Am 22. Februar fand in Gahlen das traditionelle Wurstjagen statt. Bei frühlingshaften Temperaturen und gelegentlichen Regentropfen am späten Nachmittag zogen die Junggesellen durch die Gemeinde.
Möglicherweise hat sich der eine oder andere, an dessen Tür geklingelt wurde, in Erwartung einer U-30er Truppe verwundert die Augen gerieben, doch das Rätsel ist schnell geklärt. In diesem Jahr haben die Kartoffelschälerinnen und aktiven Junggesellen tatkräftige Unterstützung von zahlreichen Veteranen erhalten.
Als die Dating-App noch Klingel hieß
Bereits am Vorabend hatte man sich zum traditionellen Kartoffelschälen getroffen. Die dafür notwendigen Schälmesser waren Ende Januar von den CDU-Ratsmitgliedern Egon Stuhldreier und Andre Rademacher an die Vorstände der Junggesellenvereine Gahlen-Dorf und -Bruch übergeben worden. Der uralte Brauch des Wurstjagens stammt aus einer Zeit vor der digitalen Revolution. Was heute Dating-Apps übernehmen, war damals eine clevere soziale Innovation.
Brauch über mehr als 100 Jahre alt
Das Wurstjagen bot den Junggesellen – also unverheirateten Männern – eine gesellschaftlich akzeptierte Möglichkeit, mit dem weiblichen Teil der Dorfgemeinschaft in Kontakt zu treten. Die Kombination aus dem Kartoffelschälen der Frauen am Vorabend und dem Wurstjagen der Männer mit anschließendem gemeinsamen Wurstessen muss ziemlich gut funktioniert haben, ansonsten hätte sich der schöne Brauch kaum über mehr als 100 Jahre halten können. Nach dem Zug durch die Gemeinde, bei dem ein gelegentliches „Körnchen“ half, den Wetterunbilden zu trotzen, fanden sich alle Teilnehmer zum geselligen Abschluss im Saal Holtkamp ein, wo das gemeinsame Wurstessen den Tag abrundete.