In Schermbeck werden jetzt 100 Hydranten von der RWW überprüft
Schermbeck Ein Autofahrer fährt im Schritttempo am Haus Zeppen im Gahlener Aap vorbei. „Warum fließt hier wohl so viel Wasser über die Straße?“, scheint er zu überlegen, als er einen etwa acht Meter langen Schlauch passiert, an dessen Ende eine immer größer werdende Wasserlache entsteht, die schließlich beiderseits der Straße in die Randstreifen abläuft.
Reinhard Haarmann und Frank Kamp, die auf der Straße Im Aap für neugierige Blicke sorgten, konnte man am selben Tag noch an etwa 15 weiteren Stellen im Gemeindegebiet von Schermbeck beobachten. Die beiden Rohrnetzinspektoren sind für die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH (RWW) unterwegs. Das in Mülheim ansässige Unternehmen versorgt die Schermbecker Ortsteile Altschermbeck mit Uefte und Rüste, Teile von Dämmerwald und Bricht sowie Schermbeck und Gahlen über das Holsterhausener Wasserwerk mit Trinkwasser, das in zwei Brunnengalerien in der Uefter Mark und in Holsterhausen in insgesamt 64 Brunnen aus einer Tiefe zwischen 80 und 120 Metern gewonnen wird. Im Jahre 2015 wurden von der RWW nach Schermbeck 519 945 Kubikmeter Wasser geliefert. Die westlichen Ortsteile Damm, Weselerwald und Teil von Bricht und Dämmerwald erhalten ihr Trinkwasser von den Wasserwerken Wittenhorst (WWW).

Die RWW erstellt für die Gemeinde Schermbeck einen Löschwasserbereitstellungsplan. „In diesem Plan geben wir an, wie viel Wasser von der Feuerwehr im jeweiligen Gemeindebereich vorhanden ist“, erläutert der Techniker Stefan Fröhlich, der für die RWW die Rohrnetzinspektionen leitet, einen wichtigen Grund für die jetzt erstmals durchgeführte Mengenmessungen des Schermbecker Trinkwasser-Rohrnetzes. Die Messungen würden zudem dazu beitragen, die bislang lediglich eingeschätzte Leistungsfähigkeit des gesamten Netzes wesentlich genauer zu bestimmen.
Von den insgesamt 607 Hydranten des 86,7999 Kilometer langen Schermbecker RWW-Netzes werden bis Ende des Monats 100 überprüft, vor allem die, welche an den Enden von Leitungen liegen oder bei denen Versorgungsengpässe vermutet werden. Den Auftrag zu den Messungen hat jene Abteilung der RWW erteilt, die sich mit Rohrnetzberechnungen befasst. „Die sind in der Lage“, so Stefan Fröhlich, „anhand der Leitungsdimensionen die durchfließende Wassermenge zu errechnen.“ „Wasser muss fließen, damit es frisch beim Kunden ankommt“, ergänzte RWW-Pressesprecher Ramon Steggink. Die Messungen wurden mit der Gemeinde Schermbeck, mit dem Gesundheitsamt des Kreises Wesel und mit der der Kreisleitstelle der Feuerwehr in Wesel abgestimmt.
Bei ihren Messungen setzen Reinhard Haarmann und Frank Kamp ein prismaförmiges Hydrantenprüfgerät ein. Durch dieses Gerät, das sich zwischen zwei B-Schläuchen befindet, fließt bei geöffnetem Hydranten das Wasser. Der Ruhedruck, der im Gemeindegebiet in der Regel zwischen 5 und 7,5 bar beträgt, war im Aap mit 8,3 bar deshalb so hoch, weil der Prüfpunkt näher am Holsterhausener Wasserwerk liegt. Wenn auf der Auslassseite des Prüfgerätes das Absperrventil geöffnet wurde, konnte mit Hilfe des Prüfgerätes die Durchflussmenge in Kubikmetern pro Stunde abgelesen werden.
Der maximale Durchflusswert wird der RWW-Abteilung Rohrnetzberechnung übermittelt, sodass die dort vorliegenden Werte aktualisiert werden können. Bei der Messung wird auch der Druck so weit heruntergeregelt, bis nur noch 1,5 Kubikmeter pro Stunde fließen. „Dieser Restdruck wird benötigt, um die Trinkwasserversorgung für die Kunden aufrechtzuerhalten“, erklärt Stefan Fröhlich.
Auch die Gemeinde Schermbeck erhält eine Mitteilung über die Messergebnisse, allerdings in einer eingeschränkten Form. „Die Gemeinde Schermbeck hat einen Ist-Plan über die Menge des Löschwassers, die dem Leitungsnetz entnommen werden kann“, teilte Marc Lindemann als Mitarbeiter des gemeindlichen Ordnungsamtes unserer Zeitung mit und ergänzte, „die RWW teilt nur mit, wenn Abweichungen zu diesem Plan auftreten.“ Wenn es Abweichungen gibt, dann wird seitens der Gemeinde zunächst geprüft, ob eine Erneuerung der Trinkwasserleitung erfolgen kann. „Ansonsten“, so Lindemann, „muss erreicht werden, dass die Löschwasserversorgung auf andere Art und Weise sichergestellt werden kann. Dazu gehören offene Brunnen ebenso wie Löschteiche oder Löschwasserbrunnen.
Während der Messungen können Verbraucher bei der Wasserentnahme Druckschwankungen und Verfärbungen des Wassers feststellen. „Vor dem Gebrauch sollte man es entsprechend ablaufen lassen“, empfiehlt Ramon Steggink. Weitere Informationen kann man im Service-Point Dorsten telefonisch unter 02362/94520 erhalten. H.Sch.
Mit diesem Hydrantenprüfgerät kann die Durchflussmenge bei unterschiedlichen Druckwerten ermittelt werden. Foto: Helmut Scheffler