Laut der Rissliste, die das GahlenerBürgerforum Wolf erstellt hat, habe es demnach seit 2018 insgesamt 89 Übergriffe mit 188 getöteten Tiere gegeben. Dies geschah durch Gloria mit und ohne Rudel.
Dabei wurden 21-mal Zäune mit einer Höhe von 90 cm, 35-mal Zäune mit Höhen von 120 cm bis 180 cm überwunden und somit sei Gloria und ihr Rudel mit Abstand das schadensträchtigste Rudel in Deutschland!
Das GahlenerBürgerforum hat nun eine Stellungnahme zum Rechtsgutachten zur Zulässigkeit der Entnahme von Wölfen im Schermbecker Wolfsgebiet abgegeben. Dieses wird auch der Umweltministerin Ursula Heinen-Esser zugesandt. Laut BFG sei ein Rechtsgutachter immer nur so gut, wie der Auftraggeber einen mit richtigen und vollständigen Informationen versorgt.
Insofern sei es für dem BFG nicht erklärlich, wie der Gutachter von der viermaligen Überwindung des empfohlenen Herdenschutzes ausgehen könne, wenn es bereits im Urteil des Verwaltungsgerichtes Düsseldorf heißt: „Das insgesamt fünfmalige Überwinden des vom DBBW und vom BFN empfohlenen Herdenschutzes in Gestalt von 120 cm hohen Elektrozäunen…“.
Nicht nachvollziehbar sei auch, wenn Heinen-Esser im Umweltausschuss des Landtags sagen würde, es sei das erste Mal, dass ein Wolf des Rudels tatsächlich „in einem wirklich hervorragend abgesicherten Bereich“ unterwegs gewesen sei.
Herdenschutz insgesamt siebenmal überwunden
Folglich, würde die im Gutachten auch genannten beiden Vorfälle hinzugerechnet, bei denen zweimal ein 90 cm Zaun in Kombination mit zwei Herdenschutzhunden überwunden wurde, sei der empfohlene Herdenschutz insgesamt somit siebenmal überwunden worden.
Für das Bürgerforum sei klar, dass vom Land auch jetzt der letzte Riss bei dem Schäfer in Hünxe vom 29. Oktober 2021, bei dem ebenfalls ein 120 cm hoher Elektrozaun überwunden wurde, vonseiten des Ministerium infrage gestellt wird.
So heißt es im Gutachten: „Der Zaun war an einer Stelle nicht intakt, sondern niedergetreten. Deshalb ist es auch möglich, dass die Wölfe durch das entstandene Loch in die Umzäunung gelangt sind“.
Bedingt dieser Aussage hat nun das GBF veranlasst, ihre eigenen Risslisten (gemäß Anlage) nachfolgenden Kriterien zu sortieren: Diese beziehe sich auf das Kriterium Zaunhöhe!
Demnach hat Gloria mit und ohne Rudel 21-mal Zäune mit einer Höhe von 90 cm, 35-mal Zäune mit Höhen von 120 cm bis 180 cm überwunden und insgesamt 188 Nutztiere gerissen!
Bei keinem einzigen der aufgelisteten Risse
- wurde eine erfolgreiche Untergrabung nachgewiesen oder
- gab es geeignete Durchschlupfmöglichkeiten, die der Wolf nachweislich genutzt hat.
Damit sei Gloria und ihr Rudel mit Abstand das schadensträchtigste Rudel in Deutschland!
Zaunhöhe von 1,20 Meter hält Rudel auch zukünftig nicht ab
Bei gesundem Menschenverstand könne also nicht ernsthaft davon ausgegangen werden, dass auch nur ansatzweise der empfohlene Herdenschutz mit einer Zaunhöhe von 120 cm das Rudel zukünftig von weiteren Rissen abhalten werden, so das GBF.
Bei den Gesprächen des GBF mit den Tierhaltern sei es sehr schwierig diese zu motivieren, den geforderten Herdenschutz umzusetzen, da jeder weiß, dass ein Wolf in der Luft keinen Stromschlag bekommt.
„Auch können nicht jeder Hobbytierhalter seine zwei bis fünf Tiere zusätzlich mit Herdenschutzhunden schützen oder erhält eine Genehmigung für den Bau eines Stalles. Deshalb haben schon zahlreiche Hobbyhalter aufgegeben und ihre Tiere abgegeben. Unsere Kulturlandschaft, nicht nur in Gahlen, hat sich schon verändert. Das wollen wir nicht!“, so das GBF.


