Bürgermeister Mike Rexforth nimmt Hausarzt in Schutz: „Skandal ist eher die Kritik an der Aktion“.
Schermbeck/Hamminkeln. Impfungen. Mediziner hatte in Hamminkeln Mitarbeiter/innen einer privaten Entsorgungsbetriebs geimpft und bekräftigt Rechtmäßigkeit seines Vorgehens.
Ein sinnvoller Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie, oder schlicht ein Verstoß gegen Verordnungen und die festgelegte Impfpriorisierung? – Die Diskussionen um die ungewöhnliche Impf-Aktion eines Hausarztes (wir berichteten) reißen nicht ab.
In einem Gespräch mit unserer Redaktion äußerte sich Schermbecks Bürgermeister zu den Vorkomnissen und verteidigte dabei die Impfunges des Arztes.
„Unser Ziel ist es doch grundsätzlich, möglichst wenig Todesfälle zu haben, indem wir breit impfen, um möglichst schnell zur Normalität und zu Handlungsfähigkeit zu kommen. Dazu hat der Allgemeinmediziner beigetragen“, so Mike Rexforth. Auch, indem er im Vorfeld der Scheunen-Aktion Mitarbeiter der Schermbecker Verwaltung und zusätzlich Feuerwehrleute aus dem Kreis mit überschüssigen Dosen geimpft hat. „Dabei sind ausschließlich Menschen aus den Gruppen drangekommen, die der Gesetzgeber favorisiert hat“, bekräftigt Rexforth.
Borkener Entsorger hat Impfungen erhalten
Und danach? – Ist der Arzt mit den restlichen Impfdosen zu der von ihm angemieteten Hecheltjen’s Scheune in Havelich gefahren. Dort impfte er Mitarbeiter eines privaten Entsorgungsunternehmens aus Borken. Aus keinem der bisher veröffentlichten Berichte geht hervor, ob diese rund 200 Personen alle zu priorisierenden Gruppen gehörten. Der Arzt selbst beteuert: „Bei der Priorisierung wurden die Vorgaben des Gesundheitsministeriums und die Hinweise zum Impfstoff von AstraZeneca berücksichtigt.“
„Kein Geld für Impfungen erhalten“
Einem Bericht des WDR zufolge, der mit einem Reporter-Team bei der Scheunen-Impfung zugegen war, habe der Arzt im Vorfeld auch dieses Unternehmen angeschrieben und diese Impfmöglichkeit gegen eine Gebühr von 80 Euro pro Impfung angeboten. Dieser Brief liege dem WDR vor. Der Hausarzt bestreitet nicht, zur Refinanzierung der „entstehenden Auslagen für Miete und Auslagen“ über eine solche Forderung nachgedacht zu haben. „Dieser Gedanke war falsch und ich habe ihn frühzeitig verworfen“, erklärt er in einer Stellungnahme. Er habe kein Geld erhalten und auch keine Rechnung gestellt.
Abschließende Bewertung steht noch aus
Die Frage bleibt: War die Aktion ein sinnvoller Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie, oder schlicht ein Verstoß gegen Verordnungen und die festgelegte Impfpriorisierung? Rexforth legt sich fest: „Wenn 50 Prozent seiner Patienten den Impfstoff ablehnten, dann war es die Aufgabe des Arztes, den Rest zu verimpfen.“ Und weiter: „Es tut mir leid, dass nun der Arzt so diskreditiert wird.“ Wie aber etwa die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) oder der Kreis Wesel die Aktion abschließend bewerten, steht noch aus.