gesellschaftlichen Probleme werden nicht beseitigt. Die Politik legt immer wieder nur „Absichtserklärungen“ vor. Eine Revolution ist ja
wohl nicht gewünscht und das wäre auch nicht richtig. Da rollen Köpfe! Die gesellschaftliche Forderung besteht zu recht, dass die „Reichen“ einen Solidarbeitrag leisten sollen und müssen. Die Multis sind nicht davon auszunehmen.

   Denkansätze hierzu gefallen mir! Wie war das noch, habe ich eine Millionen zusammen, gebe ich auch nichts mehr ab. Solange eine Lebensphilosophie „Geld“ gibt, wird sich nichts ändern. Ich befürworte die Denkrichtung des Liberalismus, die eine freiheitliche, marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung mit den entsprechenden Gestaltungsmerkmalen, wie privates Eigentum an den Produktionsmitteln, freie Preisbildung, Wettbewerbs- und Gewerbefreiheit anstrebt, staatliche Eingriffe in die Wirtschaft jedoch nicht ganz ablehnt, sondern auf ein Minimum beschränken will.
     Die meisten Wirtschaftsordnungen der westlichen Industrienationen, so auch die soziale Marktwirtschaft in Deutschland, basieren heute auf den Prinzipien des Neoliberalismus. „Immer mehr – immer höher – immer schneller – immer weiter.“ Es ist eben ein wirtschaftliches Prinzip und es muss geordnet zugehen. Unsere Wirtschaft läuft nur mit Zuwächsen. Wir Menschen sollten uns auf rationale Lebensweisen einstellen. Müssen wir das alles so haben? In Deutschland haben wir eine staatliche Vollkaskoversicherung und den meisten Menschen geht es gut. Essen und Trinken, ein Dach über dem Kopf und nicht frieren, darauf haben die Menschen Anspruch. Verzichten bei unseren Ansprüchen fällt schwer. Das heißt nicht, dass noch erheblicher Handlungs- und Regelungsbedarf besteht.
Die Digitalisierung und die Globalisierung wird die ganze Welt erschüttern.     

Eine in die Zukunft gerichtete wirksame Politik muss sich einstellen. So wie es aussieht, wird die Hälfte der Arbeitsplätze verschwinden. Durch die Umstrukturierung werden sicherlich neue Arbeitsplätze entstehen, aber das wird nicht ausreichend sein. Wenn die Menschen und die Politik nicht soziale Sicherheit herstellen und sich nicht auf die Digitalisierung und Globalisierung konzentrieren, ist unsere Zukunft fragwürdig. Die Europäer müssen handeln und sind verstärkt gefordert. Was kann man von so einem Haufen
erwarten, wo der Nationalismus im Vordergrund steht und die Solidarität größtenteils fehlt? Die Ideen des Neoliberalismus, dessen führender Vertreter in Deutschland Walter Eucken war, basieren zum großen Teil auf den negativen Erfahrungen mit dem ungezügelten Liberalismus des Laissez-faire im 19. Jahrhundert, als der Staat die Wirtschaft komplett dem freien Spiel der Marktkräfte überließ. Ich sehe in Deutschland keinen „Neoliberalismus“. Nur durch permanenten Wettbewerb ist es möglich, wirtschaftliche Macht und individuelle Freiheit in Einklang zu bringen.
Klaus Wasmuth

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.