Der Gemeinderat legte noch kein konkretes Quartier fest
Schermbeck Das Projekt „Quartiersmanagement“ für eine seniorengerechte Gestaltung des Lebensumfeldes wird in Schermbeck weiter verfolgt, aber nicht ganz so schnell, wie es in der Verwaltungsvorlage für die letzte Gemeinderatssitzung am Donnerstag vorgesehen war. Danach hätten sich die Politiker für ein ganz bestimmtes Quartier entscheiden sollen.
Eine Steilvorlage für die Ablehnung eines konkreten Quartiers lieferten Professorin Dr. Ulrike Höhmann und der Diplom-Sozialwissenschaftler Ralf Siegel von der Privaten Universität Witten/Herdecke, die dort an der Fakultät für Gesundheit, Departement für Pflegewissenschaft, tätig sind. In den Referaten und Statements wurde deutlich, dass in einem ersten Schritt die Gemeinde Schermbeck Ziele formulieren muss, wie das künftige Leben älterer Menschen in Schermbeck aussehen soll. „Erst dann kann man eine räumliche Eingrenzung eines bestimmten Raumes vornehmen“, empfahl Professorin Höhmann.
„Die Bevölkerung muss bei der Quartiersbildung aktiv mit einbezogen werden“, empfahl Ralf Siegel. In einem ersten Schritt müsste den Menschen aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten sich in einem bestimmten Quartier bieten. Dann gelte es, alle Bewohner von den zu entwickelnden Vorteilen in diesem Bereich zu überzeugen, damit das Quartier „nicht an partikuliären Interessen“ scheitere. Als ein Beispiel dafür nannte er die Begeisterung für beleuchtete Straßen, die aber sofort dann erlösche, wenn die Lampe vor dem eigenen Fenster stehen solle.
Kontrovers wurde die Finanzierung des Projektes diskutiert. Klaus Roth (BfB), Thomas M. Heiske (FDP) und Ulrike Trick (Grüne) hielten 20 000 Euro in der Startphase für zu hoch, zumal Ulrike Trick auch noch befürchtete, dass „uns am Ende noch ein Quartiersmanager droht“.

Der Vorschlag Ralf Brodels (SPD), zunächst eine Art „demografischen Gipfel“ zu schaffen, leitete den Weg einer Kompromissbildung ein. Schließlich war man sich einig, dass man in mehreren Schritten vorgehen möchte. Es soll eine Arbeitsgemeinschaft gegründet werden, die sich aus je einem Mitglied der im Rat vertretenen Parteien zusammensetzt. Der Bürgermeister lädt zu den Treffen ein, an denen jeweils ein Fachmann/Fachfrau aus der Verwaltung teilnehmen soll. Wie beim Spielplatzkonzept verzichten Rat und Verwaltung auch diesmal auf externe Fachleute, die in Schermbecker Einrichtungen für die Seniorenbetreuung tätig sind. Bis zum 10. Januar sollen die Parteien ihr AG-Mitglied benennen.
Spätestens in der ersten Sitzung nach den Sommerferien 2015 soll die AG über ihre Arbeitsergebnisse berichten. In dieser Sitzung soll dann frühestens über die Beteiligung eines externen Moderators entschieden werden. Die Referenten signalisierten ihre Bereitschaft zur Übernahme eines solchen Auftrags. „Ohne Moderation laufen wir vor die Wand“, warb Bürgermeister Mike Rexforth für die Leitung durch einen externen Moderator.
„Je schneller die AG arbeitet, desto größer sind die Chancen, Fördergelder zu erhalten, mahnte Ralf Siegel zu konsequentem Handeln und ergänzte, „in zwei Jahren ist der Wettbewerb sehr groß.“ Dadurch sei es dann sehr viel schwieriger, an Fördergelder zu gelangen. H.Scheffler