Schermbecker Kirchenmusiker Josef Breuer tritt nach 34 Jahren in den Ruhestand
Seit 1985 ist Josef Breuer Kirchenmusiker in der Ludgerusgemeinde. Im Alter von 65 Jahren tritt er nun zum 30. Juni in den Ruhestand.
Schermbeck. Im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert der in Inden im Kreis Düren geborene Breuer an seine musikalische Ausbildung und an seine Dienstzeit in Schermbeck.

Wollten Sie schon von Beginn an Kirchenmusiker werden?
Ja. Schon als Messdiener habe ich in meiner Heimatgemeinde St. Cäcilia in Eschweiler oft neben dem Organisten Franz Berretz an der Orgel gestanden. Ich war dann so beeindruckt von seinem Orgelspiel, dass irgendwann der Wunsch aufkam, das auch zu können. Als 14-Jähriger fing ich mit dem Klavier- und Orgelunterricht an. Mit dem Musikstudium begann ich im Jahre 1975 an der Kirchenmusikhochschule in Aachen und danach an der Musikhochschule Aachen. Auf das Kirchenmusikexamen im Jahre 1978 folgten zwei Staatsexamen als Musiklehrer in den Jahren 1982 und 1984. Während des Musikstudiums war ich nebenamtlich als Kirchenmusiker in Aachen beschäftigt, außerdem an der Jugendmusikschule in Stolberg und an der Rheinischen Musikschule in Köln.
Wie kamen Sie nach Schermbeck?
Josef Schneider, der Direktor der Kirchenmusikschule Aachen machte mich im Jahre 1985 darauf aufmerksam, dass an der Schule wegen der Besetzung der Stelle eines hauptamtlichen Kirchenmusikers in Schermbeck nachgefragt worden war. Ich habe mich als Nachfolger von Klaus Lohmann beworben.

Wie wurden Sie in Schermbeck empfangen?
Im Gottesdienst am 1. August 1985 hat mich Pastor Anton Benning begrüßt. Im selben Gottesdienst habe ich mit meinem kirchenmusikalischen Dienst begonnen. Im kirchlichen Wochen-Informationsblatt habe ich mich kurz vorgestellt. Da die Dienstwohnung noch renoviert wurde, wohnte ich mehrere Wochen lang in einem Zimmer des damaligen Krankenhauses (heute Marienheim) an der Erler Straße und wurde – wie die Patienten – liebevoll von den Ordensschwestern versorgt. Ich bin in eine gut geführte Kirchenmusikstelle gekommen und konnte mit meiner eigenen Handschrift die Arbeit von Klaus Lohmann fortführen.

Worin bestand in den folgenden Jahren Ihre Aufgabe?
Es waren vor allem das Orgelspielen bei den täglichen Gottesdiensten und die Proben mit dem Kirchenchor, der Männerchoral-Schola und der Frauen-Schola. Hinzu kamen die Proben mit dem Jugendchor, aus dem später der Chor „da capo“ wurde, und die musikalisch-pädagogische Arbeit mit den Vorschulkindern des Ludgerus-Kindergartens und des Kilian-Kindergartens. Ich habe mich in all den Jahren als pastoraler Kirchenmusiker verstanden. Da man mit Musik viele Menschen erreichen kann, lassen sich christliche Werte und Glaubensinhalte gut vermitteln. Deshalb war mir stets die kontinuierliche Arbeit vom Kindergarten bis zum letzten Atemzug der Gemeindeglieder wichtig.

In Aachen führten Sie bereits während des Studiums Chor- und Orchesterwerke sowie Kammermusikstücke auf. Reizte Sie das auch in Schermbeck?
Natürlich! Im Kirchenchor führte ich sofort an den kirchlichen Hochfesten Chor- und Orchestermessen auf. In dreieinhalb Jahrzehnten waren es mehr als 20 Orchestermessen. Das reichte von der Klassik bis zur Romantik und umfasste Mozarts „Missa brevis“ und Haydns „Orgel-Solomesse“ ebenso wie Gounods „Messe Solennelle“ und Schuberts „Messe G-Dur“. Hinzu kamen Chorwerke von Buxtehude, Händel, Mozart, Franck und Bach.

Das war schon alles sehr anspruchsvoll. Haben Sie diesen Anspruch auch auf den Jugendchor übertragen?
Ja. Bereits zwei Jahre nach der Gründung des Jugendchores führten wir im Jahre 1989 im Rahmen der Schermbecker Umweltwoche das Musical „Seattle“ auf. Später folgte die Aufführung einer Rockmesse im Rahmen eines Auftritts beim Evangelischen Kirchentag in Bochum (1991). Besondere Aufführungen standen seit 1997 alle fünf Jahre an, wenn der Jugendchor/da capo ein Jubiläum feierte.

Zu Ihren Aufgaben gehörte auch die musikalische Arbeit mit Kindern. Wie sah diese Arbeit aus?
Einmal wöchentlich fand in den Kindergärten für die Vorschulkinder Musikunterricht statt. Einmal wöchentlich probte ich mit den fünf- bis neunjährigen Kindern dieser Einrichtungen und einmal wöchentlich mit den Kindern im Alter von neun bis etwa dreizehn Jahren. Wir haben bis 2007 monatlich Kindermessen gestaltet und zu kirchlichen Hochfesten gesungen, danach nur noch ab und zu. Zu Weihnachten wurde immer – bis in die Gegenwart – ein Weihnachtsspiel aufgeführt. Hinzu kamen unter anderem Auftritte bei Martinsumzügen, bei Pfarrfesten, bei Taufen, Hochzeiten oder beim „Marktplatz der Hilfe“, bei Einführungen und Verabschiedungen von Geistlichen. Im Rahmen der 1200-Jahrfeier Schermbecks im Jahre 1999 waren wir am offenen Singen beteiligt.

Gibt es eine große Abschiedsfeier?
Nein. So schlicht, wie ich begonnen habe, möchte ich auch aufhören. Ich verabschiede mich in den Gottesdiensten am 29. und 30 Juni von den Gottesdienstbesuchern. Ich wohne ja weiterhin in meinem Schermbecker Haus und werde vielen Menschen weiterhin begegnen.
„Niemals geht man so ganz“, hat Trude Herr zwei Jahre nach Ihrem Arbeitsbeginn in Schermbeck gesungen. Trifft der Text auch auf Sie zu?
Ja. Musik ist mein Leben und so soll es auch weiterhin bleiben. Deshalb werde ich auch künftig aktiv Musik machen. Ich bin für viele Dinge offen.
Die Fragen stellte Helmut Scheffler
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