Ein Herz für Tiere – Beagel Hunde aus dem Versuchslabor

Ein großes Herz für Hunde hat das Dorstener Ehepaar Marlene und Werner Linnemann. Seit drei Tagen haben sie einen neuen Hund. Keinen gewöhnlichen, sondern jetzt bereits den zweiten Beagle mit Franz.
Seit bereits drei Jahren lebt Cäsar bei ihnen. Beide Tiere stammen aus medizinischen Versuchslaboren. Was die zwei von anderen Hunden unterscheidet, ist eben genau ihre „düstere Vergangenheit“. Sie verlebten ihre Jugend in einem Versuchslabor. Keine schöne Kindheit, denn wer sich mit diesem Thema schon mal näher beschäftigt hat weiß, dass man dafür starke Nerven braucht.
Während der fünfeinhalbjährige Cäsar schon längere Zeit bei der Familie Linnemann lebt, muss Franz sich erst einmal an die neue Umgebung und die Menschen gewöhnen, denn vorher ist er zum Beispiel noch nie über eine grüne Wiese gelaufen. Seine großen Schlappohren konnte Franz auch noch nie in die Sonne halten und ebenfalls weiß er nicht, was es heißt, nur geliebt zu werden.
Beagels werden sehr häufig und zum Wohle der Menschheit in der Forschung gehalten.
Beispiele hierfür sind die Krebsforschung, oder Testverfahren für Herz-Kreislauf-Medikamente, wo ein künstlicher Herzinfarkt ausgelöst wird.

Nur bei Frauchen fühlt sich der Beagel wohl
Nur bei Frauchen fühlt sich der Beagel wohl

„In diesem Fall kommen beide Tiere angeblich aus der Herz- und Diabetes-Therapie-Forschung“, so Werner Linnemann. „Es werden gerne Beagle genommen, denn sie sind grundsätzlich sozialverträglich, freundlich und vor allem nicht nachtragend“, erzählt er, der fast sein ganzes Leben lang Hunde um sich hatte. Eigenschaften, die dem Beagle leider zum Verhängnis werden.
Der 65jährige Barkenberger ist Diabetiker. Seit 2000 spritzte er sich künstliches Insulin. „Bevor ich mir das künstliche Insulin spritze, ging es mir als Diabetiker sehr viel schlechter. Deshalb hat meine Frau als Dankeschön sich dazu entschlossen, einen Beagle aus dem Labor zu holen“, sagt Werner Linnemann.
Seit drei Jahren gehört Cäsar mit zur Familie. Linnemanns bekamen ihn von der „Labor Beagle Hilfe e. V. vermittelt. Bevor er aber in die Vermittlung kam, wurde der Hund im Vorfeld durch eine Pflegefamilie resozialisiert. Erst dann konnten Walter und Marlene ihren neuen Mitbewohner nach Hause holen.

...selbst der Gang durch den Garten macht dem jungen Beagel Angst
…selbst der Gang durch den Garten macht dem jungen Beagel Angst

Für Franz leisten nun die Linnemanns eine solche „Resozialisierungsarbeit“. Sie müssen den kleinen Kerl komplett an ein neues Leben, ohne Schmerzen und Leiden, für eine dauerhafte Familie vorbereiten.
Beide kümmerns sich liebevoll um seine Hundebelange, die aber im Moment noch sehr bescheiden sind. Eine Aufgabe, die aber für das Ehepaar zu einer Herzensangelegenheit geworden ist.
„Hunde, die aus Versuchslaboren kommen, können und wissen rein gar nichts. Sie sind wie acht Wochen alte Welpen, die alles erlernen müssen. Das fängt mit der Leinenführigkeit an, sie müssen zum Gassigehen animiert werden, bis hin zu alltäglichen Dingen.

Mittlerweile ist Cäsar nicht nur verfressen und fröhlich, sondern auch sehr selbstbewusst
Mittlerweile ist Cäsar nicht nur verfressen und fröhlich, sondern auch sehr selbstbewusst

Franz fängt schon an zu zittern, wenn ich nur in der Zeitung blättere“, sagt Werner Linnemann, der es für sich und seine Frau zur Aufgabe gemacht hat, den Hunden das zurückzugeben, was diese zum Wohle der Menschheit in medizinischen Versuchslaboren erleiden mussten.
Während Cäsar munter herumtollt und mit seinem Herrchen spielt, sitzt Hund Franz auf dem Schoß seiner Pflegemutter. „Es dauerte zwei Tage, bis Franz sich aus seiner Hundebox traute“, so Marlene Linnemann, die immer wieder liebevoll über ihren Zögling streichelt. Sie ist im Moment noch die einzige Bezugsperson für den Hund mit den großen, braunen und ängstlichen Augen. „Vor Männern hat er unheimlich Angst. Wir wissen ja nicht, was mit ihnen passiert ist. Die Hunde werden vom Verein anonym abgeholt, und die Abholer sind angehalten, nichts zu sagen“, so Werner Linnemann. „Es ist eine Genugtuung, etwas Gutes den Tieren zu tun. Dafür geben sie uns viel Lebensmut wieder“, schließt Marlene Linnemann ab.
Fragen
Was ist ein Pflegehund?
„In diesem Jahr wurden vom Labor 33 Hunde ausgegeben. Für 18 Tiere konnten die Vermittler keine Pflegestelle finden. So kommen die dann die Tiere in Pflegestellen, bis für sie eine dauerhafte Bleibe gefunden wird“.
Werden die zukünftigen Hundebesitzer und Pflegestellen vorab auf ihre Eignung getestet und überprüft?
„Ja. Die Pflegestellen und die späteren Besitzer werden vom Verein genaustens überprüft, auch noch nach Jahren bleibt der Kontakt zu den Vermittlern bestehen.
Wer einem Versuchstier ein Leben nach dem Labor bereiten möchten, woran können sich Interessenten wenden?
„Es gibt eine Internetseite des Vereins www.Laborbeaglehilfe.de mit vielen weiteren Informationen und Hunden, die aktuell ein Zuhause suchen“.

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