Leserbrief: Abschussforderungen der Schermbeck und Leuscheider Rudel

Video in „Schermbeck-online“ – Leserbrief von Johanna Schwarzer

Eine Epidemie scheint ganz Deutschland erfasst zu haben dessen Virus „Töten von Wölfen“ heißt.

Leider breitet er sich auch in Form eines unstillbaren Verfolgungswahns immer weiter aus, was zur Folge hat, dass immer mehr Wölfe verantwortungslos und gnadenlos ihr Leben lassen müssen.

Mich hat das Geschehen um das Schermbecker Rudel, als auch um das Leuscheider Rudel inspiriert, meine Meinung öffentlich kund zu tun.

Wieder einmal eine der vermehrten Treibjagden im Gebiet des Schermbecker Rudels. Im Video sind an der Gabelung von Wald/Feldwegen zwei Geländewagen und ein PKW zu sehen, um die sich einige Jäger/Treiber in Warnwesten versammeln. Aus dem Wald flüchtend sieht man drei Wölfe aufgeschreckt in Richtung Wiese rennen. Eine Personen hatte wohl nichts Eiliges zu tun, als sich ins Auto zu schwingen, um die Wölfe zu verfolgen, was für mich als ein klares Jagen zu deuten ist. In voller Panik flohen die Spezies in verschiedene Richtungen.

Hätten die Wölfe ihre Richtung nicht gewechselt, so bin ich mir sicher, hätte der Verfolger sein Kfz nicht mehr frühzeitig zum Stehen bekommen. Ich bin entsetzt über solch einen krankhaften Verfolgungswahn von hilflosen Mitgeschöpfen, die unter strengstem Schutz stehen und sehe darin eine Straftat. Immerhin wurde das Video aus dem fahrenden Auto gefilmt.

All diese Tatsachen lassen mir, als einen verantwortungsbewussten und moralisch/ethisch denkenden Menschen keine Ruhe und immer wieder frage ich mich: „ Warum lässt man die Tiere nicht in Ruhe ihres Weges ziehen?“ Immerhin waren sie bereits durch die Unruhe der Treibjagd im Wald gestresst und gehetzt! Der unglaublichen Hetze gegen den Wolf wird noch durch die Gründung der „Bürgerwehr gegen den Wolf“ die Krone aufgesetzt!

Ein ähnliches Video hat ein Landwirt aus Niedersachsen auf YouTube veröffentlicht. In diesem ist zu sehen, wie er mit seinem Trecker einen Wolf über das Feld jagt. Solche Menschen haben meiner Meinung nach weder moralische, noch intellektuelle Reife erlangt, um die Primitivität ihres Handelns zu erkennen. Dazu zitiere ich Nurejew:“ Besessenheit ist der Motor- Verbissenheit ist die Bremse.“ Auf Grund solcher Vorkommnisse bezweifle ich, dass derartige Personen überhaupt geeignet sind, einen Führerschein, Jagdschein und eine Berechtigung zum Führen von Waffen zu besitzen.

Drücker Jagden sind für alle Tiere des Waldes der reinste Horror, denn durch das Aufscheuchen verlassen sie den Wald und laufen vor die Flinten der Jäger, wobei viele Treffer nicht tödlich wirken, denn die Jäger haben kaum Zeit zum Anvisieren. Ohne Nachsuche verenden waidwund geschossene oftmals unvorstellbar elend. Ich bin der festen Meinung, dass Treibjagden generell verboten gehören, mindestens jedoch in Wolfsgebieten, denn wer kann garantieren, dass dabei nicht (gewollt oder ungewollt) auch panisch fliehende Wölfe getroffen werden?

Auch in NRW hört man oftmals immer die gleichen Personen über Risse an Weidetieren klagen, obwohl diese z.T. gar nicht oder nur unvollkommen geschützt waren. So auch Schäfer Simon D., der wohl auch einen Wolfsriss zu beklagen hatte, der auf Grund ungeschützter Weidetiere zu Stande kam. Trotz dem fordert auch er den Abschuss von Wölfen. Da frage ich mich, mit welchem Recht?

Dann ist da Benjamin N. der sich „schockiert“ zeigt, weil er das Pony „Lilly“ tot auf der Weide vorfindet. Er jammert in Medien zwar den Schlachtpreis erstattet bekommen zu haben, jedoch den „emotionalen“ Wert nicht. Das verschlägt mir die Sprache, denn, wie kann man in einem Wolfsgebiet ein ca.35 Jahre altes, schwaches Kleinpferd nachts allein ungeschützt auf der Weide lassen? Ein verantwortungsvoller Halter, der sein Tier liebt, stallt es nachts ohne Aufforderung ein.Da scheint mir der Auftritt in den Medien doch recht unecht zu wirken. Auch die Forderung von Zahlungen kann ich schon nicht mehr hören, immerhin ist die Pony Haltung ein Hobby und wo kämen wir denn hin, wenn Jeder für sein Hobby von der Allgemeinheit eine finanzielle Unterstützung erhalten würde? Schäfer D. z.B. hat lt. Wolfsschutz Deutschland über 50.000 EU an Subventionen erhalten und selbst keinen Riss mehr zu beklagen nachdem er aufgerüstet hat.

Eigenartigerweise liebt angeblich Jeder seine Tiere, jedoch den Wolf, den Urahn unserer Haushunde nicht, der soll gnadenlos und oftmals unschuldig mit seinem Leben bezahlen? Was ist das für eine Moral?

Ich bin jedes mal sprachlos, wenn ich diese unglaublich, künstlich erzeugte Hysterie über das verantwortungslose Töten von Wölfen in Medien wahrnehme. Zu erwähnen sind die Jägerschaft, Hobbytierhalter, die gleichzeitig Jäger sind, Landwirte mit und ohne Jagdschein. Sie alle zeigen sich als Verbündete gegen den Wolf obwohl wir ihn dringend in unserer stark zerstörten Natur brauchen. Und dann versuche ich diese Gruppen einzuordnen, ist es Blutrünstigkeit, ist es Hass oder ist es Jagdgeilheit? Auf alle Fälle ist für nichts davon Platz, sondern die einzig richtige Lösung heißt:“ Leben mit dem Wolf und der Vielfalt des Ökosystems eine Chance geben!“ Siehe YouTube: “Wölfe, das Wunder im Yellowstone Nationalpark“.

Johanna Schwarzer

Hinweis: Verantwortlich für den Inhalt der veröffentlichten Zuschriften/Leserbrief ist der jeweilige Verfasser. Leserbriefe können auch durch die Redaktion gekürzt werden.