Druck auf den roten Knopf – Schermbecker Windpark symbolisch in Betrieb genommen

Offizielle Stromproduktion am Samstag beim „Tag der offenen Tür“ in Betrieb genommen

Bürgermeister Mike Rexforth drückte obligatorisch den „roten Knopf“ beim Windparkfest

Schermbeck. So ähnlich in den 1970er Jahren beim Freischalten des Farb-Fernsehens: Nach einem Druck auf den roten Knopf hat der neue Windpark am Lühlerheim am Samstag symbolisch seinen Betrieb aufgenommen.

Bürgermeister Mike Rexforth, Klaus Schulze Langenhorst (Geschäftsführer SL Naturenergie), Jens Ostermann-Schelleckes (Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe) und Michael Redeker (Vorstand der Schermbecker Energie-Genossenschaft) haben damit offiziell die Stromproduktion gestartet.

Tag der offenen Tür

„Das machen wir immer so“, sagte Aline Wenderoth, SL-Pressesprecherin, über das Windfest, zu dem das Gladbecker Unternehmen als Projekt-Verantwortlicher an eine der vier riesigen Mühlen eingeladen hatte. Nach dem Bauabschluss werde damit quasi ein „Tag der offenen Tür angeboten“. „Die Besucher sollen sich informieren und alles anschauen können“, ergänzte sie. Der neue Schermbecker Windpark sei „ein tolles und großes Projekt“. Die vier großen Anlagen seien sehr leistungsfähig.

Gute Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative

„Das trifft nicht nur auf Gegenliebe“, sagte die Pressesprecherin Wenderoth über die Reaktionen auf die Windkraft. In Schermbeck sei die Zusammenarbeit mit einer Bürgerinitiative gut verlaufen. Man habe sich stets „gut unterhalten“ können. Dass der Windpark, wie bei anderen SL-Projekten auch, mit finanzieller Beteiligung der Bürger und Nachbarn entstand, habe dessen Akzeptanz erhöht, ist Wenderoth sicher.
Schulze Langenhorst nannte vor dem symbolischen Knopfdruck beeindruckende Zahlen.

Bis zur 8500 Haushalte können versorgt werden

In 150 Meter Höhe befindet sich die Nabe der Windräder. 115 Meter messen die Rotoren im Durchmesser. Für bis zu 8500 Dreipersonen-Haushalte erzeugt der Windpark Strom, kann damit also rechnerisch die ganze Gemeinde Schermbeck versorgen. „Die Anlage ist weithin sichtbar“, stellte der Geschäftsführer fest. Dieser Eindruck entstehe auch dadurch, dass es in dem Gebiet keine anderen Windräder gebe. Zur Sicherheit der Anlagen sagte Schulze Langenhorst: „Wartung ist wichtig.“ Drei der vier Räder sind bereits ans Stromnetz angeschlossen.

Über eine Million Euro durch Genossenschaft und Bürger

Ostermann-Schelleckes lobte eingangs, „wie schnell die Anlage errichtet worden ist“. Die Sparkasse habe das Projekt nicht allein finanzieren können, sondern sich Partner gesucht. Neben der Energiegenossenschaft sind es die Volksbank Rhede, die Sparkassen Niederrhein und Märkischer Kreis sowie die NRW-Bank. Zur Zusammenarbeit: „Das macht wirklich Spaß.“
Redeker sagte, die 2009 gegründete Genossenschaft habe derzeit 458 Mitglieder. Nachdem diese bisher im Solar-Bereich tätig war, könne man jetzt „ein klein wenig Windenergie mitmachen“.

Über eine Million Euro steuerten die Genossenschaft und weitere Bürger aus der Region zum Projekt bei.
Bürgermeister Rexforth erklärte, dass die Gemeinde bei dem Projekt „am meisten in der Kritik“ stehe. Aber nach dem Ausstieg aus der Atomenergie sei es nötig, andere Quellen zu finden.

Geringst möglichster Eingriff

Gemeinde und die örtliche Politik hätten sich entschieden, für Windräder Konzentrationszonen einzurichten. Zwei Flächen von zunächst vier Bereichen seien übrig geblieben – am Lühlerheim und in Rüste. „Es ist nicht einfach für die, die drumherum leben“, stellte der Bürgermeister mit Blick auf die Nachbarn des Windparks fest.

Er war aber überzeugt, „den geringst möglichen Eingriff“ in die Landschaft vorgenommen zu haben. Mit der Wahl des Gladbecker Unternehmens hätten die Investoren „eine gute Entscheidung getroffen“.

Bei der Eröffnung war auch an Unterhaltung die kleinen Besucher gesorgt

Zum Gelingen des Tages trugen die Erntegruppe und der Heimatverein Weselerwald bei.

Trachtentänze waren auf der Bühne zu sehen, alte Traktoren hatten die Ehrenamtlichen mitgebracht. Zudem konnten die Besucher ins Innere eines Windrades. Dort erläuterten SL-Mitarbeiter die komplexe Technik. Die benötigte nach dem symbolischen Knopfdruck einige Minuten, bis sich nach dem Prüfen mehrerer Sicherheitsprogramme die Rotoren tatsächlich wieder drehten.

Glasfaser  Schermbeck/Hamminkeln/Hünxe

Beim Windparkfest am Lühlerheim in Schermbeck hat sich Bürgermeister Mike Rexforth auch zum Stand des angestrebten Glasfaser-Ausbaus in den Außenbereichen der drei Kommunen Schermbeck, Hamminkeln und Hünxe geäußert.

„Die Erschließung des Außenbereichs ist unglaublich teuer“, stellte er fest. In den drei Orten werde es um eine höhere zweistellige Millionen-Summe gehen, ergänzte er.

Schermbecker Haupt- und Finanzausschuss

Der Schermbecker Haupt- und Finanzausschuss werde sich in der kommenden Woche mit dem Thema befassen. Ziel sei es, den Ausbau jeweils zur Hälfte mit Landes- und mit Bundesmitteln zu finanzieren. Wegen der schlechten Haushaltslage bekomme Schermbeck vom Land zehn Prozent mehr. Sonst gebe es nur 40 Prozent Förderung. Auf Landesebene sei man an dem Vorhaben interessiert, weil es eine solche Kooperation von drei Kommunen NRW-weit sonst nicht gibt.

300 Quadratkilometer Fläche

Es gehe um 300 Quadratkilometer Fläche, stellte Rexforth klar. Ziel sei es, „Glasfaser bis auf den letzten Hof zu legen“. Aber: „Ob das gelingt, wissen wir noch nicht.“Mitte August, so Rexforth weiter, soll eine Kostenschätzung vorliegen. Die Deutsche Glasfaser sei als Ausbau-Partner gewünscht. Das Unternehmen hat bereits in Schermbeck ein Netz gelegt, Bricht und Gahlen werden folgen.
Die SL-Naturenergie hat zugesagt, sich an dem Glasfaser-Projekt im Außenbereich über bereits verlegte Leerrohre zu beteiligen. Geschäftsführer Klaus Schulze Langenhorst: „Es ist wichtig, digital angeschlossen zu sein.“ Petra Bosse