Jeder Einzelne kann das Klima schützen

Schermbecker Bürger beteiligten sich am „World Climate March“
Schermbeck Die gestern in Paris begonnene Welt-Klimakonferenz hat weltweit Bürgergruppen mobilisiert, um den Konferenzteilnehmern zu signalisieren, dass es allerhöchste Zeit wird, eine wirksame Klimaschutz-Vereinbarung zu verabschieden.
„Wir haben die Chance, unsere Politiker zu tatkräftigem Klimaschutz zu bewegen“, war die Schermbeck-Overbecker Gruppe „Lebenswiese“ überzeugt und rief die Bevölkerung auf, im Vorfeld auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei in Overbeck zusammenzukommen, um solidarisch Einfluss auf die Politiker zu nehmen, ein Klimaabkommen zu schaffen, das, so Mitorganisator Wilhelm Menting, „aus schmutziger Energie aussteigt und saubere Energie für alle ermöglicht.“
Während die Protest-Aktion vielerorts mit einem Protestmarsch verbunden war, entschieden sich die Teilnehmer an der Overbecker Veranstaltung für einen anderen Weg. Sie zeigten am Sonntagnachmittag an mehreren Beispielen, was jeder Einzelne tun kann, um das Klima zu schützen.
Hans von Lützow von der Firma Wohnbehagen berichtete über die vor Kurzem abgeschlossene Sanierung eines Altbaus auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei zu einem Effizienzhaus 70. Es ist ein Niedrig-Energiehaus entstanden, welches nur noch ein Achtel der bisher erforderlichen Energie benötigt. Im Detail wurden Maßnahmen zur Dämmung der Fenster, des Dachbodens und der Fassade gezeigt. Anhand von Fotos wurden die einzelnen Bauschritte erläutert. So wurde gezeigt, wie eine Hauswand mit 140 Millimeter starken Holzfaserplatten isoliert werden kann, wie der Hohlraum zwischen Mauerwerk und Verblenderschicht wirksam gedämmt werden kann und durch eine Sparrenverdoppelung das Dach eines alten Hauses vorbereitet werden kann, um die Dämmschicht in der erforderlichen Mächtigkeit aufnehmen zu können.
„Weg vom Öl und hin zu regenerativen Energien“ hieß das Motto in Overbeck. Dazu wurde unter anderem eine Holzpellets-Heizung vorgestellt. Das in Overbeck sanierte Sechsfamilienhaus mit einer gesamten Wohnfläche von 350 Quadratmetern kommt mit einer Heizleistung von 13 Kilowatt aus. Die Pellets werden über ein Saugsystem zugeführt.
Zur energetischen Sanierung des Altbaus gehörte auch der Bau einer Solarthermieanlage. Sechs Kollektoren liefern zwölf Prozent der Heizmenge und ersparen der Atmosphäre dadurch 1600 Kilogramm CO2.
Wilhelm Menting stellte einen Biomeiler vor, mit dessen Hilfe man etwa 80 Kubikmeter Biomasse energetisch nutzen kann. Im Garten abgeschnittene Hölzer werden zu einem Haufen aufgeschichtet und dabei mit Wasserschläuchen durchzogen. In den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren entsteht durch Zersetzungsvorgänge Wärme, die der häuslichen Warmwasserversorgung zugeführt werden kann. Nach der Zersetzung kann der Haufen abgebaut und als Kompost genutzt werden. In Gesprächen wurde den Kommunalpolitikern die Anregung mit auf den Weg gegeben, über dieses Modell der sinnvollen ortsnahen Beseitigung gemeindlicher Grünabfälle nachzudenken. Klimaschutz beginne letztendlich nicht erst auf der Weltebene in Paris.

Mit der Vorstellung mehrerer Projekte zum Klimaschutz beteiligte sich der Verein „Lebenswiese“ am Samstag an der Aktion „World Climate March“. Foto: Helmut Scheffler
Mit der Vorstellung mehrerer Projekte zum Klimaschutz beteiligte sich der Verein „Lebenswiese“ am Sonntag an der Aktion „World Climate March“. Foto: Helmut Scheffler

Carsten de Beyer vom Fachverband Strohballenbau demonstrierte den Besuchern, wie für den Wandaufbau eines Hauses Strohballen eingesetzt werden können. Der Arbeitsaufwand ist gegenüber herkömmlichen Bauweisen zwar wesentlich größer, aber man spart Kosten und nutzt im ländlichen Raum reichlich vorhandene Ressourcen.
Als Ansprechpartner für alle Fragen aus dem Bereich klimaschonender Energie stand der Dorstener Diplom-Ingenieur Hubert Klapheck mit seinem „Energie-Quartett“ zur Verfügung. Wer sich aus dem „Kartenspiel“ eine Karte mit einem Thema gezogen hatte, bekam von Klapheck viele detaillierte Informationen. Das reichte von den Begriffen Technik und Klimawandel über Bürgerbeteiligungen und Energiespeicher bis hin zu erneuerbaren Energien.
Die „Lebenswiese“ wird künftig einmal monatlich tagen und sich mit einem aktuellen gesellschaftspolitisch relevanten Thema befassen. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.