Kämmerer: Sinkende Einnahmen, steigende Ausgaben

Die 35. Ratssitzung der Schermbecker Politiker in der Dreifachsporthalle der Gemeinde stand ganz im Zeichen der Coronakrise. Kämmerer Frank Hindricksen rechnet angesichts der Folgen mit erheblichen Einbußen für die Gemeindekasse.

Klaus Roth (BfB) hatte die Gemeinde um eine Einschätzung gebeten, welche Auswirkungen die Coronakrise voraussichtlich auf den Haushaltplan 2020 sowie die Pläne der folgenden Jahre habe. Denn am Konjunkturhimmel ziehen düstere Wolken auf.

Bereits jetzt glauben Ökonomen, dass Deutschland die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte erleben dürfte. Aufs Jahr gerechnet könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland irgendwo zwischen minus fünf und minus zehn Prozent landen. Breite Teile der Bevölkerung könnten einen bedeutsamen Wohlstandsverlust erleiden – durch Kurzarbeit, Jobverlust, die Pleite ihres Geschäft oder ihrer Unternehmens sowie durch Vermögensverluste.

Zahlen, die auch Angst machen

Es sind extrem düstere Zahlen, die derzeit die Auswirkungen der Coronakrise zeigen. Zahlen, die auch Angst machen. So verloren zuletzt innerhalb von vier Wochen allein in den USA 26 Millionen Menschen ihren Job. Deutschlands Unternehmen haben für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet – ein Extremwert, der alle Worst-Case-Schätzungen von Volkswirten bei weitem übertroffen hat. Die Schätzungen der Experten hatten zwischen drei und sieben Millionen Menschen gelegen. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gingen in Deutschland 1,44 Millionen Menschen in Kurzarbeit.

Auch Schermbecker Unternehmen leiden

Schermbecks Kämmerer Frank Hindricksen ist sich sicher, dass die Coronakrise auch auf hiesige Unternehmen Auswirkungen habe. Der Kämmerer rechnet mit Einbußen bei der Gewerbesteuer sowie den Gemeindeanteilen der Einkommen- und Umsatzsteuer.

Mit einem Fragezeichen seien auch die kommunale Investitionspauschale sowie die Schlüsselzuweisungen zu versehen. Auch bei der Kreisumlage könnten höhere Belastungen auf Schermbeck zukommen, so Hindricksen. Der Grund: Steigende Sach- und Personalkosten im Gesundheitsbereich sowie höhere Sozialausgaben des Kreises Wesel. Denn wächst der Finanzbedarf des Kreises massiv, könnte Wesel als umlagefinanzierte Körperschaft die Kommunen hierfür durch eine Erhöhung der Kreisumlage wirtschaftlich in die Verantwortung nehmen.

„Bislang haben wir in Schermbeck bei den Vorauszahlungen der Gewerbesteuer Herabsetzungen in Höhe von insgesamt rund 400.000 Euro zu verzeichnen“, so Hindricksen. Eine Entwicklung für das Gesamtjahr sei aber noch nicht absehbar. „Vielleicht kommen wir noch mit einem blauen Auge davon.“

Da bislang kaum weitere, belastbare Zahlen zu den finanziellen Auswirkungen der Coronakrise zu berichten seien, bot Hindricksen den Lokalpolitikern an, im Haupt- und Finanzausschuss ab sofort regelmäßig aktuelle Wasserstandsmeldungen abzugeben.

Landhotel sagt geplante Investition ab

Wie stark die Coronakrise bereits lokale Unternehmen in Mitleidenschaft zieht, zeigt das Beispiel Landhotel Voshövel: Das mehrfach ausgezeichnete Vier-Sterne-Hotel hat sich mit seiner Küche, einem breiten Wellnessangebot und als Veranstaltungsort inzwischen bundesweit einen exzellenten Ruf erarbeitet. Doch nun fehlen dem Landhotel – bis auf ein paar Geschäftsreisende – seit Wochen die Gäste. Fast 50 Hochzeiten sind abgesagt oder verschoben.

Als Folge der erheblichen finanziellen Einbußen hat die Betreiberfamilie bereits angekündigt, geplante Investitionen erst einmal zurückzustellen. Für rund 7,7 Millionen Euro sollte am Landhotel in diesem Jahr eigentlich ein neuer Festsaal entstehen. Jetzt ist unklar, ob und wann das Landhotel in den Ausbau investieren kann – erst einmal müssen wieder bessere Zeiten kommen.

Vorheriger ArtikelLieber Orangenhaut, als gar kein Profil -Spuren der Coronakrise
Nächster Artikel18 Jähriger bei Unfall in Marienthal schwer verletzt
André Elschenbroich
Moin, ich bin André Elschenbroich. Vielen bekannt unter dem Namen Elsch. Der Eine oder Andere verbindet mich noch mit der WAZ, bei der ich 1988 als freiberuflicher Fotojournalist anfing und bis zur Schließung 2013 blieb. Darüber hinaus war ich in ganz Dorsten und der Region gleichzeitig auch für den Stadtspiegel unterwegs. Nachdem die WAZ dicht machte, habe ich es in anderen Städten versucht, doch es war nicht mehr dasselbe. In über 25 Jahren sind mir Dorsten, Schermbeck und Raesfeld mit ihren Menschen ans Herz gewachsen. Als gebürtiger Dorstener Junge merkte ich schnell: Ich möchte nirgendwo anders hin. Hier ist meine Heimat – und so freut es mich, dass ich jetzt als festangestellter Reporter die Heimatmedien mit multimedialen Inhalten aus unserer Heimat bereichern kann.