Gesamtschule bot professionelles Theaterspiel

Tosender Beifall am Ende der Aufführung, lobende Worte des Schulleiters Norbert Hohmann und jede Menge Glückwünsche an das Theaterensemble der Gesamtschule. So wurde am Samstagabend der Projektkurs der Q2-Stufe in der schuleigenen Aula nach einer brillanten Inszenierung des Theaterstückes „Alice im Anderland“ belohnt. Bereits am Abend zuvor zeigten sich etwa 200 Zuhörer begeistert über die Umsetzung von Stefan Altherrs Fortsetzung des berühmten Vorbilds „Alice im Wunderland“.

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Theaterensemble der Gesamtschule Schermbeck2014

Mit den süßen „Medikamenten“, welche die Zuschauer beim Vorzeigen ihrer Eintrittskarte erhielten, waren sie gewappnet für den Besuch in der Nervenheilanstalt Ramstein-Miesenbach. Auf dem Weg zu ihren Sitzplätzen begegneten ihnen im leicht abgedunkelten Raum Patienten mit starren Blicken. Bevor der Vorhang geöffnet, war klar: Hier erwartet die Zuschauer keine Komödie.

Der von den beiden Lehrern Anna Esters und Christian Völtz geleitete Projektkurs hatte sich für die Premiere keine leichte Bühnenkost ausgesucht. Umso mehr muss man die Fähigkeit der Laienschauspieler bewundern, sich in die Personen einer Irrenanstalt hineinzuversetzen und die Rolle von psychisch kranken Menschen mit einer kaum zu verbessernden Authentizität umzusetzen. Das Geschick der Bühnenbauer, der Maskenbildnerin und der Tontechniker half mit, die Illusion eines echt wirkenden Besuches in einer Klinik für psychisch gestörte Menschen zu schüren.

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Auf der Bühne wurde das Geschehen um die traumatisierte Alice (Jacqueline Schidelko) in Szene gesetzt. Seit dem Tage, an dem ihre Eltern bei einem Brand ums Leben kamen, litt sie unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung. Die verabreichten Medikamente ließen sie in das „Anderland“ eintauchen, wo sie neben verständnisvollen oder abgestumpften Ärzten und Pflegern ihren alten Weggenossen aus dem „Wunderland“ begegnete, die diesmal als Zerrbilder auftraten.

Von den vier Ärzten (Katharina Timmerhaus, Pascal Schulhof, Jana Hirt und Nikoletta Henzel) jeweils vorgestellte psychische Erkrankungen wurden anschließend auf der Bühne präsentiert. Auf dem Weg durch die Klinik begegneten Alice und ihre ständige Wegbegleiterin „Grinsekatze“ (Walerja Fuhr) dem ganzen Spektrum menschlicher Anomalität, dem „Kaninchen“ (Franzis Böckenförde), das unter Verfolgungswahn leidet, dem Hutmacher (Jan Erwig-Drüppel) mit seiner aus der Kriegsteilnahme entstandenen posttraumatischen Belastungsstörung, der drogensüchtigen „Raupe“ (Bianca Winkels) und der „Herzogin“ (Kimberly Kamps), die ihren Sohn als Säugling umgebracht hatte und nun mit einem Kissen unterm Arm durch die Anstalt wandelte in der Annahme, das sei ihr Sohn „Kissbert“.

Die Insassen der Anstalt wurden durch Medikamente und zum Teil höchst fragwürdige Methoden der Pfleger ruhig gestellt, ohne sich wehren zu können. In ihrem Befreiungskampf gegen die unbarmherzige Nachtschwester „Herzkönigin“ (Cara Vengels) und deren rechte Hand „Herzbube“ (Maximilian Klaus) wurde Alice von allen Mitbewohnern verlassen. Ihr Freitod durch „Verbrennung“ bereitete der scheinbar ausweglosen Situation ein Ende.

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Der Erlös der beiden Aufführungen und das Geld, das in der Mensa durch den Verkauf kulinarischer Genüsse erwirtschaftet wurde, fließen größtenteils in die Abi-Kasse. Jeden fünften Euro erhält die Theater-AG zur Finanzierung künftiger Projekte. H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.