Weselerwalder Heimatverein besichtigte das Gahlener Heimatmuseum
Gahlen Den erstmaligen Besuch im Gahlener Museum „Olle Schuer“ wollten sich viele Mitglieder des Heimatvereins Weselerwald und Umgebung nicht entgehen lassen. So begleiteten 42 Vereinsmitglieder ihre Vorsitzende Maike Beckmann vom Schermbecker Westend zur Gahlener Bruchstraße, wo sie von Gahlener Heimatvereinsmitgliedern herzlich empfangen wurden. Die „Küchenfeen“ sorgten für Kaffee und Kuchen, ein paar Mitglieder der Braugruppe für Nachschub beim Göhlzen Lippe-Bäu-Bier.
In Gruppen wurden die Gäste durchs zweigeschossige Museum geführt. Sie lernten dabei eine Vielzahl von Exponaten kennen, die vor über einem halben Jahrhundert nicht nur das Gahlener Alltagsleben bestimmten, sondern genauso im zwölf Kilometer entfernten Weselerwald verwendet wurden. Auch die Maschinen und Gerätschaften, die in der vormotorisierten Landwirtschaft verwendet wurden, sahen in Gahlen nicht anders aus als jenseits der Lippe.
Doch eine komplett ausgestattete Werkstatt für die Herstellung von Klompen kann man außer in der „Olle Schuer“ an keiner anderen Stelle in Schermbeck besichtigen. Entsprechend groß war der Andrang in der Klompenkammer, wo Claus Matrose den Besuchern nicht nur die Herkunft der Maschinen erklärte, sondern auch den Herstellungsprozess von Holzschuhen vorstellte.
Drei ausgesprochene Glücksfälle trugen dazu bei, dass die Klompenkammer ihr heutiges Aussehen erhielt. Die baulichen Änderungen der ehemaligen Scheune übernahmen die Landtechnikfreunde des Gahlener Heimatvereins. Werkzeuge eines Klompenmakers erhielt der Verein von den Nachfahren des Gahleners Fritz Mettler, der bereits in den 1920er-Jahren das Handwerk eines Klompenmakers in seinem Haus an der Pfannhüttenstraße ausübte und auch noch nach dem Umzug in den Espelsgarten gelegentlich in seiner Kellerwerkstatt Holzschuhe aus Pappelholz herstellte.
Da die von Fritz Mettler verwendeten Maschinen nicht mehr vorhanden waren, freute sich der Gahlener Heimatverein riesig, als der in Lowick bei Bocholt wohnende Willi Lamers dem Gahlener Heimatverein im Jahre 2011 zwei alte Maschinen schenkte, mit der sein Vater, der Klumpenmachermeister Alois Lamers, noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Holzschuhe in großen Mengen herstellte.
Die beiden Maschinen aus den 1950er-Jahren, eine „Jürgen Albers Kopierdrechselmaschine“ und eine „Philips-Kopierfräse“, sind noch voll funktionstüchtig, sodass Claus Matrose den Besuchern die Herstellung von Holzschuhen in Einzelschritten erläutern konnte.
In einem ersten Schritt schneidet Claus Matrose aus einem Pappelstamm einen kubischen Block heraus. Mit Hilfe der Kopierdrechselmaschine erhalten der rechte und der linke Schuh in einem einzigen Arbeitsvorgang ihr späteres äußeres Aussehen. Das Herausfräsen des Holzes im Innenteil der Holzschuhe übernimmt eine weitere Maschine. Für die Endgestaltung muss noch mit einigen Spezialwerkzeugen der letzte Schliff vorgenommen werden.
Es gibt eine Vielzahl von Holzschuhen, die in verschiedenen Landschaften ein ganz anderes Aussehen aufweisen. Claus Matrose erläuterte den Unterschied zwischen dem „Holländer“ ohne die Verwendung zusätzlicher Materialien, dem „Westfalen“ mit einem Lederbesatz in der Form einer durchgehenden Kappe über dem Rist und dem „Niederrheiner“ mit einem Lederband über dem Rist.
Am Ende des mehr als zweistündigen Besuches war man sich einig, dass die Kontakte der beiden Heimatvereine künftig noch vertieft werden sollen. Das dürfte kein Problem sein, weil beide Vereine nach derselben Devise verfahren, nämlich Menschen für den Heimatraum zu begeistern, indem man ihnen die unmittelbare Vergangenheit nicht vorenthält, sondern als Einstiegsmittel präsentiert, um ein tieferes Interesse für weiter zurückliegende historische Entwicklungen zu erzeugen. H.Sch.
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