Nein zum Gewerbegebiet in Rüste

Schermbecker wehren sich gegen Gewerbe- und Industriegebiet

Bürgerinitiative „Rüster gegen Gewerbegebiet“ – 100 Unterschriften gegen Pläne zum Rüster Gewerbegebiet

(pd). Mit einer Unterschriftenaktion haben Landwirte und Anwohner in Schermbeck-Rüste auf das Ansinnen der Verwaltung Schermbeck reagiert, dort entgegen der Leitlinien der Regionalplanung einen großen Gewerbe- und Industriepark anzustreben.

Anfang März hat die Bürgerinitiative „Rüster gegen Gewerbegebiet“ knapp 100 Unterschriften von direkt betroffenen Anliegern sowie ein ausführliches Schreiben beim Regionalverband Ruhr (RVR) eingereicht – fristgerecht während der Einspruchsphase, um bei einer möglichen Überarbeitung des Regionalplans Gehör zu finden.

Nein zum Gewerbegebiet Schermbeck Rüste
Foto: privat

Bereits vor einigen Jahren haben die beiden Kommunen Schermbeck und Dorsten eine gemeinsame Gewerbe- und Industriefläche (GIB) im Außenbereich „Rüster Feld“ geplant – und sind damit gescheitert.

Der RVR begründete die Ablehnung damit, dass mit der Planung wichtige Grundsätze der Regionalplanung wie der Erhalt von landwirtschaftlich genutztem Raum im Außenbereich verletzt seien. Im Entwurf für den neuen Regionalplan Ruhr taucht die Fläche entsprechend nicht auf.

RVR hat eine Brachfläche ausgewiesen

Stattdessen hat der RVR eine Brachfläche im „Emmelkämper Brauk“ an der A 31 als mögliche GIB-Kooperationsfläche ausgewiesen.

In Dorsten hat die Verwaltung nach Protesten der Anwohner in Dorsten-Holsterhausen zwischenzeitlich signalisiert, auf unbestimmte Zeit keinen Bedarf an der Nutzung dieser Fläche zu haben. Gleichwohl haben sowohl Dorsten als auch Schermbeck Einspruch gegen die Ausweisung im Regionalplan eingelegt und erneut mit dem Standort „Rüster Feld“ eine vergleichsweise weitaus größere Fläche für Gewerbe und Industrie in Spiel gebracht. Bis zu 70 Hektar Land würden die beiden Rathäuser laut den Entwürfen hier gerne überplanen, rund 55 Hektar lägen auf Schermbecker Gebiet.

Nachhaltige Landwirtschaft erhalten

„Es ist unverständlich, mit welcher Vehemenz die beiden Kommunen die Ziele und Grundsätzen der Regionalplanung weiterhin ignorieren“, erklärt Thomas Bolte von der Bürgerinitiative „Rüster gegen Gewerbegebiet“. „Sinn der übergeordneten Regionalplanung ist es doch gerade, der zunehmenden Zerschneidung der Landschaft Einhalt zu gebieten, den Wildwuchs kommunaler Planung einzudämmen und eine nachhaltige Entwicklung mit Blick auf das langfristig Gebotene zu ermöglichen.“

In einem ausführlichen Schreiben hat die Bürgerinitiative die Ziele und Grundsätze des Regionalplans noch einmal in Erinnerung gerufen. Tenor: Der zur regionalen Nahrungsmittelproduktion genutzte Raum im Außenbereich „Rüster Feld“ sei unbedingt zu verteidigen, die „grüne Lunge“ zwischen Schermbeck und Dorsten langfristig zu erhalten.

Zum nachhaltigen Betrieb der dortigen Biogasanlage seien Ackerflächen in direkter Nähe notwendig, um Transportwege für Substrate gering zu halten und Gärreste als Dünger ausbringen zu können. „Während der Planungsphase der Biogasanlage ist den Anwohnern das ganze Konzept gerade wegen der umliegenden Landwirtschaftsflächen und der regionalen Wertschöpfungskette als besonders sinnvoll verkauft worden. Jetzt gelten die Argumente von damals auf einmal nicht mehr und die Ackerflächen für den Maisanbau sowie die Verwertung der Gärreste sollen wegfallen?“, fragt die Bürgerinitiative in dem Schreiben an den RVR sowie zahlreiche Politiker.

Traditionsreiche Betriebe bedroht

In Schermbeck-Rüste befinden sich Höfe, die seit rund 500 Jahren bestehen. Rund drei Viertel der betroffenen Grundstückseigner würden ihre landwirtschaftlich genutzten Flächen keinesfalls freiwillig hergeben, wie die Bürgerinitiative in gemeinsamen Treffen in Erfahrung gebracht hat. An langwierige Enteignungsverfahren durch die Verwaltung mag hier niemand glauben. Für ebenso unwahrscheinlich halten es die Anwohner aber auch, dass es überhaupt zu einer konkreten Planung der Gewerbe- und Industriefläche kommt. „Die Grundsätze und Ziele der Regionalplanung sprechen einfach dagegen“, erläutert Thomas Bolte und empfiehlt den Verwaltungen in Schermbeck und Dorsten die gewissenhafte Lektüre des Regionalplans.