Eine Pfanne sorgte in Gahlen für mächtigen Ehekrach

Laienspieler und Proatkösters gestalteten „Dütt un Datt op Platt“

Gahlen Die Pflege der Mundart und der dörflichen Geselligkeit standen im Mittelpunkt einer Nachmittagsveranstaltung, zu welcher der Heimatverein Gahlen unter dem Motto „Dütt un Datt op Platt“ am Sonntag ins Café Holtkamp eingeladen hatte. Hans Kutscher moderierte das zweieinhalbstündige Programm.

Die beiden Dorstener Akkordeonspieler Marie-Luise Bechmann und Robert Gerling begleiteten den Gesang von Volksliedern. Foto: Helmut Scheffler
Die beiden Dorstener Akkordeonspieler Marie-Luise Bechmann und Robert Gerling begleiteten den Gesang von Volksliedern. Foto: Helmut Scheffler

    Schon vor dem Kaffeetrinken wurde gemeinsam gesungen. Die beiden Dorstener Akkordeonspieler Marie-Luise Bechmann und Robert Gerling begleiteten den Gesang von Volksliedern.

Als Leiterin der Laienspielschar des Heimatvereins hob in ihrem Mundartgedicht „Över dat leeve olle Platt“ den Wert des Gahlener Platts hervor, das gepflegt werden müsse und „net sterven“ dürfe.

Dass es um die Zukunft der Gahlener Mundart nicht schlecht bestellt ist, bewiesen ein paar junge „Proatkösters“, die im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft an der Gemeinschaftsgrundschule unter Leitung der Lehrerin Barbara Breitkopf und des Gahlener Heimatvereinsmitglieds Gerhard Becks die plattdeutsche Sprache vermitteln.

Am Sonntag führten die Proatkösters auf der kleinen Bühne das Märchen „Rotkäppchen und der Wolf“ auf. Als Rotkäppchen machte sich Aljena Bockamp auf den Weg, um seine Großmutter (Melina Avdula) zu besuchen. Die Rolle des Wolfes übernahm Sara Schulte. Der Förster (Michel Jäger) half bei der Befreiung des Rotkäppchens, sodass die Kinder anschließend fröhlich um den großen Brunnen tanzen konnten. „Ich finde es klasse, wenn so junge Menschen das Plattdeutsch erhalten“, lobte Moderator Hans Kutscher den Auftritt der Kinder, die sich mit einigen Sketchen verabschiedeten und dabei für schallendes Gelächter sorgten. Warum soll man auch ein für den Großvater bestimmtes, versehentlich bepinkeltes Lebkuchenherz wegwerfen, wenn Opa sowieso wegen fehlender Zähne alle harten Esswaren erst durchs Stippen aufweichen lässt?

Die Fernsehsendung „Bauer sucht Frau“ stand Pate für den Einakter, den die Laienspieler unter Leitung von Elsbeth Klein einstudiert hatten. Die Bauersleute (Edith Hülsemann und Karsten Ruloff) versuchten vergeblich, ihrem Sohn Tim eine Frau schmackhaft zu machen.

Der längste Einakter der Laienspielschar trug den Titel „De verflixte Pann“. Mitwirkende waren Edith Hülsemann, Gerhard Becks und Volker Rademacher (v.l.). Foto: Helmut
Der längste Einakter der Laienspielschar trug den Titel „De verflixte Pann“. Mitwirkende waren Edith Hülsemann, Gerhard Becks und Volker Rademacher (v.l.). Foto: Helmut Scheffler

Im Einakter „Övergewich“ machte ein schmächtiger Flugreisender (Markus Walbrodt) die Erfahrung, dass das Gewicht eines Koffers mehr zählt als ein übergewichtiger dickbauchiger Passagier (Karsten Ruloff). Beide gemeinsam überlisteten trickreich die Kontrolleurin an der Waage (Renate Eschenröder).

Der längste Einakter der Laienspielschar trug zu Recht den Titel „De verflixte Pann“. Dieses wichtige Küchenutensil spielte im Leben des frischvermählten Schumacher-Ehepaares (Volker Rademacher, Edith Hülsemann) eine entscheidende Rolle, um Tante Friedas Behauptung umzusetzen, dass derjenige im weiteren Verlauf der Ehe das Sagen hat, der den achten Streit im ersten Vierteljahr nach der Hochzeit gewinnt. Mit Unterstützung des Pfannen verleihenden Nachbarn (Gerhard Becks) siegte die Schuhmachersfrau (Edith Hülsemann) in diesem kuriosen Wettbewerb.17.04.2016 068 Heimatverein Gahlen, Schermbeck

Wie immer erweiterte Gerhard Becks das geplante Programm mit einem Witz. Den Ziegenverkäufer, der ein Ehepaar warnt, die Ziege wegen des Gestanks im Schlafzimmer mit übernachten zu lassen, beruhigte das vor der Goldhochzeit stehende Ehepaar mit dem Hinweis darauf, man habe den Geruch nun schon fast 50 Jahre ertragen; da werde die Ziege es auch aushalten können.

Zum Schluss des plattdeutschen Nachmittages wurde es richtig feierlich, als alle gemeinsam das Gahlener Heimatlied sangen, das der Gahlener Heimatdichter Paul Heckermann schon vor dem Zweiten Weltkrieg dichtete und das von Paul Dowideit vertont wurde.17.04.2016 068 Heimatverein Gahlen, Schermbeck (1)

Die Besucher wurden zur Teilnahme am Maikranzbinden eingeladen. Wie in den letzten Jahren wird der Kranz am 30. April ab 16 Uhr auf der Wiese vor der Dorfmühle von den Mitgliedern der HV-Rentnertruppe gebunden und anschließend dort aufgehängt. Göhlze Bratwurst und mundiges Lippe-Bräu werden angeboten. H.Sch.