Einsturzgefahr – Seitenstreifen nicht betreten
Schermbeck. Damit haben viele Schermbecker wohl kaum noch gerechnet: Die seit Jahrzehnten für Autos gesperrte Brücke über den Mühlenbach, die an der ehemaligen Maassen-Villa an der Straße „Am Rathaus“ steht, soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Liegenschaftsausschuss wird sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 22. November, ab 16 Uhr auch mit diesem Vorhaben befassen. Es gibt aber keinen Grund zur Vorfreude bei Autofahrern: Die Brücke soll nur für Fußgänger und Radfahrer nutzbar sein.
In ihrer Vorlage für den Ausschuss stellt die Verwaltung fest, dass die Straße „Am Rathaus“ früher die Hauptverbindung in Richtung Gahlen darstellte. Die heutige Trasse zwischen Tankstelle und Hallenbad gab es noch nicht. Daher sei die Brücke entsprechend breit inklusive eines Fußwegs auf beiden Seiten errichtet worden. Das Alter der Stahlbeton-Plattenbalkenbrücke ist unklar.
Denn: „Das genaue Baujahr der Brücke ist nicht bekannt“, so Klaus Neumann, der sich unter anderem um die Brücken der Gemeinde kümmert. Bauweise und Zustand der Betonteile ließen darauf schließen, „dass der Überbau älter als 70 Jahre ist, die Wiederlager vermutlich noch älter“. Entsprechende Unterlagen seien „nicht mehr vorhanden“.
Über das Bauwerk sind schon lange keine Autos mehr gefahren. Vor rund 30 Jahren hat die Gemeinde die Brücke für den Kfz-Verkehr gesperrt. Seit rund 15 Jahren sind die Randbereiche, die früheren Fußwege, auch für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. „Einsturzgefahr – Seitenstreifen nicht betreten“ warnen Schilder. Poller sollen Fahrzeuge am Befahren der Brücke hindern.
Die Gemeinde hat massive Bauschäden an allen Betonteilen (besonders im Bereich der Plattenbalken), den Wiederlagern und den Stützwänden festgstellt.
Ihr Fazit: Eine Sanierung sei nicht empfehlenswert und unwirtschaftlich. Das Ausmaß der Schäden führt die Gemeinde auf Baumängel zurück. Zudem entspreche die Brücke in ihrer Konstruktionsart
„nicht mehr annähernd dem heutigen Stand der Technik“.
Daher empfiehlt die Verwaltung einen Abriss der Brückenplatte, aber eine Sanierung der Wiederlager und Stützwände. Als Fuß- und Radwegebrücke soll der Neubau erfolgen, aber deutlich schmaler ausfallen. 1,50 Meter breit soll der Neubau werden.
Die tragende Brückenkonstruktion soll aus zwei Längs- und vier Querbalken aus Eisen bestehen, die auf Elastomerlagern ruhen sollen. Für den Oberbau schlägt die Gemeinde Bohlen und Beläge aus wetterfestem Recycling-Kunststoff vor. Ein Geländer soll für Sicherheit sorgen.
Ein Ingenieurbüro hat eine Vorplanung erstellt und Kosten berechnet. Demnach sollen die Gesamtkosten des Vorhabens rund 259.000 Euro/brutto betragen. Die reinen Baukosten sollen brutto bei rund 224.000 Euro liegen plus Nebenkosten für Planung und Bauleitung.
Der Bau soll 2018 geplant, ausgeschrieben und beauftragt werden. Gespräche mit Versorgern, die Leitungen im Brückenbereich haben, müssten noch geführt werden. Ein Antrag für Abriss und Neubau sei beim Kreis Wesel zu stellen. Im Frühjahr 2019 sollen die Bagger rollen.
Die Gemeinde betont, dass sie ihren Vorschlag für die kostengünstigste Variante hält. Eine mögliche Lagerveränderung der neuen Brücke zum Beispiel in der Straßenführung würde teurer. Die Gemeinde schlägt dem Ausschuss vor, die günstigste Variante zu bewilligen.
Text und Foto: rtl