Wolf: „Regionalstelle Herdenschutz“ wird von den Grünen kritisiert

Der Konzeptentwurf „Regionalstelle Herdenschutz“ im Kreis Wesel spricht sich für ein Herdenschutzzentrum aus und wird am Donnerstag dem Kreistag vorgelegt.

Die Grünen favorisieren ein Kompetenzteam mit Einbindung der Landwirtschaftskammer und der Kreistierzuchtberater.

Nach Vorstellungen von Landrat Ingo Brohl soll sich die „Regionalstelle Herdenschutz“ in Trägerschaft des Kreises befinden und durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Die GRÜNEN können sich dem Vorschlag nicht anschließen.

Die geplante „Regionalstelle Herdenschutz“ im Kreis Wesel wird von den Grünen kritisiert. Ulrike Trick, Fraktionsvorsitzende Schermbeck und ihr Stellvertreter Dr. Stefan Steinkühler sowie der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreis Wesel Hubert Kück erkennen in der Planung, die morgen im Kreisausschuss vorgestellt werden soll, keine wirkliche Sinnhaftigkeit.

Seit der Ausweisung des Wolfsgebietes Schermbeck im Oktober 2018 werden immer häufiger Stimmen laut, dass der Herdenschutz ausgebaut und verbessert werden müsse. Nicht nur das. Auch der bürokratische Weg für Weidetierhalter müsse, besonders mit dem geforderten Herdenschutz, für Tierhalter erleichtert werden.

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Hier im Dorfvenn in Gahlen werden bald wieder Mutterkühe stehen. Wie hoch die Schutzzäune im Naturschutzgebiet gegen Wolfsangriffe sein dürfen, ist jedoch bis heute nicht geklärt. Beim Ortstermin waren Hubert Kück (Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreis Wesel), Ulrike Trick (Fraktionsvorsitzende der Grünen Schermbeck) sowie ihr Stellvertreter Dr. Stefan Steinkühler. Foto: Petra Bosse

Laut Konzeptentwurf soll die Stelle im Koordinationsbereich „Nachhaltige Landwirtschaft“ des Kreises angesiedelt werden. Die Geschäftsführung und die Koordination soll, so die Planung, der Kreisschafzuchtverein Wesel übernehmen. Ebenfalls soll ein Herdenschutzbeirat eingerichtet werden, der ausschließlich für den Informations- und Interessenaustausch zu den Themen „Wolf und Herdenschutz“ beraten soll. Darüber hinaus soll hier präventive Aufklärung, Schulung, wie was zu tun ist bei einem Übergriff, angeboten werden. Auch soll es hier Hilfestellung nach Wolfsübergriffen geben wie Bereitstellung von „Herdenschutzsets“ unmittelbar nach einem Übergriff geben.

Kompetenzgerangel

„Wir wollen kein Kompetenzgerangel zwischen den unterschiedlichen Behörden, sondern eine Zentralisierung und mit drei Gremien, wenn LANUV noch mitgerechnet wird, gibt das nur ein Ping-Pong-Spiel“, so Dr. Stefan Steinkühler. Und weiter: „Die Kompetenz Wolf soll nicht dem Land abgenommen werden. Das hat ein hohes Konfliktpotenzial“. Er plädiert wie Trick und Kück für ein Kompetenzteam und favorisiert als Einbindung die Landwirtschaftskammer und die Kreistierzuchtberater.

Für Ulrike Trick werde derzeit „das Pferd von hinten aufgezäumt“, denn es gebe bis jetzt viele offene Fragen, die vorab geklärt werden müssen. Angefangen von der Zaunhöhe im Naturschutzgebiet bis hin zu den Stallungen, die als Schutz gegen den Wolf gebaut werden müssen. „Nur kein Landwirt weiß, was machbar und gesetzlich überhaupt erlaubt ist“, bemängelt Trick die schlechte Informationspolitik. Außerdem laufe das Thema fast immer nur auf Schaftierhalter hinaus. Landwirte und Pferdehalter seien völlig außen vor. Dabei beginne bald die Weidezeit für Mutterkühe, die auch während der Nacht auf der Weide stehen. Und: „Was nützen Millionen Fördergelder, wenn die Landwirte nichts machen dürfen?“, fragt sich Ulrike Trick.

Weidetierhalter stehen vor massiven Problemen

Die Weidetierhalter stehen aktuell, so Trick, vor massiven Problemen und seien auf sich gestellt. Bis jetzt gebe es keine konkreten Aussagen darüber, wie hoch überhaupt ein Schutzzaun im Außenbereich oder im Naturschutzgebiet, wie am Dorfvenn in Gahlen, laut Landschaftsplan sein darf. Alle reden von besserem Schutz und höheren Zäunen für Weidetiere. Fakt aber sei, so Trick, dass wolfsabweisende Zäune derzeit wegen der „Unberührbarkeitsklausel“ überhaupt nicht im Naturschutzgebiet aufgebaut werden dürfen. „Die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung drücken sich und schauen einfach weg. Es gibt keine klaren Aussagen“, so Trick. Und besonders was die Zaunhöhe im Außenbereich anbelange, könne weder der Kreis, noch ein Schutzzentrum eine Entscheidung treffen.

Kreisverwaltung muss Verantwortung übernehmen

 „Es muss erst einmal klargestellt werden, wer was macht und wer überhaupt wofür zuständig ist. Zuerst muss die Kreisverwaltung Verantwortung dafür übernehmen, wo sie Verantwortung übernehmen kann. Die Landschaftspläne müssen durchgängig im gesamten Wolfsgebiet angepasst werden. Wenn das erst mal da ist, gibt es auch eine Regelung, wie hoch die Zäune gesetzt und ob bestimmte Stallungen im Naturschutzgebiet gebaut werden dürfen. Wenn das nicht zügig von der Kreisverwaltung festgelegt wird, ist alles andere eine Verschleppung von Notwendigkeiten“, so Hubert Kück.

Das sei die Grundlage und die Verwaltung sei da jetzt in Pflicht. „Es ist Makulatur, ein ‚Sand in die Augen streuen‘ derjenigen, die Probleme haben und jetzt ein Herdenschutz-Zentrum installieren wollen. Das macht mich ärgerlich“, fügt Kück hinzu. Sein Credo: „Warum etwas Neues schaffen, wenn wir auch auf bewährte Strukturen, wie auf die Kreistierzüchter zugreifen können“. Diese seien eingespielt und gut vernetzt und hier könne gut gemeinsam eine praktikable Lösung gefunden werden. Petra Bosse