Gemeinde Schermbeck stellt Entwurf für Haushaltsplan 2023 vor -Grundsteuer soll von 700 auf 1100 Prozent erhöht werden
Wer stets den Überblick über das Verhältnis seiner Einnahmen zu seinen Ausgaben behalten möchte, führt ein Haushaltsbuch. Früher wurde das fein säuberlich per Hand gemacht, heute gibt es dafür eine Vielzahl an Softwarelösungen.
Wer derart achtsam mit seinem Geld umgeht, hat zwar schnell den Ruf weg, ein Erbsenzähler oder gar geizig zu sein, doch gerade in Zeiten des bargeldlosen Bezahlens und des Online-Bankings, lassen sich nur so eventuelle Engpässe bereits im Vorfeld erkennen und angehen. Für Privatpersonen ist das hilfreich, für Städte und Gemeinden ist es essenziell, die wirtschaftlichen Möglichkeiten akribisch zu erfassen.
Projekte kommen auf den Prüfstand
Das gilt auch für die Gemeinde Schermbeck, wo Kämmerer Alexander Thomann die Finanzen fest im Blick hat. Auf der Basis des vorgestellten Entwurfs für die Haushaltssatzung 2023 kommen in den nächsten Wochen und Monaten zukünftige Projekte auf den Prüfstand. Für Anfang März wird die Verabschiedung der dann endgültigen Fassung erwartet.
Ausgaben galoppieren davon
Allerdings geht es in einem Haushaltsplan nicht nur um Geld, sondern generell um Zahlen, die etwas über die Gemeinde und im Vergleich mehrerer Jahre auch über die Entwicklung vor Ort aussagen. Die aktuelle Einwohnerzahl wird dabei ebenso erfasst wie die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Schulen in der Gemeinde.
Am Ende hält man ein Mammutwerk in Händen, das rund 829 Seiten umfasst und in dessen Ergebnisplan sich die Erträge und Aufwendungen mit knapp unter 45 Millionen Euro annähernd die Waage halten. Das sieht auf den ersten Blick gut aus, doch ein Blick in die Details offenbart, dass die Pandemie und die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auch an Schermbeck nicht spurlos vorübergegangen sind.
Gestiegene Preise bei Dienstleistungen und im Baugewerbe
Zwar ist die Finanzkraft in den letzten Jahren deutlich gestiegen, doch in vielen Bereichen galoppieren die Ausgaben davon. Nicht immer lässt sich dem durch Sparmaßnahmen wirkungsvoll entgegensteuern. Steigende Energie- oder Lohnkosten müssen ebenso geschultert werden, wie die Betreuungsangebote an den Schulen. Zudem wies Kämmerer Alexander Thomann auf die gestiegenen Preise bei Dienstleistungen und im Baugewerbe sowie die Ausgaben zur Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine hin.
Grundsteuer und Gewerbesteuer werden steigen
Aber es gibt auch Einsparpotenziale, wie sich an der Reduzierung der Abwassergebühren um fast 150.000 € zeigt. Allerdings wird das auf mittlere Sicht nicht reichen. Daher stehen als Alternative zur weiteren Kostensenkung auch Steuererhöhungen im Raum.
Nicht sofort, aber 2024 könnten die Grundsteuer B von aktuell 495 auf 700 sowie die Gewerbesteuer von 460 auf 495 Prozent steigen.
Zwei Jahre später könnte es dann die nächste Erhöhung geben, wobei dann auch die Grundsteuer A von 300 auf 500 Prozent klettern könnte.
Steigerung der Grundsteuer B soll bis 2026 auf 1100 Prozent
Bei der Grundsteuer B gebe es dann 2026 einen weiteren drastischen Sprung von 700 auf 1100 Prozent. Auch die Gewerbesteuer würde noch einmal von 495 auf 550 Prozent angehoben. Mehr dazu, was das für die Betroffenen bedeuten könnte, erfahren Sie in Kürze.
Was ist Grundsteuer A und B?
Die Erhöhung der Grundsteuer B ist die dickste Kröte, welche die meisten Schermbecker Haushalte direkt oder indirekt betrifft. Die Grundsteuer B ist eine Steuer auf das Eigentum an Grundstücken, die nicht forst- oder landwirtschaftlich genutzt sind. Sie wird für bebaute oder bebaubare Grundstücke und Gebäude erhoben.
Das Geld fließt dabei von den Eigentümern direkt in die Stadtkasse. Mieter müssen damit rechnen, dass die Eigentümer die gestiegenen Abgaben über Mieterhöhungen weitergeben.
Verschiedene Faktoren
Die Höhe der Grundsteuer wird in der Regel vom Wert des Grundstücks bestimmt, der wiederum von verschiedenen Faktoren wie der Lage, der Größe und der Nutzung des Grundstücks abhängt. Die Steuer wird von der Gemeinde oder dem Landkreis erhoben, in dem sich das Grundstück befindet, und dient in erster Linie dazu, die Kosten für die Infrastruktur und Dienstleistungen in der Gemeinde zu finanzieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Grundsteuer A und die Grundsteuer B zwei separate Steuern sind und nicht miteinander verrechnet werden. Wenn Sie also beispielsweise Grundbesitzer sind und sowohl land- und forstwirtschaftliche Flächen als auch andere Arten von Grundstücken besitzen, müssen Sie sowohl Grundsteuer A als auch Grundsteuer B zahlen.
Im Vergleich/Planung Grundsteuer B für 2023
Die Stadt Wesel wird den Hebesatz der Grundsteuer B von 479 % auf 493 %, die Stadt Dorsten von 780% auf 870% und Raesfeld von 464% auf 493% anheben.