Ein Besuch im Hause Martin Luthers

Gahlener Frauenhilfe veranstaltete ihr Sommerfest im Gemeindehaus

Das Jahresfest der Frauenhilfe der Evangelischen Kirchengemeinde Gahlen stand in diesem Jahr anlässlich des Luther-Gedenkjahres unter dem Motto „Bei Luther und seiner Frau Zuhaus“. Das Vorbereitungsteam präsentierte den Besucherinnen im Gemeindehaus an der Kirchstraße eine kurzweilige Begegnung mit dem Reformator und seiner Frau Katharina von Bora, einer ehemaligen Zisterzienserinnen-Nonne, die als 26-Jährige den Reformator Martin Luther im Jahre 1525 heiratete. Für die musikalische Untermalung der Feier und für die Begleitung der gemeinsam gesungenen Lieder sorgte Brigitte Wassink am Klavier.

Den Frauen ging es nicht um die Bedeutung Martin Luthers für die Theologie, nicht um seinen berühmten Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 und nicht um sein Aufbegehren gegen die Missstände in der Kirche, sondern um ganz alltägliche Dinge im Haushalt der gastfreundlichen Familie, dargestellt aus dem Blickwinkel der Hausfrau.

Die Frauenhilfe der Evangelischen Kirchengemeinde Gahlen veranstaltete ihr Sommerfest im Gemeindehaus. Foto: Helmut Scheffler

Christa Königsmann erzählte nicht von Luthers berühmten Tischreden, sondern von den weitgehend unbekannten Tischreden seiner Frau, in denen sie sich ausschließlich an ihren Mann wendet und dabei ein Selbstporträt entstehen lässt, das ihre Entwicklung von einer entlaufenen Nonne hin zu einer pflichtbewussten Hausfrau schildert, die fest zu ihrem Mann hält.

Hanna Horstkamp, Berti Hansen und Helga Sander schilderten den Tagesablauf und die Ernährungsgewohnheiten im Hause Luther. Katharina stand im Sommer schon um 3 oder 4 Uhr auf, im Winter um 5 Uhr. Als Morgenimbiss wurden Suppen, Breie und Brot verzehrt. Das Frühmahl oder Morgenmahl, das dem heutigen Mittagessen entsprach, gab es gegen 10 Uhr, gegen 17 Uhr das Abendmahl. Gespeist wurde im Refektorium an mehreren Tafeln, weil immer zwischen 25 und 50 Personen (überwiegend Studenten) zu versorgen waren. Gekocht wurde von Köchin Dorothea in Abstimmung mit Katharina.

Während des Sommerfestes wurden Irma Vennemann (vorne), Alwine Hemmert, Johanna Engelmann und Hannelore Rademacher (stehend v.l.) von Pfarrer Christian Hilbricht (hinten) für 25-jährige Zugehörigkeit zur Frauenhilfe geehrt. Foto: Helmut Scheffler

Vorratswirtschaft war im 16. Jahrhundert überlebensnotwendig. Die Ernte und die Naturaliengeschenke mussten verarbeitet und so eingelagert werden, dass nichts verdarb. Von Bauern und auf dem Markt wurde zugekauft. In der Speisekammer des Lutherhauses lagerten Erbsen, Linsen, Hirse, Grütze, Mehl und Reis, getrocknetes und gebackenes Obst, Nüsse, getrocknete Pilze und Kräuter. Kraut, Gurken und Rüben wurden durch Milchsäuregärung haltbar gemacht. Eingekellert wurden Wurzel- und Knollengemüse. Genauso interessant waren der Besuch der Damen des Gahlener Vorbereitungskreises in der Räucherkammer, die Schilderung der Obstverarbeitung und der Versorgung mit Fischen.

In der Form eines Interviews mit zwei Frauen entstand ein guter Eindruck vom Leben der Frauen im 16. Jahrhundert. Inge Zeppen befragte Idelette de Burre, die Gemahlin des Johannes Calvin, deren Rolle Bertie Hansen übernahm. Marga Hemmert interessierte sich als Interviewerin für das Leben der Katharina Melanchthon, die von Erna Hansen gemimt wurde.

 

Zum Schluss der informativen Nachmittagsveranstaltung erhielten die Besucherinnen ein mehrseitiges „Luther-Quiz“, das sie zu Hause bearbeiten sollen. 25 teilweise recht knifflige Fragen müssen beantwortet werden, die sich mit dem Leben und Wirken Martin Luthers befassen. Die Auflösung der richtigen Antworten wird während des nächsten Treffens der Frauenhilfe am 2. August bekannt gegeben.

Während des Jahresfestes wurden von Pfarrer Christian Hilbricht einige langjährige Mitglieder der Frauenhilfe geehrt. Johanna Engelmann, Alwine Hemmert, Hannelore Rademacher, Irma Vennemann und Ilse Kleinespel gehören der Frauenhilfe seit 25 Jahren an. Hilbricht gratulierte Erna Kudella und Hedwig Stuhldreier nachträglich zur Vollendung des 90. Lebensjahres.

Die Versammlung gedachte der verstorbenen Mitglieder der Frauenhilfe: Hildegard Hemmert-Pottmann, Irmgard Holtkamp, Emilie Schult-Heitkamp, Else Kühn und Anni Lindner. H.Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.