Der „World Restart a Heart Day“ soll am 16. Oktober global das Bewusstsein für die Bedeutung akuter Herzstillstände stärken. Ziel ist es, weltweit so viele Menschen wie möglich zu schulen, wie man Leben retten kann.
Auch wenn jeder mit der Führerscheinprüfung einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat, haben viele Menschen immer noch zu viel Respekt vor einer Reanimation. Dabei sind die dafür notwendigen Schritte ganz einfach. Aus diesem Grund machen die Rettungsdienste im Kreis auch in diesem Jahr wieder auf den „World Restart a Heart Day“ aufmerksam. Wie gewohnt findet dieser am 16. Oktober statt. Das Motto steht bereits fest: „CPR – everyone deserves the opportunity“ – „Wiederbelebung – Jede und jeder verdient die Chance“.

Ersthelfer retten Leben
Jedes Jahr machen die Rettungsdienste anlässlich des „World Restart A Heart Day“ am 16. Oktober auf die Wichtigkeit von Ersthelfern aufmerksam.
„Das wichtigste ist: Man kann nichts falsch machen, außer man tut nichts.“
Dr. Frank Höpken; ärztliche Leitung Rettungsdienst des Kreises Wesel
Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 10 Prozent. Nach rund drei Minuten treten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auf. Deshalb gilt in einem Notfall der Dreiklang: Prüfen, Rufen, Drücken. „Zuerst prüfen, ob die Person ansprechbar ist. Falls nicht, sofort die Notrufnummer 112 anrufen und dann mit der Herzdruckmassage beginnen und nicht aufhören, bis der Rettungsdienst eintrifft“, erklärt Dr. Höpken.
Weiß man jedoch mal nicht weiter oder gerät in Panik, ist das auch kein Problem. In einer Notfallsituation wählt man den Notruf und die Person am anderen Ende der Leitung führt einen Schritt für Schritt durch die Reanimation. Bei einer sogenannten Telefon-Reanimation bleibt der Leitstellendisponent so lange am Telefon, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Es kann jeden treffen
Leider kann es immer und überall passieren. Jemand bricht zusammen und reagiert auf nichts mehr. Kein Rütteln, kein Schütteln, kein Zwicken bringt den Zusammengebrochenen zu Bewusstsein. Vielleicht atmet die Person nicht oder röchelt nur noch.
Wenn man eine solche Situation beobachtet, ist Coolbleiben angesagt. Bei der Person liegt wahrscheinlich ein akuter Herzstillstand vor. Der Rettungsdienst verrät, wie man auch als Laie kinderleicht Leben retten kann.
Die wichtigsten Schritte: Prüfen – Rufen – Drücken
Die Überlebenskette steht als Symbol für die Schritte, die bei einer Wiederbelebung durchzuführen sind. Eine erfolgreiche Wiederbelebung ist einfach durchzuführen. Alles, was man dafür braucht, sind zwei Hände. Leben retten ist kinderleicht, auch für Erwachsene.
Die Überlebenskette
Wenn eine Person bewusstlos zusammenbricht, sind drei Dinge wichtig:
1. Prüfen
Zuerst prüft man, ob die kollabierte Person bewusstlos ist. Dazu spricht man sie an: „Hallo, hallo, wie heißen Sie, was ist passiert?“ und fasst und schüttelt sie kräftig an beiden Schultern.
Dann prüft man die Atmung. Dazu überstreckt man den Kopf der bewusstlosen Person und hört und fühlt, ob sie atmet.
Apropos: Schnappatmung und Röcheln zählen übrigens nicht als normale Atmung. Sie sind typisch für die erste Phase des Herzstillstandes.
2. Rufen
Dann setzt der Ersthelfer den Notruf (112) ab. Dabei laut und deutlich den eigenen Namen, genauen Standort und Unfallhergang nennen. Außerdem sollte man auch umstehende Personen zur Mithilfe motivieren.