Wölfe springen auch mit Beute über Zäune
Auch ein Video enthülle keine Neuigkeiten, dass Wölfe selbst mit Beute über Zäune höher als 120 cm springen können. Ebenso habe auch Wölfin GW954f bereits in mehr als zehn Fällen eingezäunte Wiesen mit abgerissenen Körperteilen wie Kopf, Hinterbeinen, Schultern ihrer Opfer durch einfaches Überspringen wieder verlassen. Im Video sei ebenso deutlich erkennbar, dass weder obere Stromlitzen noch diverse Schutzeinrichtungen gegen Untergrabung hieran etwas hätten ändern können.
Teures Gutachten
Laut Bürgerforum brauche es dazu keine neuerlichen und teuren Gutachten. Grundwissen der Physik und die Erfahrungen von Generationen an Weidetierhaltern aus ihrer täglichen Arbeit würden ausreichen.
Hier nur ein kleiner Auszug an Erklärungen und Gründen, warum das LANUV jetzt nur in vier Fällen einen ausreichenden Herdenschutz anerkennt:
- 1. Untergrabungsschutz fehlt oder ist nicht vollständig (auch wenn es nachweislich bei keinem der vom LANUV aufgelisteten Risse eine Untergrabung gegeben hat).
- 2. Es gab geeignete Durchschlupfmöglichkeiten (auch wenn nachweislich keine der Durchschlupfmöglichkeiten genutzt worden ist).
- 3. Es gab angebliche theoretische Übersprunghilfen, deren Nachweis beim Reinspringen fehlt und die der Logik folgend auch beim Zurückspringen innerhalb der Weide zur Verfügung hätten vorhanden sein müssen, aber definitiv nicht waren.
- 4. Zum Zeitpunkt der Rissaufnahme durch das LANUV war der Zaun von ausbrechenden Tieren heruntergedrückt/-getrampelt worden und hatte somit nicht mehr die erforderliche Höhe bzw. Unversehrtheit!
- 5. Wolfsberater reisen mit zwei Hunden im Kofferraum an, die Kontaminierung der Proben ist schwer zu verhindern.
- 6. DNA-Proben werden nicht zu Ende untersucht. Wenn die erste Probe Wolf anzeigt, aber keine Individualisierung möglich ist, reicht dies dem intensivierten Wolfsmanagement in NRW aus. Die restlichen (fünf) Proben werden nicht untersucht (gerade weil man dreimal Haare von der obersten Litze genommen hat). Es interessiert anscheinend nicht, wer genau der Verursacher ist.
- 7. Von Dritten aufgezeigte Hinweise zu Rissen werden ebenso wie von Dritten genommene und dokumentierte Haare an übersprungenen Zäunen nicht berücksichtigt.
- 8. Rissaufnahmen werden aufgrund der Anwesenheit von Zeugen abgebrochen
- 9. Es gab auch Rissereignisse, bei denen alle Empfehlungen eingehalten wurden. Wenn man dann das LANUV fragt, wie der Wolf hereingekommen ist, bekommt man die Antwort: „Wir wissen nicht, wie der Wolf in die Umzäunung gekommen ist.“ Gesunder Menschenverstand und Logik werden beim Thema Wolf durch unsere Behörden konsequent ausgeblendet – trotz eines intensivierten Wolfsmonitorings.

Wenn z. B. bei einem Einbruchdiebstahl die Spurensicherung ein fehlendes Gitter am unbeschädigten Kellerfenster (Untergrabungsschutz) höher bewertet als die sichtbar aufgebrochene Terrassentür (Wolfshaare am oberen Stacheldraht), dann müssten die Beamten sicherlich peinliche Fragen ihrer Vorgesetzten beantworten. Bei den Rissbewertungen des LANUV jedoch scheinen hier andere Maßstäbe zu gelten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Auch stimme die Aussage nicht, dass die Rissereignisse im Wolfsgebiet Schermbeck nachgelassen haben und die Schlussfolgerung, dass Gloria sich das Springen abgewöhnt hat.
In der ebenfalls beiliegenden Statistik sei, sei laut GBF eine Regelmäßigkeit in allen vier Jahresverläufen fast identisch und deutlich erkennbar.
1. Wie häufig sind Zaunhöhen gemäß Herdenschutzhöhe 90 cm überwunden worden?
2. Wie häufig sind Zaunhöhen gemäß der empfohlenen Herdenschutzhöhe von 120 cm bis 180 cm überwunden worden?
Rissliste Wolfsgebiet Schermbeck zum Download