Der Gahlener Umweltschutzverein e. V. erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen die Firma Nottenkämper im Zusammenhang mit dem Ölpelletsskandal. In einer aktuellen Stellungnahme kritisieren die Vorsitzenden Dr. Stefan Steinkühler und Matthias Rittmann die Rolle des Unternehmens in der illegalen Entsorgung von gefährlichen Ölpellets in einer Tongrube und stellt die Glaubwürdigkeit der Geschäftsführung infrage.
Der Fall hat in der Region und darüber hinaus für erhebliches Aufsehen gesorgt, da die Verantwortung und das Ausmaß der Beteiligung von Nottenkämper immer wieder öffentlich diskutiert wurden. Auch nach einem kürzlich ergangenen Gerichtsurteil sehe der Umweltschutzverein erheblichen Klärungsbedarf.
Reaktion auf die letzten Entwicklungen
Am 29. Juni 2024 erschien in der NRZ ein Artikel über das mutmaßlich letzte Strafurteil im Ölpelletsverfahren. Darin wurden auch Aussagen des Vorsitzenden Richters zur Rolle und Verantwortung der Firma Nottenkämper wiedergegeben. Diese Aussagen führten jedoch offenbar dazu, dass die Geschäftsführung der Firma Nottenkämper erneut versuchte, sich in der Öffentlichkeit zu verteidigen.
Wie der Gahlener Umweltverein heute mitteilt, sei am 12. August 2024 ein weiteres Interview mit der Geschäftsführerin Frau Nottenkämper in der NRZ veröffentlicht worden. In diesem Gespräch habe sie, wie auch in der Vergangenheit, wiederholt, dass die Firma selbst Opfer der Ereignisse sei. Sie habe betont, getäuscht und hintergangen worden zu sein, insbesondere durch ehemalige Angestellte.
Auf die Frage der NRZ, wie sie die Aussage des Richters beurteile, dass es „schwer zu glauben sei, dass alles ohne Wissen der Firma Nottenkämper erfolgt sein soll“, habe Frau Nottenkämper wie folgt geantwortet: „Das wurde leider sehr verkürzt wiedergegeben. Gemeint waren damit unsere ehemaligen Angestellten, die zu unserem Nachteil zusammengewirkt hatten. Was der Richter und der Staatsanwalt danach gesagt haben, war bedauerlicherweise nicht mehr zu lesen. Es wurde klar gesagt, dass niemand aus unserer Geschäftsführung damit etwas zu tun hatte.“
Kritik des Gahlener Umweltschutzvereins
Diese Antwort ließ den Gahlener Umweltschutzverein skeptisch zurück. Dr. Stefan Steinkühler und Matthias Rittmann, die Vorsitzenden des Vereins, äußern ihre Verwunderung darüber, wie Frau Nottenkämper an der Urteilsbegründung teilgenommen haben will, da sie – anders als Vertreter des Umweltschutzvereins – nicht bei der Verhandlung anwesend war. Weiterhin stellt sich die Frage, was Frau Nottenkämper mit ihrer Aussage meinte, dass Richter und Staatsanwalt „danach“ noch etwas gesagt hätten. Dr. Steinkühler betont, dass es im deutschen Strafrechtssystem unüblich ist, dass nach einer Urteilsbegründung weitere Einzelstatements vom Richter oder der Staatsanwaltschaft abgegeben werden.
Zitat aus dem schriftlichen Urteil
Da Frau Nottenkämper betont, ihre Aussage sei verkürzt wiedergegeben worden, zitiert der Umweltschutzverein direkt aus dem schriftlichen Urteil, das inzwischen vorliegt. Auf Seite 36 heißt es dort: „Aufgrund der immensen Zahl von täglichen LKW-Ladungen, die an der Grube angeliefert und deponiert wurden, sowie des Umstandes, dass das Material u.a. von LKWs der Firma Nottenkämper beim RZB abgeholt wurden, ist davon auszugehen, dass jemand in der Geschäftsleitung der Firma Nottenkämper ebenfalls in die illegale Deponierung der gefährlichen Ölpellets in der Tongrube eingeweiht war.“
Behörden sehen keinen Handlungsbedarf
Trotz dieser deutlichen Aussage aus dem Urteil scheint es keine weiteren Konsequenzen für die Geschäftsführung von Nottenkämper zu geben. Weder die Staatsanwaltschaft Bochum noch die Aufsichtsbehörden, wie der Kreis Wesel oder die Bezirksregierung Düsseldorf, sahen bisher Veranlassung, tiefere Ermittlungen gegen die Geschäftsleitung einzuleiten oder an deren Zuverlässigkeit zu zweifeln.
Fazit
Der Gahlener Umweltschutzverein zeigt sich angesichts dieser Entwicklungen irritiert. Die Vorsitzenden stellen erneut die Frage, wie es sein kann, dass trotz klarer Aussagen eines Gerichts keine weiteren Schritte gegen die Geschäftsführung von Nottenkämper unternommen werden. Der Skandal um die illegale Entsorgung von Ölpellets wird somit weiterhin ein brisantes Thema in der Region bleiben.