20. November: In memoriam Gustav Sack

Gesamtschule und Heimat- und Geschichtsverein erinnern an den Schermbecker Dichter
Schermbeck Am 5. Dezember 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – starb der Schermbecker Leutnant Gustav Sack in Rumänien. Auf dem Vormarsch gegen Bukarest traf ihn bei Finta Mare eine tödliche Kugel in die Brust. Obwohl er nur 31 Jahre alt wurde, hat er ein literarisches Werk hinterlassen, das ihn schon zu einer Zeit in der akademischen Welt bekannt machte, als er in seinem Heimatort recht wenig Anerkennung erhielt.

Gustav Sack im Jahre 1914, zwei Jahre vor seinem Tod in Finta Mare in Rumänien.
Gustav Sack im Jahre 1914, zwei Jahre vor seinem Tod in Finta Mare in Rumänien.

Anlässlich des 100. Todestages veranstaltet der Heimat- und Geschichtsverein Schermbeck in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule am Sonntag (20. November) ab 16 Uhr in der Aula der Gesamtschule eine Gedenkveranstaltung, die an einen Schermbecker erinnern soll, der es als einziger Bürger des niederrheinisch-westfälischen Grenzstädtchens Schermbeck geschafft hat, unter Angabe seines Geburtsortes Schermbeck in den 20-bändigen „Brockhaus“ und in das historisch-biographische Lexikon „Neue Deutsche Biographie“, das Standardwerk für die Vorstellung bedeutender deutscher Persönlichkeiten, aufgenommen zu werden. Der Eintritt ist frei. Nach der etwa zweistündigen Veranstaltung werden die Besucher zu einem Umtrunk eingeladen.

Zur Gustav Sack-Gedenkfeier am 20. November laden ein: Friederike Westrich, Til Drescher (vorne v.l.), Dr. Kay-Uwe Kirchert, Safiye Aydin, Christina Spellerberg, Karl Gormanns, Norbert Hohmann und Rolf Blankenagel (hinten v.l.). Foto: Helmut Scheffler
Zur Gustav Sack-Gedenkfeier am 20. November laden ein: Friederike Westrich, Til Drescher (vorne v.l.), Dr. Kay-Uwe Kirchert, Safiye Aydin, Christina Spellerberg, Karl Gormanns, Norbert Hohmann und Rolf Blankenagel (hinten v.l.). Foto: Helmut Scheffler

Nur ganz wenige Gedichte und Prosatexte aus der frühesten Schaffensphase Gustav Sacks wurden vor seinem Tod veröffentlicht. Die gesammelten Werke erschienen 1920 in einer zweibändigen Publikation. Sacks Werk ist nicht eindeutig einer literarischen Epoche zuzuordnen. Einig ist sich die akademische Literaturforschung, dass es irgendwo im Übergangsbereich vom Impressionismus zum Expressionismus anzusiedeln ist. Bei allen Schwierigkeiten, Sacks Werke einer literarischen Epoche zuzuordnen, haben vor allem seine Romane „Ein verbummelter Student“ und „Der Namenlose“ und seine Gedichte in der Sammlung „Die drei Reiter“ mehrere Doktoranden interessiert.

Im krassen Gegensatz zu den Wertschätzungen von Gustav Sacks Werken in der Literaturforschung stand lange Zeit die Distanz der Schermbecker, ja sogar die bewusste Ablehnung. Es waren nicht werkimmanente Gründe, sondern eine tradierte personelle Abneigung gegen eine Person, die man gar nicht selbst gekannt hat, die letzten Endes dazu führte, dass man Gustav Sack schlichtweg in seinem Heimatort ignorierte. Das änderte sich im Umfeld des 100. Geburtstages im Jahre 1985, als in Schermbeck der erste von zwei Bänden zum Leben und Werk von Gustav Sack erschien. Im Jahre 2010 rückte Gustav Sack auch in den Fokus des Heimat- und Geschichtsverein. Er ermöglichte im Museum eine Ausstellung der Literaturkommission für Westfalen, die anschließend im westfälischen Haus Nottbeck und im Düsseldorfer Heinrich-Heine-Institut gezeigt wurde.

Als ein besonderer Glücksfall erwies sich, dass der jetzige Gesamtschulleiter Norbert Hohmann als Fachlehrer für Deutsch nicht nur selbst Gustav Sacks Werke las, sondern auch mehrfach Schüler motivieren konnte, sich mit den Werken Sacks zu befassen. Das gelang ihm auch in diesem Jahr. Die Heimat- und Geschichtsvereinsmitglieder Rolf Blankenagel und Karl Gormanns freuen sich über die Zusammenarbeit mit der Schule am Gedenktag. Gormanns, der als Deutschlehrer eines Dinslakener Gymnasiums dort schon Gustav Sack im Unterricht behandelte, übernimmt die Moderation. Schulleiter Norbert Hohmann wird in seinem Vortrag die Biographie des am 28. Oktober 1885 geborenen Dichters vorstellen, der ein recht unbürgerliches Leben führte. Hohmann ergänzt die Rezeptionsgeschichte der Werke Gustav Sacks. Die beginnt mit der posthum von Gustav Sacks Frau Paula veranlassten Herausgabe des Romans „Ein verbummelter Student“ im Jahre 1917 und endet mit der Publikation „Gustav Sack, ein verbummelter Student. Enfant terrible und Mythos der Moderne“ im Jahre 2010.

Die Briefe Gustav Sacks wurden bislang in Schermbeck noch nicht recht gewürdigt. Sie wurden deshalb diesmal in den Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung gerückt. Die Oberstufenschüler Til Drescher und Friederike Westrich treten als Gustav und Paula Sack vor die Zuhörer, um Teile der Briefe des Dichters und seiner Frau vorzutragen. Sie treten in Kostümen auf, die Karl Gormanns vom Theater in Oberhausen erhielt. Deutschlehrerin Safiye Aydin hat die Schüler auf ihren Auftritt vorbereitet.

Den musikalischen Part der Gedenkveranstaltung übernimmt ebenfalls die Gesamtschule. Die Musiklehrer Christian Spellerberg und Dr. Kay-Uwe Kirchert haben zum Werk und der Lebenszeit Gustav Sacks passende Werke ausgesucht. Mitwirkende sind das Juniororchester, außerdem Mara Waschilewski (Gesang), Elisa Henzel (Flöte und Klavier) und Marisa Sievering (Gesang). H.Scheffler

 

 

Vorheriger ArtikelVerkehrsunfall in Gahlen – schwer verletzte Fahrzeugführerin
Nächster ArtikelPersonalversammlung – Gemeindeverwaltung geschlossen
Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.