Bohrschlamm – Wohin mit dem Sondermüll?

BfB-Ratsmitglöied Klaus Roth schickte folgende Pressereklärung:

Unter Bezugnahme auf die Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses der Gemeinde Schermbeck am 04.05.2016 und dem dortigen Tagesordnungspunkt 6 Sonderabfalldeponie Hünxe/Schermbeck, der zugehörigen Mitteilungsvorlage 00065/2016 mit den Anlagen 1-3 sowie resultierend aus der aktuellen rund 8 Minuten dauernden Berichterstattung im NDR-Fernsehen am 17.10.2016 um 20.15 Uhr unter der Überschrift „Bohrschlamm – Wohin mit dem Sondermüll?
Möchte die BfB-Fraktion dieses bürgernahe Thema nochmals wieder aufgreifen.
Ergänzend zu den bereits in der Öffentlichkeit bekannten Zahlen aus dem derzeitigen Mülltourismus von der Grube Erika in Geeste im Emsland mit rund 200.000 Tonnen ölhaltige Schlämmen, ca. 8.000 LKW-Ladungen Gefahrguttransport über eine Strecke von 115 km über die A 31 wird es in der nahen Zukunft nach derzeitigen Kenntnisstand in den Folgejahren zu weiteren intensiven Gefahrgut-Transporten aus Niedersachsen kommen. Noch stehen in Niedersachsen insgesamt 40 weitere Schlammgruben unter Bergaufsicht. Alle diese Schlammgruben werden zurückgebaut werden müssen. Nach heutigem Begutachtungsstand sind  dies:

234.000 m³ in 9 Schlammgruben mit Ölschlämmen und gefährlichen Abfallstoffen
970.000 m³ in 30 Schlammgruben mit Bohrschlämmen
80.000 m³ in 1 Grube in Begutachtung ohne Bewertung der Stoffklasse.

Da nach Artikel 16 der europäischen Abfallrahmenrichtlinie alle Mitgliedsstaaten geeignete Maßnahmen zu treffen haben, um ein integriertes und angemessenes Netz von Abfallentsorgungsanlagen zu errichten, beruft sich die Landesregierung von NRW auf die Verfügungsmöglichkeiten über ein breites Spektrum an Anlagen für die Entsorgung von gefährlichen Abfällen. Insgesamt werden derzeit in NRW acht Sonderabfalldeponien betrieben mit unterschiedlichen Kapazitäten und Restlaufzeiten. Allerdings sollen Deponien und Deponierung von Abfällen nur die letzte von fünf aufeinander aufbauenden Abfallentsorgungsanlagen sein. U. E. müssen in diesem direkten Zusammenhang mit der vor unserer aller Haustür liegenden Sonderabfalldeponie (SAD) Hünxe-Schermbeck folgende Fragestellungen erlaubt sein:

1. Welche Schlammmengen sollen in den Folgejahren aus den zurück zu bauenden Schlammgruben aus Niedersachen nach NRW zusätzlich noch transportiert werden?

2. Welche alternativen Recyclingmöglichkeiten können direkt vor Ort geschaffen werden, um die
Schlämme direkt dort zu reinigen, um damit saubere, um nicht zu sagen reine Rohstoffe wieder den Produktionsprozessen zurückzuführen?

3. Wenn es zum Beispiel bei einer Ölförderplattform im Wattenmeer wirtschaftlich möglich ist, die ölhaltigen Bohrschlämme einer nachgeschalteten Recyclinganlage zuzuführen, dann sollte es ein Leichtes sein, solche bereits seit rund 20 Jahren bekannte Recyclinganlagen auch direkt bei den einzelnen Schlammgruben zu installieren, um saubere und reine Rohstoffe für die Weitervermarktung zu erzeugen. Solche umweltfreundlichen Verfahren sind einer auf die Ewigkeit angelegten Deponierung immer vorzuziehen.

4. In Deutschland werden belastete Bohrschlämme auf Deponien eingelagert oder unter immensen Energieaufwand in Drehrohröfen bei hohen Temperaturen thermisch verwertet. Moderne Vakuum-Destillationsanlagen zur effektiven Reinigung der Schlämme, sind in Deutschland die absolute Ausnahme. Anderenorts haben eine Strafsteuer für die Deponierung von Sonderabfällen dafür gesorgt, dass umweltfreundliche Verfahren wie die Vakuum-Destillation eine wirtschaftliche Alternative darstellen. Welche Kräfte verhindern diese umweltfreundlichen Alternativen in Deutschland?

Bürgerinnen und Bürger von Schermbeck, wenn Sie zu diesem Themenkreis weitere Beiträge oder auch gerne persönliche Fragen haben, nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Auf unserer Homepage www.bfbschermbeck.de können Sie uns über den Button „Bürgerbeteiligung“ gerne ihre Nachricht zukommen lassen.

Diese möglichen Bürgeranliegen werden wir anschließend zu einem Fragekatalog zusammen stellen und bei der nächsten Deponiebeiratssitzung Mitte November 2016 den Verantwortlichen der SAD Hünxe-Schermbeck übergeben.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.