3. Drücken
Die Herzdruckmassage ist die wichtigste Erstmaßnahme: Im Knien neben der bewusstlosen Person wird ein Handballen auf die Mitte des Brustkorbs gesetzt und die zweite Hand auf den Handrücken der ersten platziert. Mit gestreckten Armen drückt man das Brustbein tief (5 bis 6 cm) und schnell (100- bis 120-mal pro Minute) in Richtung Wirbelsäule.
Mit den Händen auf der Brust und der Musik im Kopf. 100 Schläge pro Minute – das ist nicht nur der Rhythmus von Songs wie „Atemlos“ von Helene Fischer, „Highway to Hell“ von AC/DC oder „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees, sondern auch die richtige Frequenz für eine Herzdruckmassage. Bei einem akuten Herzstillstand zählt jede Minute. Wenn umgehend mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird, erhöht sich die Überlebenschance der Betroffenen um das Dreifache. So kann man ganz einfach bei einem Notfall mit der Musik im Kopf Leben retten.
Defibrillatoren nutzen
Sind zwei Helfer vor Ort und befindet sich in der Nähe ein automatisierter externer Defibrillator (AED), kann einer der beiden diesen holen, während der andere die Herzdruckmassage ohne Unterbrechung fortsetzt. Solche AEDs findet man mittlerweile in vielen öffentlichen Gebäuden und Bankfilialen.
Sobald der Defibrillator einsatzfähig ist, werden die Elektroden an der Brust des Notfallopfers angebracht. Piktogramme am Gerät zeigen, wie es geht. Auch während dies geschieht, wird die Wiederbelebung kontinuierlich fortgeführt. Sind die Elektroden angebracht, ist entsprechend den Sprachanweisungen des Gerätes zu verfahren.
Die Herzdruckmassage führt man ohne Unterbrechung so lange durch, bis der Rettungsdienst eintrifft und die notfallmedizinische Versorgung übernimmt.
Erste-Hilfe-Kurs auffrischen
Egal, wie lange der Erste-Hilfe-Kurs her ist: Im Ernstfall ist sofortiger Einsatz gefordert. Ist man als Erster an einem Unfallort zur Stelle, ist es Pflicht, einem Verletzten zu helfen. Zum Glück ist es kinderleicht, wieder einen zu Kurs machen und das Wissen aufzufrischen. Idealerweise sollte man alle zwei bis drei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren und so im Ernstfall helfen zu können.
Per App Leben retten
Mit der Ersthelfer-App „Corhelper“ gibt es für jeden im Kreis Wesel eine weitere Möglichkeit, sich zu engagieren. Wer helfen möchte, kann sich über die App registrieren und wird nach Freischaltung als Ersthelfer geführt. Kommt es zu einem Notruf in der Nachbarschaft, der auf einen Herz-Kreislauf-Stillstand hinweist, alarmiert die Kreisleitstelle den Corhelper automatisiert parallel zum Rettungsdienst. Nimmt der Ersthelfer die Alarmierung an, leistet er in den ersten Minuten, bis der Rettungsdienst eintrifft, Erste Hilfe.
„Auch, wenn wir über einen sehr guten Rettungsdienst verfügen, der schnell vor Ort ist, sind die ersten Minuten bei einem Kreislaufstillstand für das weitere Outcome entscheidend“, ergänzt Dr. Höpken. Seit dem Start der App im September 2021 haben sich 988 Freiwillige registriert.
Registrieren und Helfen
Wer sich als Corhelper registrieren möchte, muss volljährig sein und einen Erste-Hilfe-Lehrgang im Umfang von mindestens neun Unterrichtseinheiten innerhalb der letzten 24 Monaten absolviert haben.
Die Hilfsorganisationen im Kreis Wesel bieten regelmäßig entsprechende zertifizierte Kurse an, hier besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Kreis Wesel. Helfer, die bereits über eine berufliche Qualifikation verfügen und dort Reanimationsmaßnahmen durchführen, können sich einfach mit ihrer Qualifikationsurkunde online registrieren.
Um zu helfen, nur muss die kostenlose App auf dem Smartphone installiert sein und Zugriff auf die Standortübermittlung gewährt werden.
Weitere Fragen zum Corhelper beantwortet Felix Knorth per Mail und weitere Informationen gibt es online.