Der junge Walter Huhn wuchs in Schermbeck mit Unimogs auf
Sein Vater, ein Holzhändler und Schädlingsbekämpfer, besaß drei dieser alten Universal-Motorgeräte, kurz Unimog genannt, mit denen Walter Huhn bereits als Zehnjähriger in den angrenzenden Wald fuhr, um Baumstämme zu transportieren. Die Leidenschaft zu Unimogs hat ihn bis heute nicht losgelassen.
Technische Details
Als deutschland-, wenn nicht sogar weltweit anerkannter Experte auf dem Gebiet der Unimog-Reparatur, ist es Walter Huhn gewohnt, Fragen diverser Fernsehteams oder die der schreibenden Zunft zu beantworten.
Und auch mir erklärt er bereitwillig die technischen Details der unverwüstlichen Fahrzeuge, die vor 75 Jahren zum ersten Mal vom Band liefen. So erfahre ich, dass der restaurierte Daimler Truck vor dem ich stehe 5,8 Tonnen schwer ist und Unimogs generell bis 100 Kilometer pro Stunde schnell sein können. Sie werden erst im dritten Gang angefahren, denn die ersten beiden Gänge sind zum Rückwärtsfahren gedacht. Dass sie laut sind, davon kann ich mich selbst überzeugen und auch den Dieselgeruch habe ich noch etwas länger in der Nase, aber diesen Geruch mag Man(n) sicher am Unimog.
Sie wurden früher gerne bei der Feuer- oder Bundeswehr eingesetzt und so sind die orangefarbenen kleinen Lkw des Winterdienstes vielen älteren Mitbürgern sicherlich auch noch in Erinnerung.

Kunden müssen für die Reparatur Zeit mitbringen
Heute sind die Unimogs echte Liebhaberstücke geworden, einfach aus Spaß an der Freude oder für Reisende als umgebauter Camper.
Sie zu reparieren, das lernte Walter Huhn von der Pike auf. 1969 begann er in Borken seine Lehre zum Landmaschinenmechaniker – wie könnte es anders ein – in der Generalvertretung des vielseitig einsetzbaren Nutzfahrzeuges. Einige Jahre später bestand er seinen KFZ-Meister und machte sich am 1. April 1993 mit seiner jetzigen Werkstatt in Schermbeck-Damm selbstständig.

In der ganzen Welt kauft der „Unimog-Papst“, wie er in Fachkreisen genannt wird, Ersatzteile, aber auch ganze Unimogs auf, um sie detailgetreu wiederherzustellen. Schnell geht hier gar aber nichts, und neben Zeit müssen seine Kunden auch das nötige Kleingeld mitbringen, denn bei der Reparatur kommen schnell mal höhere fünfstellige Summen zusammen.
Manchmal hat der Schermbecker allerdings Glück und muss nicht weit fahren, um einen Unimog abzuholen. So erhielt er vor einiger Zeit einen Anruf, dass in Schalke „so ein altes Teil“ steht, das verschrottet werden soll. Walter Huhn holte den Schrotthaufen ab und nach unzähligen Arbeitsstunden entsteht ein Prachtexemplar, das nicht nur Männerherzen höherschlagen lässt.

Der Ruhestand kann warten
Momentan arbeitet der „Unimogler“ an einem Originalgetriebe aus den 50-er Jahren und hat dazu eine Schaltmuffe 1:1 herstellen lassen. „Für die Reparatur der verschiedenen Unimogs ist ein umfangreiches Wissen über Druckluft, Hydraulik und Elektrik notwendig, das besitzen nicht mehr viele. Und da das Getriebe nun mal das Herzstück des Unimogs ist, ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis die Fahrer zu mir kommen“, ist er sich sicher.
Und so schraubt und tüftelt Walter Huhn und hat bisher immer eine Lösung gefunden, um seinen Kunden zu helfen. Zum einen ist er sehr gut vernetzt und verfügt über Kontakte, die bestimmte Ersatzteile anfertigen können, zum anderen hat er ein riesiges Fachwissen im Kopf sowie alte Fachliteratur, in der er zur Not nachlesen kann. Und wenn alle Stricke reißen, dann weiß sein alter Meister immer noch Rat. „Solange ich noch Spaß daran habe, gehe ich auch nicht in Rente“, betont der agile Handwerker.

Unimog-Liebhaber unter sich
Dass es viele Liebhaber dieser alten Fahrzeuge gibt, zeigt die sehr hohe Mitgliederzahl im Unimog Veteranen Club e. V., einer der beiden Vereine, denen Walter Huhn angehört. „Man kennt sich hier und man kennt mich hier. Ich werde daher oft empfohlen, das freut mich natürlich, aber wenn ich Blödsinn machen oder Mist bauen würde, dann würde sich das sehr schnell rumsprechen.“

Auch privat lässt den 66-Jährigen die Liebe zu Unimogs nicht los. So sammelt er sie in Originalgröße oder als Miniaturausgabe, sammelt alte Fachliteratur, alte Reparaturanleitungen. Er sammelt eigentlich alles, was mit dem alten Gefährt zu tun hat. Selbst in seiner Freizeit ist er mit ihnen unterwegs. Umgebaut mit Anhänger inklusive Bett machen er und seine Partnerin sich regelmäßig auf den Weg zu verschiedenen Treffen der Unimogfahrer. „Wir fahren Campingplätze an, dort gibt es Duschen und Strom, mehr brauchen wir nicht. So bin ich in 15 Jahren bereits 23.000 Kilometer gefahren, wobei ich ganz bequem sitze“, verrät der KFZ-Meister. „Ich habe einen Federsitz, meine Beifahrerin muss sich leider mit einem harten Sitz begnügen“, schmunzelt er.
Fotos: Christian Sklenak