Grüter ist der König der Möhnen

Zwischen Narrenjux und Schützenbrauchtum

Schermbeck Pünktlich um 11.11 Uhr stürmten gestern Morgen einige Rathausbedienstete über den Flur der ersten Etage und durch das Vorzimmer des Bürgermeisters direkt in die Amtsstube des Rathaus-Chefs Ernst-Christoph Grüter.

Doch diesmal blieb es nicht beim obligatorischen Abschneiden der gestreiften Krawatte. Die Möhnen hatten sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ihr Motto „Rathausthron 2014“ hatte ihnen der Bürgermeister unbewusst bereits im vergangenen Jahr geliefert. Im Zusammenhang mit dem närrischen Krawattenrätsel, das die „Rheinische Post“ am 7. Februar letzten Jahres veröffentlichte, hatte Schermbecks Bürgermeister gegenüber der Redakteurin Julia Lörcks den Weiberfastnachts-Spaß als einen Graus bezeichnet und hinter das Vergnügen von Kiliansfeiern rangiert.

Gestern ging es den närrischen Weibern folglich vor allem darum, den Bürgermeister zwischen Narrenjux und Schützenbrauchtum neu zu positionieren. Und das gelang ihnen sogar so gründlich, dass Grüter bekennen musste: „Beides ist deckungsgleich.“ Dabei freute er sich ganz besonders über die grün-weißen Schärpen der Möhnen, die ihn an die Fähnchenfarben der Altschermbecker Kilianer erinnerten, die er bereits in frühester Kindheit als Begleiter seines Kilian begeisterten Vaters kennen lernte und 1996 im Jahr seiner Regentschaft mit Petra Becker besonders schätzen lernte.

Dass sich Möhnenbrauchtum und Schützenwesen bestens vertragen können, wurde gestern nur allzu deutlich. Die Möhnen brachten gleich eine ausgebildete Majestätin mit, die Finanzverwalterin Edith Dickmann, die derzeit noch amtierende Regentin an der Seite des Brichter Schützenkönigs Klaus Paffen ist.

Kilianer spucken nicht in alkoholische Getränke. So hatten die Möhnen gleich mehrere männliche Butler aus den Amtsstuben herbeigeordert, die an der Seite ihres Chef-Butlers Herbert Tekaat (Mehrhooger Schützenkönig des Jahres 2001) für den Nachschub an flüssiger Kost ebenso verantwortlich waren wie für genügend Kamellen und zudem als Hosen tragende Rathäusler für den Applaus sorgen mussten, wenn die Möhnen einen witzigen Beitrag leisteten, um ihren Möhnen-König zu erfreuen.

Viel Freude hatte Grüter auch an einer Karikatur, die ihm das Möhnenteam schenkte. Möhne Ingrid Mügge aus der Tiefbauabteilung bewies mit viel Geschick, dass sie den Umgang mit den Zeichenstift mindestens ebenso gut beherrscht wie die Handhabung eines Kanalhakens. Ob Nase, Kinn oder die zum Himmel strebenden wenigen Haare am Hinterkopf: Die entscheidenden Charakteristika des Grüterschen Hauptes hatte die Möhne Mügge haarscharf erkannt und dem Möhnen-König noch die Schwingen eines Kilianer-Vogels verliehen.

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Es wurde viel gelacht und dabei sogar das Elend um die gebeutelte Gemeindekasse vergessen. Stattdessen luden die Möhnen Grüter zu einem Besuch von mitgebrachten Vergnügungsständen ein, wie sie zu Kilian auf dem Kirmesplatz oder bei der Kinderbelustigung in Große-Ruikens Eichenhain üblich sind. Von den gestern geltenden Gewinnchancen können Kilianer allerdings nur träumen. An drei von vier Schnüren der Ziehbude hing ein Preis: flüssige Kost.

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Kilianer-König, 10 Jahre lang Bürgermeister und zum Abschied auch noch Schermbecks erster Möhnen-König: eine steilere Karriere wurde bislang noch keinem Schermbecker beschert. Das war gestern Grund genug, bis in die Abendstunden hinein ausgelassen zu feiern. H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.